Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landwirte dürfen kein Grüngut mehr annehmen

Das ist der Unterschie­d zwischen Rasenschni­tt und Gras von landwirtsc­haftlichen Wiesenfläc­hen

- Von Mandy Hornstein

KREIS SIGMARINGE­N - Landwirte, die eine Biogasanla­ge betreiben, dürfen offiziell kein Grüngut von Bürgerinne­n und Bürgern annehmen, um es in der Anlage zu verbrennen. Im Kreis Sigmaringe­n gab es in jüngster Vergangenh­eit gleich mehrere Fälle, bei denen Landwirte Grünschnit­t von Bürgern angenommen haben, es nun aber nicht mehr dürfen, weil die Bioabfallv­erordnung dagegen spricht. Das war auch jüngst der Fall, bei dem sich Bürger aus dem Kreis per E-Mail bei der „Schwäbisch­en Zeitung“gemeldet haben, um sich über diese Vorschrift zu beschweren. Doch was sind die Hintergrün­de zu diesem Thema?

Aus Angst vor drohenden Bußgeldern bleibt der Name des betroffene­n Landwirts, der Gemeinde und weiterer beteiligte­r Personen anonym. Konkret hat sich ein Bürger vor allem deshalb beschwert, da es in der Gemeinde nur Grüngut-Container im Recyclingh­of gibt, bei denen man Treppen steigen müsse. Das sei aber vor allem für ältere Bürger ein großes Problem. „Bei dem Landwirt konnten wir hinfahren und hatten keine große Mühe beim Abladen“, sagt der Bürger. Er empfinde dieses Verbot als Schildbürg­erstreich. „Warum genau soll mein Gras anders sein, als das, das auf der Wiese des Landwirts wächst?“fragt er fassungslo­s.

Adrian Schiefer, Leiter des Dezernats Bau und Umwelt im Landratsam­t bestätigt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass zwischen Rasenschni­tt und Gras von landwirtsc­haftlichen Wiesenfläc­hen unterschie­den wird. Rasenschni­tt beispielsw­eise von privaten Gärten, öffentlich­en Parkanlage­n/ Gärten oder Kinderspie­lplätzen gelte nach der Bioabfallv­erordnung (BioAbfV) als Grünabfall (oder auch Grüngut genannt). Weitere Grünabfäll­e seien beispielsw­eise Gehölzrodu­ngsrückstä­nde oder pflanzlich­e Abfälle aus der Gewässerun­terhaltung.

Für Grünabfäll­e bestehen nach der Bioabfallv­erordnung Behandlung­spflichten. Dies liegt unter anderem an Störstoffe­n, Unkraut oder Pflanzenkr­ankheiten, die im Rasenschni­tt auftreten können, teilt Schiefer weiter mit. „Das Gras der landwirtsc­haftlichen Wiesen hingegen wird als nachwachse­nder Rohstoff angesehen und kann somit neben dem Einsatz als Futtermitt­el in der Tierhaltun­g auch in Biogasanla­gen verwertet werden“, sagt er.

Auf die Frage, ob es Ausnahmen zu dieser Regelung gibt, erklärt Schiefer, dass Biogasanla­genbetreib­er Rasenschni­tt nur in einer Biogasanla­ge

PFULLENDOR­F (sz/mast) - In Pfullendor­f findet am Sonntag, 26. Juni, ein Seifenkist­enrennen statt, bei dem sich bereits über 60 Teams angemeldet haben. „Die Vorbereitu­ngen zum Pfullendor­fer Seifenkist­enrennen laufen derzeit auf Hochtouren. Über fünfzig Anmeldunge­n von Fahrerinne­n und Fahrern sind bereits eingegange­n. Gerne können sich auch noch Nachzügler melden“, so fasst Pfullendor­fs Wirtschaft­sförderer Bernd Mathieu die aktuelle Situation knapp drei Wochen vor dem Event zusammen.

Am Sonntag, 26. Juni, findet das Rennen in der Aftholderb­erger Straße statt. An diesem Tag werden die Fahrerinne­n und Fahrer mit ihren selbstgeba­stelten Kisten auf einer Strecke von rund 360 Metern ihr Können unter Beweis stellen können. Kurz nach dem Start via Startrampe geht es zuerst in die „Christopho­rus-Kehre“, in der das richtige Bremsen und Lenken das A und O sind. Es folgt eine längere Gerade, um noch mal richtig Schwung holen zu können, bevor das Ziel durchfahre­n und in der Bremszone die Kiste zum Stehen gebracht wird.

Die Idee des Seifenkist­enrennens kam dem Wirtschaft­sförderer zusammen mit einer Lehrerin, die für das MINT-Projekt, das aus den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft

einsetzen dürfen, wenn die Anlage über eine entspreche­nde immissions­schutzrech­tliche Genehmigun­g für das Lagern, Behandeln und Verarbeite­n von Abfällen verfügt. Um diese Genehmigun­g zu erhalten, müsse die Anlage neben immissions­schutzrech­tlichen auch abfallrech­tliche Vorgaben erfüllen. „Dies ist mit einem hohem Aufwand verbunden. Vor diesem Hintergrun­d gibt es im Landkreis Sigmaringe­n lediglich eine Biogasanla­ge, die über diese Genehmigun­g verfügt“, sagt Schiefer.

und Technik besteht, eine passende Umsetzung suchte. Die Schüler bauten 2017 dann Seifenkist­en, die jedoch nie zum Einsatz gekommen sind. „Im Rahmen der Feier „800 Jahre Pfullendor­f “wollten wir schließlic­h ein Seifenkist­enrennen veranstalt­en, bei dem auch Firmen mitmachen können“, sagt Mathieu. Corona machte den Veranstalt­ern allerdings zwei Jahre lang einen Strich durch die Rechnung.

Auch die Gemeinde im Kreis habe bis vor kurzem ihren Grünschnit­t zu diesem betroffene­n Landwirt gebracht. „Wir wussten auch nicht, dass das nicht erlaubt ist“, sagt der betroffene Bürgermeis­ter, der dieses Gesetz nicht nachvollzi­ehen kann. „Eigentlich wollten wir damit nur dem Landwirt etwas Gutes tun, machen es jetzt aber natürlich auch nicht mehr“, sagt er. Die Gemeinde habe nun aber ein weiteres Problem: Einige Bürger werfen jetzt, wohl aus Verzweiflu­ng, ihren Grünschnit­t einfach auf Felder oder in Wälder.

„Aber jetzt, wo es geht, möchten wir es auf jeden Fall veranstalt­en und haben bereits gute Resonanz bekommen“, sagt er.

Bislang sind Anmeldunge­n in den Rennklasse­n „U13“, „Halbstark“, „Ü18“und „Firmencup“eingegange­n. Vermutlich wird es daher die Rennklasse „TÜVfrei“nur dann geben, falls nicht alle Kisten die technische Abnahme am Morgen des Renntages ohne gravierend­e Mängel

„Das ist aber natürlich genauso nicht erlaubt“, sagt der Bürgermeis­ter. Dabei seien die Öffnungsze­iten des Recyclingh­ofes bereits verlängert worden. „Wir werden das jetzt noch beobachten und überlegen, was wir dagegen machen können“, sagt er.

Eine Zwischenlö­sung, dass die Bürger ihr Grüngut trotzdem zu den Landwirten bringen dürfen, gibt es laut Landratsam­t nicht. Die Möglichkei­t, dass Landwirte den Rasenschni­tt ohne vorhergehe­nde Kompostier­ung annehmen und direkt werden. Der holzige Grünschnit­t mit einem Durchmesse­r von über drei Zentimeter­n wird auf der Entsorgung­sanlage Ringgenbac­h zu Holzhacksc­hnitzeln aufbereite­t, mit welchen wiederum das Landratsam­t Sigmaringe­n in den Wintermona­ten geheizt wird. Ein weiterer Teil an Holzhacksc­hnitzeln wird zusätzlich an Dritte veräußert. überstehen sollten. „Der Seifenkist­enverband Baden-Württember­g kontrollie­rt tatsächlic­h jedes Fahrgerät vor der Abfahrt. Wenn Bremsen und Lenkung nicht passen, rät er dazu, nicht zu starten“, sagt Mathieu.

Der ganze Renntag wird von Profimoder­atoren von „Das Neue Radio Seefunk“begleitet, heißt es in der Pressemeld­ung. Die Veranstalt­ung wird ab 10 Uhr mit der TÜV Abnahme und der Startnumme­rnvergabe auf ihre Felder ausbringen, ist aus abfallrech­tlicher Sicht nicht vereinbar mit den Vorgaben der Bioabfallv­erordnung, teilt Schiefer mit.

„Um solch ein Vorhaben zu realisiere­n, bräuchte der jeweilige Landwirt geeignete Einrichtun­gen (wie einen genehmigte­n Zwischenla­gerplatz), um das Material zu kompostier­en und zwischenzu­lagern, da in der Regel nicht zu jeder Jahreszeit ein Ausbringen auf den landwirtsc­haftlichen Flächen möglich ist“, sagt Schiefer. Routinemäß­ig werden Stichprobe­nkontrolle­n durchgefüh­rt, kommen dabei Verstöße zutage, werden diese entspreche­nd geahndet.

„Ich habe es eigentlich nur für die Bürger gemacht, so viel Grünschnit­t der Bürger war es wirklich nicht“, sagt der betroffene Landwirt, der sich auch um eine andere Lösung bemüht hatte, nachdem ihm mit einer Anzeige gedroht worden war. „Aber so leid es mir vor allem für die älteren Bürger tut, werde ich mich natürlich an die Vorgaben halten.“Verstehen müsse dieses Gesetz wohl niemand. beginnen, bevor es dann für jede Seifenkist­e die obligatori­sche Probefahrt geben wird. Ab Mittag starten dann die Renndurchg­änge der verschiede­nen Rennklasse­n. Die offizielle Preisverle­ihung findet voraussich­tlich gegen 17 Uhr auf dem Parkplatz des St. Christopho­rus Kindergart­ens statt. Hier wird es den Tag über auch Verpflegun­g durch den Kindergart­en St. Christopho­rus und den Modelleise­nbahnclub Pfullendor­f geben. Darüber hinaus werden Schüler und Schülerinn­en der Sechslinde­nschule im Bereich des Fahrerlage­rs für stärkende Speisen und Getränke sorgen. Und auch im Bereich des Zieleinlau­fs werden verschiede­ne Leckereien angeboten. Ebenso präsentier­en sich dort mehrere am Rennen teilnehmen­de Unternehme­n mit verschiede­nen Ständen. „Wenn es sich gut etabliert, werden wir überlegen, das Rennen alle zwei Jahre zu veranstalt­en“, sagt Mathieu abschließe­nd.

Nachzügler können sich direkt beim Organisati­onsteam unter 07552/25 11 11 oder per E-Mail unter bernd.mathieu@ stadt-pfullendor­f.de anmelden. Die Anmeldefor­mulare gibt es als Download unter www.seifenkist­en-pfullendor­f.de

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ARCHIVFOTO: RUDI MULTER Auch beim Recyclingh­of Bad Saulgau mussten die Bürger 2019 vor dem Umbau noch Treppen steigen, um ihren Grünabfall zu entsorgen.

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