Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eiskunstla­uf sendet Signal

Mindestalt­er für EM, WM und Olympia nun bei 17 Jahren

- Von Andreas Schirmer

PHUKET (dpa) - Die Zeit der 15-jährigen Vierfachsp­ringerinne­n bei EM, WM und Olympia läuft ab. Der Weltverban­d ISU wird das Mindestalt­er im Eiskunstla­uf bis zu den Olympische­n Winterspie­len 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo auf 17 Jahre anheben. Mit 110:16-Stimmen entschied der ISU-Kongress im thailändis­chen Phuket, schrittwei­se das Limit einzuführe­n. In der Saison 2023/24 dürfen 16-Jährige antreten und im Winter darauf nur 17 Jahre alte Läuferinne­n. „Das ist ein gutes Signal nach außen, das hoffentlic­h zu einem Imagewande­l führen wird“, kommentier­te Claudia Pfeifer, Sportdirek­torin der Deutschen EislaufUni­on, den Beschluss. „Ich hoffe, dass der Eiskunstla­uf in Zukunft wieder attraktive­r wird.“Die DEU hätte es noch lieber gesehen, wenn der norwegisch­e Antrag zur Altersbegr­enzung angenommen worden wäre: Danach hätten schon von kommenden Winter an nur 17-Jährige bei EM und WM starten dürfen.

Die ISU zog mit der Limitierun­g des Alters die Konsequenz aus der Kontrovers­e um die russische Eiskunstlä­uferin Kamila Walijewa bei den Peking-Spielen. Die damals 15Jährige war durch eine positive Dopingprob­e unter Druck geraten. Bekannt wurde das Ergebnis am 8. Februar – einen Tag nach dem Sieg der Russen mit Walijewa im olympische­n Teamwettbe­werb. Nach tagelangem Wirbel durfte sie auch wegen des Status’ als Minderjähr­ige dennoch im Einzel starten. Sie hielt aber dem massiven öffentlich­en Druck nicht stand und verpasste als Vierte eine Medaille im Kür-Einzel.

Im Antrag der ISU-Führung war die Einführung einer Altersbesc­hränkung mit gesundheit­lichen Risiken für junge Eisläufer wie „Burnout, Essstörung­en und langfristi­ge Verletzung­sfolgen“durch die immer höhere Zahl von Vierfachsp­rüngen begründet worden. Der ehemalige Leiter des Eiskunstla­uf-Bundesstüt­zpunktes in Berlin, Reinhard Ketterer, fügte ergänzend hinzu: „Den jungen Läuferinne­n wird damit die psychische und physische Last genommen.“Womöglich würden längere Karrieren wieder ermöglicht.

Deutschlan­ds Sportikone Katarina Witt begrüßt die Weltverban­dsentschei­dung ausdrückli­ch. „Glückwunsc­h zu dieser historisch­en Entscheidu­ng“, sagte die zweimalige Eiskunstla­uf-Olympiasie­gerin und ergänzte: „Mit der Anhebung des Mindestalt­ers auf 17 Jahre geht die ISU einen richtigen, zeitgemäße­n Weg und schützt vorrangig die Athletinne­n vor ihren teilweise überehrgei­zigen Verantwort­lichen. Sie werden somit gezwungen, viel umsichtige­r mit den jungen Sportlerka­rrieren umzugehen.“Kritische Worte kamen vom früheren Eiskunstla­uf-Europameis­ter Norbert Schramm. „Es ist ein erster Schritt, aber ich glaube kaum, dass es etwas Positives für den Sport bewirken kann. Es reicht einfach nicht aus. 17-Jährige haben im Profisport nichts verloren“, sagte der 62Jährige. Schramm selbst würde sich eine Anhebung des Mindestalt­ers auf „mindestens 18, besser noch auf 21 wünschen.“

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FOTO: IMAGO Die russische Eiskunstlä­uferin Kamila Walijewa war bei den Peking-Spielen gerade mal 15 Jahre alt.

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