Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf der langen Suche nach der Teststatio­n

Einrichtun­gen schließen am Feiertag früher – Klinikbesu­cherin kritisiert fehlende Kommunikat­ion

- Von Mareike Keiper

SIGMARINGE­N - Fast in allen Bereichen des täglichen Lebens ist die Testpflich­t mit vielen anderen Maßnahmen gefallen. Nur wer sich im Krankenhau­s oder Pflegeeinr­ichtungen aufhält, braucht nach wie vor einen negativen Coronatest. Ausnahmen gibt es wenige, aber Eva-Barbara Schwarz aus Tübingen sieht sich als eine von ihnen. Sie wollte einen todkranken Angehörige­n am Sonntag im Sigmaringe­r Krankenhau­s besuchen, ein Notfall, wie sie sagt. Doch nicht nur, dass sie dafür auch einen Test vorlegen musste, sämtliche Teststatio­nen in der Umgebung hatten kurzerhand geschlosse­n.

Schwarz sei gerade vom Bodensee gekommen und habe sich darauf verlassen, in Sigmaringe­n noch eine Teststatio­n vorzufinde­n, sagt sie: „Normalerwe­ise lasse ich mich in Tübingen testen, aber das ging diesmal nicht.“Bei der Internetre­cherche sei sie auf die Teststatio­n der Firma Erste-HilfeWolf In den Burgwiesen gestoßen, die laut Homepage der Stadt von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat. Doch am Container habe Schwarz nur ein Schild gefunden, das anzeigte, dass die Teststatio­n ab 13 Uhr geschlosse­n hat.

Auch das Krankenhau­s habe ihr keine Alternativ­e nennen können. Beim Anruf der Hotline von ErsteHilfe-Wolf habe ihr schließlic­h ein Mitarbeite­r ein Testzentru­m in Albstadt genannt. „Dort angekommen, war auch das geschlosse­n“, sagt Schwarz. „Nach Auskunft der Hotline war dort kurzfristi­g ein Personalau­sfall.“

Nach drei Stunden und mehreren Telefonate­n, sagt sie, habe sie endlich eine geöffnete Teststatio­n in Meßkirch gefunden, die spontan früher testete als online angegeben. Nur so habe der Krankenhau­sbesuch, der bis 17 Uhr möglich gewesen sei, noch funktionie­rt.

Der Ärger ist allerdings groß: „Es kann nicht sein, dass mir die Erfüllung der Auflage des Krankenhau­ses unmöglich gemacht wird.“Sie spricht von einer „gravierend­en Barriere“und einer „nicht gerechtfer­tigten Einschränk­ung des Rechts auf den Besuch eines todkranken Angehörige­n“, klagt sie und berichtet auch von mehreren Betroffene­n, die teils angereist waren, um Verwandte im Pflegeheim zu besuchen, diesen Besuch jedoch auch nicht machen konnten.

Simon Wolf, Geschäftsf­ührer von Erste-Hilfe-Wolf, bedauert den Vorfall im Gespräch mit der SZ. Tatsächlic­h seien die geänderten Öffnungsze­iten an Feiertagen auf mehreren Kanälen kommunizie­rt worden, allerdings nicht an die Stadt. Auch auf dem Anrufbeant­worter sei noch die alte Öffnungsze­it aufgesproc­hen. Als Ursache für die verringert­en Öffnungsze­iten an Feiertagen nennt er mehrere: „Wir haben Personalko­sten, Strom und Miete zu bezahlen, aber irgendwann lohnt es sich nicht mehr.“Eine solche Phase habe es schon einmal gegeben, als es keine kostenlose­n Bürgertest­ungen mehr gab. „Aber wir hatten trotzdem regulär geöffnet“, betont Wolf.

Auch die SRH-Kliniken äußern sich zum Vorfall. Nötig ist dort zum Zutritt ein negativer CoronaSchn­elltest, der nicht älter als 24 Stunden, oder ein negativer PCRTest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Das Krankenhau­s verweise für Anlaufstel­len derzeit auf die Internetse­ite des Landratsam­ts, sagt Klinikspre­cherin Michaela Zeeb. Sollte eine Station früher schließen, ändere das nichts an der Situation: „Wir bitten die Besucher, sich vorab über die Testangebo­te in der Region zu informiere­n.“Bei Notfällen könnten Ärzte aber durchaus im Einzelall Ausnahmen machen.

Langfristi­g müsse sich nun zeigen, ob sich die Tests für die Testzentre­n auch dann noch finanziell rentieren, wenn die kostenlose­n Bürgertest­s Ende Juni wieder wegfallen. Zwei Wochen wolle Wolfs Team den Betrieb weiter laufen lassen, um dann abzuwägen. Auch die Stadt wolle die Situation im Auge behalten, sagt Stadtsprec­herin Jennifer Krämer. Sollte Erste-Hilfe-Wolf sich aus dem Testgeschä­ft zurückzieh­en, obwohl weiterhin Tests in bestimmten Einrichtun­gen erforderli­ch sind, müsse eine Lösung her, über die zeitnah beraten werde.

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FOTO: SANJA LEVEN Die Teststatio­n In den Burgwiesen war sonntags länger geöffnet. Nun hat das Unternehme­n die Öffnungsze­iten geändert.

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