Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Anglergemeinschaft löst sich auf
Mitglieder spenden Vereinskasse an Helfer vor Ort, das Kinderhaus Sonnenschein und den Kindergarten in Heudorf
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SCHEER- Die Anglergemeinschaft Scheer und Heudorf hat sich aufgelöst. Für die notwendigen Ämter im Vereinsvorstand hatten sich keine Freiwilligen mehr gefunden, auch an Nachwuchs hatte es gemangelt. Auch, wenn es noch ein Jahr dauern wird, bis der Verein komplett liquidiert ist und aus dem Vereinsregister in Ulm gelöscht wird, hat das Finanzamt den Löwenanteil der Vereinskasse freigegeben. Die 14 Mitglieder haben beschlossen, ihn vollständig zu spenden. Über jeweils 2300 Euro dürfen sich jetzt die Helfer vor Ort, das Kinderhaus Sonnenschein und der Kindergarten in Heudorf freuen.
Mit einer kleinen Anzeige in der „Schwäbischen Zeitung“ist es am 1. Juni amtlich geworden: Die Anglergemeinschaft Scheer und Heudorf existiert nicht mehr. Mehr als 30 Jahre lang haben sich in ihr Gleichgesinnte aus der Stadt zusammengefunden, um gemeinsam zu fischen und gesellige Stunden zu verbringen. Roland Kuchelmeister, der selbst keine Angelruten ins Wasser gehalten hat, genoss die Geselligkeit und Kameradschaft und führte den Verein ebenso lang als Vorsitzender. „Alles hat seine Zeit“, sagt er. Und die der Anglergemeinschaft sei jetzt einfach zu Ende gegangen.
Er selbst habe sich nicht mehr als Vorsitzender aufstellen lassen wollen, auch sein Stellvertreter und der Kassierer wollten aufhören. „Weil wir aber schon lange keinen Nachwuchs mehr in unsere Gruppe bekommen haben, und auch sonst keiner ein Amt übernehmen wollte, haben wir uns mit dem Gedanken der Vereinsauflösung angefreundet“, erzählt er. Als Gründe für das mangelnde Interesse junger oder zugezogener Menschen an der Anglergemeinschaft führt er nicht nur die Tatsache an, dass Fischen
eher ein Nischenhobby sei und nur durch das Ablegen der Sportfischerprüfung und den Erwerb eines Jahresfischereischeins ausübbar ist. „Wir haben kein eigenes Gewässer, das ist der große Knackpunkt.“
Dabei ist die Gruppe in der Vergangenheit auch gut ohne ausgekommen. Es wurden regelmäßig Angelwochenenden im Schwarzwald verbracht und Touren zu Gewässern in ganz Deutschland unternommen. Auch ohne Vereinsheim in Scheer konnten Veranstaltungen wie das jährliche Anfischen organisiert werden. Dazu erhielt der Verein die Erlaubnis der Stadtverwaltung Scheer, die Donau oder den Donauweiher zu nutzen. Externe mussten dann Tageskarten kaufen. Diese Einnahmen und die Mitgliedsbeiträge wurden von der Vereinsspitze so sparsam verwaltet, dass am Ende rund 7400 Euro in der Kasse waren.
„Wir haben natürlich überlegt, was wir damit machen“, sagt Kuchelmeister. Eine gemeinsame Tour nach Mallorca wäre nicht ihr Ding gewesen, außerdem müsse der Verwendungszweck ja auch dem Finanzamt dargelegt werden. Schnell seien sich alle einig gewesen, das Geld sinnvoll zu spenden. „Weil wir aber nicht einen einzelnen Verein im Ort bevorzugt behandeln wollten, haben wir uns entschieden, wichtige Einrichtungen in der Stadt zu unterstützen.“Deshalb sei die Wahl auf die Helfer vor Ort gefallen, die in medizinischen Notfällen schnell da sind und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts überbrücken.
Bürgermeister Lothar Fischer, der selbst bei den Helfern vor Ort aktiv ist, weiß schon genau, wofür das Geld verwendet werden soll: „Es wird ein weiterer Rettungsrucksack angeschafft. Außerdem sparen wir auf ein neues Einsatzfahrzeug.“Außerdem erhalten auch das Kinderhaus Sonnenschein und der Kindergarten Heudorf je 2300 Euro. Damit können die Leiterinnen Simone Doser und Monique Kütterer Dinge außerhalb des festgelegten Budgets anschaffen oder Angebote auf die Beine stellen.
Wer mitgerechnet hat, merkt, dass noch 500 Euro übrig sind. „Die bleiben noch ein Jahr in der Kasse, falls noch jemand Ansprüche an den Verein geltend macht“, sagt Kuchelmeister, der solange als Liquidator Ansprechpartner in Sachen Anglergemeinschaft ist. Danach soll auch diese Summe an die Helfer vor Ort gehen.
Wer sich künftig neu fürs Angeln interessiert, ist in Scheer dann beim Angelsportverein richtig. Die ehemaligen Mitglieder der Anglergemeinschaft werden sich aber sicher privat weiter treffen und ihrem Hobby nachgehen. „Natürlich, das machen wir“, sagt Kuchelmeister. „Aber eben nicht mehr unter dem Dach des eingetragenen Vereins.“