Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Auf der langen Suche nach der Teststation
Einrichtungen schließen am Feiertag früher – Klinikbesucherin kritisiert fehlende Kommunikation
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SIGMARINGEN - Fast in allen Bereichen des täglichen Lebens ist die Testpflicht mit vielen anderen Maßnahmen gefallen. Nur wer sich im Krankenhaus oder Pflegeeinrichtungen aufhält, braucht nach wie vor einen negativen Coronatest. Ausnahmen gibt es wenige, aber Eva-Barbara Schwarz aus Tübingen sieht sich als eine von ihnen. Sie wollte einen todkranken Angehörigen am Sonntag im Sigmaringer Krankenhaus besuchen, ein Notfall, wie sie sagt. Doch nicht nur, dass sie dafür auch einen Test vorlegen musste, sämtliche Teststationen in der Umgebung hatten kurzerhand geschlossen.
Schwarz sei gerade vom Bodensee gekommen und habe sich darauf verlassen, in Sigmaringen noch eine Teststation vorzufinden, sagt sie: „Normalerweise lasse ich mich in Tübingen testen, aber das ging diesmal nicht.“Bei der Internetrecherche sei sie auf die Teststation der Firma Erste-HilfeWolf In den Burgwiesen gestoßen, die laut Homepage der Stadt von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat. Doch am Container habe Schwarz nur ein Schild gefunden, das anzeigte, dass die Teststation ab 13 Uhr geschlossen hat.
Auch das Krankenhaus habe ihr keine Alternative nennen können. Beim Anruf der Hotline von ErsteHilfe-Wolf habe ihr schließlich ein Mitarbeiter ein Testzentrum in Albstadt genannt. „Dort angekommen, war auch das geschlossen“, sagt Schwarz. „Nach Auskunft der Hotline war dort kurzfristig ein Personalausfall.“
Nach drei Stunden und mehreren Telefonaten, sagt sie, habe sie endlich eine geöffnete Teststation in Meßkirch gefunden, die spontan früher testete als online angegeben. Nur so habe der Krankenhausbesuch, der bis 17 Uhr möglich gewesen sei, noch funktioniert.
Der Ärger ist allerdings groß: „Es kann nicht sein, dass mir die Erfüllung der Auflage des Krankenhauses unmöglich gemacht wird.“Sie spricht von einer „gravierenden Barriere“und einer „nicht gerechtfertigten Einschränkung des Rechts auf den Besuch eines todkranken Angehörigen“, klagt sie und berichtet auch von mehreren Betroffenen, die teils angereist waren, um Verwandte im Pflegeheim zu besuchen, diesen Besuch jedoch auch nicht machen konnten.
Simon Wolf, Geschäftsführer von Erste-Hilfe-Wolf, bedauert den Vorfall im Gespräch mit der SZ. Tatsächlich seien die geänderten Öffnungszeiten an Feiertagen auf mehreren Kanälen kommuniziert worden, allerdings nicht an die Stadt. Auch auf dem Anrufbeantworter sei noch die alte Öffnungszeit aufgesprochen. Als Ursache für die verringerten Öffnungszeiten an Feiertagen nennt er mehrere: „Wir haben Personalkosten, Strom und Miete zu bezahlen, aber irgendwann lohnt es sich nicht mehr.“Eine solche Phase habe es schon einmal gegeben, als es keine kostenlosen Bürgertestungen mehr gab. „Aber wir hatten trotzdem regulär geöffnet“, betont Wolf.
Auch die SRH-Kliniken äußern sich zum Vorfall. Nötig ist dort zum Zutritt ein negativer CoronaSchnelltest, der nicht älter als 24 Stunden, oder ein negativer PCRTest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Das Krankenhaus verweise für Anlaufstellen derzeit auf die Internetseite des Landratsamts, sagt Kliniksprecherin Michaela Zeeb. Sollte eine Station früher schließen, ändere das nichts an der Situation: „Wir bitten die Besucher, sich vorab über die Testangebote in der Region zu informieren.“Bei Notfällen könnten Ärzte aber durchaus im Einzelall Ausnahmen machen.
Langfristig müsse sich nun zeigen, ob sich die Tests für die Testzentren auch dann noch finanziell rentieren, wenn die kostenlosen Bürgertests Ende Juni wieder wegfallen. Zwei Wochen wolle Wolfs Team den Betrieb weiter laufen lassen, um dann abzuwägen. Auch die Stadt wolle die Situation im Auge behalten, sagt Stadtsprecherin Jennifer Krämer. Sollte Erste-Hilfe-Wolf sich aus dem Testgeschäft zurückziehen, obwohl weiterhin Tests in bestimmten Einrichtungen erforderlich sind, müsse eine Lösung her, über die zeitnah beraten werde.