Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eiskunstlauf sendet Signal
Mindestalter für EM, WM und Olympia nun bei 17 Jahren
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PHUKET (dpa) - Die Zeit der 15-jährigen Vierfachspringerinnen bei EM, WM und Olympia läuft ab. Der Weltverband ISU wird das Mindestalter im Eiskunstlauf bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo auf 17 Jahre anheben. Mit 110:16-Stimmen entschied der ISU-Kongress im thailändischen Phuket, schrittweise das Limit einzuführen. In der Saison 2023/24 dürfen 16-Jährige antreten und im Winter darauf nur 17 Jahre alte Läuferinnen. „Das ist ein gutes Signal nach außen, das hoffentlich zu einem Imagewandel führen wird“, kommentierte Claudia Pfeifer, Sportdirektorin der Deutschen EislaufUnion, den Beschluss. „Ich hoffe, dass der Eiskunstlauf in Zukunft wieder attraktiver wird.“Die DEU hätte es noch lieber gesehen, wenn der norwegische Antrag zur Altersbegrenzung angenommen worden wäre: Danach hätten schon von kommenden Winter an nur 17-Jährige bei EM und WM starten dürfen.
Die ISU zog mit der Limitierung des Alters die Konsequenz aus der Kontroverse um die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa bei den Peking-Spielen. Die damals 15Jährige war durch eine positive Dopingprobe unter Druck geraten. Bekannt wurde das Ergebnis am 8. Februar – einen Tag nach dem Sieg der Russen mit Walijewa im olympischen Teamwettbewerb. Nach tagelangem Wirbel durfte sie auch wegen des Status’ als Minderjährige dennoch im Einzel starten. Sie hielt aber dem massiven öffentlichen Druck nicht stand und verpasste als Vierte eine Medaille im Kür-Einzel.
Im Antrag der ISU-Führung war die Einführung einer Altersbeschränkung mit gesundheitlichen Risiken für junge Eisläufer wie „Burnout, Essstörungen und langfristige Verletzungsfolgen“durch die immer höhere Zahl von Vierfachsprüngen begründet worden. Der ehemalige Leiter des Eiskunstlauf-Bundesstützpunktes in Berlin, Reinhard Ketterer, fügte ergänzend hinzu: „Den jungen Läuferinnen wird damit die psychische und physische Last genommen.“Womöglich würden längere Karrieren wieder ermöglicht.
Deutschlands Sportikone Katarina Witt begrüßt die Weltverbandsentscheidung ausdrücklich. „Glückwunsch zu dieser historischen Entscheidung“, sagte die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin und ergänzte: „Mit der Anhebung des Mindestalters auf 17 Jahre geht die ISU einen richtigen, zeitgemäßen Weg und schützt vorrangig die Athletinnen vor ihren teilweise überehrgeizigen Verantwortlichen. Sie werden somit gezwungen, viel umsichtiger mit den jungen Sportlerkarrieren umzugehen.“Kritische Worte kamen vom früheren Eiskunstlauf-Europameister Norbert Schramm. „Es ist ein erster Schritt, aber ich glaube kaum, dass es etwas Positives für den Sport bewirken kann. Es reicht einfach nicht aus. 17-Jährige haben im Profisport nichts verloren“, sagte der 62Jährige. Schramm selbst würde sich eine Anhebung des Mindestalters auf „mindestens 18, besser noch auf 21 wünschen.“