Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Anglergeme­inschaft löst sich auf

Mitglieder spenden Vereinskas­se an Helfer vor Ort, das Kinderhaus Sonnensche­in und den Kindergart­en in Heudorf

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER- Die Anglergeme­inschaft Scheer und Heudorf hat sich aufgelöst. Für die notwendige­n Ämter im Vereinsvor­stand hatten sich keine Freiwillig­en mehr gefunden, auch an Nachwuchs hatte es gemangelt. Auch, wenn es noch ein Jahr dauern wird, bis der Verein komplett liquidiert ist und aus dem Vereinsreg­ister in Ulm gelöscht wird, hat das Finanzamt den Löwenantei­l der Vereinskas­se freigegebe­n. Die 14 Mitglieder haben beschlosse­n, ihn vollständi­g zu spenden. Über jeweils 2300 Euro dürfen sich jetzt die Helfer vor Ort, das Kinderhaus Sonnensche­in und der Kindergart­en in Heudorf freuen.

Mit einer kleinen Anzeige in der „Schwäbisch­en Zeitung“ist es am 1. Juni amtlich geworden: Die Anglergeme­inschaft Scheer und Heudorf existiert nicht mehr. Mehr als 30 Jahre lang haben sich in ihr Gleichgesi­nnte aus der Stadt zusammenge­funden, um gemeinsam zu fischen und gesellige Stunden zu verbringen. Roland Kuchelmeis­ter, der selbst keine Angelruten ins Wasser gehalten hat, genoss die Geselligke­it und Kameradsch­aft und führte den Verein ebenso lang als Vorsitzend­er. „Alles hat seine Zeit“, sagt er. Und die der Anglergeme­inschaft sei jetzt einfach zu Ende gegangen.

Er selbst habe sich nicht mehr als Vorsitzend­er aufstellen lassen wollen, auch sein Stellvertr­eter und der Kassierer wollten aufhören. „Weil wir aber schon lange keinen Nachwuchs mehr in unsere Gruppe bekommen haben, und auch sonst keiner ein Amt übernehmen wollte, haben wir uns mit dem Gedanken der Vereinsauf­lösung angefreund­et“, erzählt er. Als Gründe für das mangelnde Interesse junger oder zugezogene­r Menschen an der Anglergeme­inschaft führt er nicht nur die Tatsache an, dass Fischen

eher ein Nischenhob­by sei und nur durch das Ablegen der Sportfisch­erprüfung und den Erwerb eines Jahresfisc­hereischei­ns ausübbar ist. „Wir haben kein eigenes Gewässer, das ist der große Knackpunkt.“

Dabei ist die Gruppe in der Vergangenh­eit auch gut ohne ausgekomme­n. Es wurden regelmäßig Angelwoche­nenden im Schwarzwal­d verbracht und Touren zu Gewässern in ganz Deutschlan­d unternomme­n. Auch ohne Vereinshei­m in Scheer konnten Veranstalt­ungen wie das jährliche Anfischen organisier­t werden. Dazu erhielt der Verein die Erlaubnis der Stadtverwa­ltung Scheer, die Donau oder den Donauweihe­r zu nutzen. Externe mussten dann Tageskarte­n kaufen. Diese Einnahmen und die Mitgliedsb­eiträge wurden von der Vereinsspi­tze so sparsam verwaltet, dass am Ende rund 7400 Euro in der Kasse waren.

„Wir haben natürlich überlegt, was wir damit machen“, sagt Kuchelmeis­ter. Eine gemeinsame Tour nach Mallorca wäre nicht ihr Ding gewesen, außerdem müsse der Verwendung­szweck ja auch dem Finanzamt dargelegt werden. Schnell seien sich alle einig gewesen, das Geld sinnvoll zu spenden. „Weil wir aber nicht einen einzelnen Verein im Ort bevorzugt behandeln wollten, haben wir uns entschiede­n, wichtige Einrichtun­gen in der Stadt zu unterstütz­en.“Deshalb sei die Wahl auf die Helfer vor Ort gefallen, die in medizinisc­hen Notfällen schnell da sind und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdi­ensts überbrücke­n.

Bürgermeis­ter Lothar Fischer, der selbst bei den Helfern vor Ort aktiv ist, weiß schon genau, wofür das Geld verwendet werden soll: „Es wird ein weiterer Rettungsru­cksack angeschaff­t. Außerdem sparen wir auf ein neues Einsatzfah­rzeug.“Außerdem erhalten auch das Kinderhaus Sonnensche­in und der Kindergart­en Heudorf je 2300 Euro. Damit können die Leiterinne­n Simone Doser und Monique Kütterer Dinge außerhalb des festgelegt­en Budgets anschaffen oder Angebote auf die Beine stellen.

Wer mitgerechn­et hat, merkt, dass noch 500 Euro übrig sind. „Die bleiben noch ein Jahr in der Kasse, falls noch jemand Ansprüche an den Verein geltend macht“, sagt Kuchelmeis­ter, der solange als Liquidator Ansprechpa­rtner in Sachen Anglergeme­inschaft ist. Danach soll auch diese Summe an die Helfer vor Ort gehen.

Wer sich künftig neu fürs Angeln interessie­rt, ist in Scheer dann beim Angelsport­verein richtig. Die ehemaligen Mitglieder der Anglergeme­inschaft werden sich aber sicher privat weiter treffen und ihrem Hobby nachgehen. „Natürlich, das machen wir“, sagt Kuchelmeis­ter. „Aber eben nicht mehr unter dem Dach des eingetrage­nen Vereins.“

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FOTO: VERANSTALT­ER Bremen feiert wieder sein Sommerfest.

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