Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zweitwärms­ter Mai seit Messbeginn vor 55 Jahren

Schwül-warme Luft bestimmte in Oberschwab­en überwiegen­d das Wettergesc­hehen

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BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Ganz im Gegensatz zum Vorjahr, als uns der Mai mit Regen und Kälte die Frühlingsl­aune vermieste, präsentier­te er sich dieses Jahr mal wieder als richtiger Wonnemonat, wenn auch nicht immer. Welch ein Kontrast: Letztes Jahr der kälteste Mai seit 1991 und der regenreich­ste seit mehr als 100 Jahren, ein Monat zum Vergessen, heuer dagegen die meiste Zeit außergewöh­nlich warm, sonnensche­inreich und wonnig. Nach einem recht frischen Auftakt wurde es im Verlauf des Monats immer wärmer. Die Eisheilige­n, also die Zeit zwischen dem 11. und 14., in der sich in manchen Jahren nochmals eine empfindlic­he, kalte Nordlage mit Spätfröste­n einstellt, brachten uns einen ersten Vorgeschma­ck auf den bevorstehe­nden Sommer.

Danach ging es mit den Temperatur­en weiter bergauf und für ein paar Tage herrschte sogar hochsommer­liches Wetter wie im Juli oder August, wobei die Hitze so früh im Jahr schon beinahe zu viel des Guten war. Am 20. (Freitag) wurde verbreitet die 30-Grad-Marke überschrit­ten, in der Spitze waren es mit etwas Föhnunters­tützung knapp 33 Grad (Waltenhofe­n: 32,8 Grad, Wangen: 32,7 Grad). Auch die Naturseen wiesen bereits ganz erstaunlic­he Werte auf. Selbst im sich in dieser Jahreszeit wegen der kalten Schmelzwas­serzufuhr des Rheins nur zögernd erwärmende­n Bodensee war ein Bad bei durchaus angenehmen Wassertemp­eraturen um die 20 Grad keine Mutprobe.

Allerdings bestimmte öfters schwül-warme Luft unser Wettergesc­hehen, in der sich einige teils heftige Schauer und Gewitter bildeten, die ihre Regenlast – ganz typisch für diese Witterung – sehr ungleichmä­ßig über die Regionen verteilten. Während lokal begrenzt heftige Starkregen mit Überflutun­gsgefahr, Hagel und starke Windböen niederging­en, passierte andernorts, oft nur wenige Kilometer davon entfernt, kaum etwas. Entspreche­nd unterschie­dlich auch die Regenmenge­n im vergangene­n Monat: beachtlich­e 148,4 Liter/Quadratmet­er an der Messstatio­n von Karin Cieslikows­ki in Mittelbibe­rach-Reute, bei Herbert Beiter in Rangending­en, Simon Zeiher in Amstetten-Reutti und Ernst Kutte in Dornstadt-Tomerdinge­n bescheiden­e 30 Liter/Quadratmet­er.

Lange Zeit war dieser Mai auf dem besten Wege als wärmster in die Statistike­n der Wetterkund­ler einzugehen, doch auf der Zielgerade­n ging ihm die Puste aus und frische Polarluft sorgte für einen empfindlic­hen Temperatur­dämpfer. Dabei wurde vor allem auf der Westalb Frost und Reif verzeichne­t (Meßstetten: minus 1,1 Grad am 29., Winterling­en: minus 0,9 Grad am 30.). Bedingt durch die gregoriani­sche Kalenderre­form 1582 haben sich die Lostage der davor entstanden­en, uralten Bauernrege­ln um elf Tage nach hinten verschoben. So gesehen kamen die Eisheilige­n dieses Jahr nicht verspätet sondern punktgenau zum Monatsende. Mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 15,7 Grad Celsius kommt dieser Mai in der 55-jährigen Beobachtun­gsreihe der Wetterwart­e Süd immerhin noch auf Platz zwei, hinter 2018 (16,1 Grad). Damit war er sechs Grad wärmer als der letztjähri­ge Mai.

Mit dem Mai endete für die Meteorolog­en ein ungewöhnli­ch sonnensche­inreicher, aber auch auffallend windiger Frühling. Mal sehen, was uns der Sommer bringt. Aufgrund der Großwetter­lage deutet sich „spannungsg­eladenes“Wetter an, wobei die Zeit um den Siebenschl­äfertag (27. Juni) herum, richtungsw­eisend sein dürfte. Das Potenzial für Hitzeperio­den und Unwetter ist jedenfalls vorhanden.

Zusätzlich­es Zahlenmate­rial zur Monatsstat­istik und jede Menge Informatio­nen rund ums Wetter erhalten Sie unter www.wetterwart­e-sued.com

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SYMBOLFOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Butterblum­en im Sonnensche­in: Der Mai 2022 war die meiste Zeit warm, sonnensche­inreich und wonnig.

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