Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Seniorenha­us wird teurer

In der Hettinger Stadtmitte wurde Richtfest gefeiert – In einem Jahr soll Anlage eröffnet werden

- Von Susanne Grimm

HETTINGEN - Sichtlich zufrieden wirkten Bürgermeis­terin Dagmar Kuster und Kaspar Pfister, Geschäftsf­ührer der Benevit-Gruppe, beim Richtfest des neuen Seniorenha­uses in der Stadtmitte von Hettingen. Denn allen widrigen Umständen zum Trotz konnte nach nur neun Monaten nach Grundstein­legung das Richtfest gefeiert werden.

Dabei ist der Bau schon weiter fortgeschr­itten als bei Richtfeste­n üblich. Das Dach ist bereits komplett gedeckt, sodass das obligatori­sche Tännchen mit den Flatterbän­dern von Zimmererme­ister Georg Dietz und seinen Mannen am Gerüst festgemach­t werden musste. Dietz vollzog auch den Brauch des Richtspruc­hs und das Zertrümmer­n des Glases, damit „jeder Splitter des Glases dem Haus Glück bringen möge“.

Die Hiobsbotsc­haften, dass wegen Lieferengp­ässen Materialno­t bei den Handwerker­n herrscht und andere schwerwieg­ende Gründe, „haben uns in den vergangene­n Wochen zum Schwitzen gebracht“, sagte die Bürgermeis­terin. Umso größer die Freude über den jetzigen Baufortsch­ritt. Allerdings seien die Kosten gestiegen mit den zurzeit üblichen Begründung­en

wie Material- und Rohstoffve­rknappung, pandemiebe­dingt oder wegen des Ukraine-Krieges. „Aber für uns beherrschb­ar“, sagte Kaspar Pfister.

Er bezifferte die Kosten für das Gebäude mit einer Nutzfläche von 2995 Quadratmet­ern auf rund 8,2 Millionen Euro, betonte aber, dass trotz der Verteuerun­g nicht am Material gespart werde. Es bleibe bei der Dreifachve­rglasung der Fenster und hochwertig­er Dämm- und Isoliertec­hnik, sodass das Haus den Effizienzs­tandard KfW 40 erfülle. Neben einer Photovolta­ikanlage werde zusätzlich eine Geothermie-Anlage mit Wärmepumpe zur Energiegew­innung und Ressourcen­einsparung eingesetzt. „Wir werden in unserer Stadt über eine Pflege- und Wohneinric­htung verfügen, die heutigen Standards in Hinsicht entspricht, ja sogar Standards für die Zukunft setzt“, hob Kuster hervor.

„Wir werden in unserer Stadt über eine Pflege- und Wohneinric­htung verfügen, die heutigen Standards in Hinsicht entspricht, ja sogar Standards für die Zukunft setzt“Hettingens Bürgermeis­tserin Dagmar Kuster

Der Neubau ermögliche Senioren ein Wohnen im Quartier. 57 Pflegeplät­ze in Einzelzimm­ern entstehen, in vier autarken Wohngemein­schaftsgru­ppen zu je 14 Bewohnern. Von Beginn an sei wichtig gewesen, die alten Menschen in das Ortsgesche­hen einzubinde­n. Deshalb sei der Bau auch in der Ortsmitte und nicht irgendwo am Rand ermöglicht worden. Er soll Treffpunkt sein für alle: Bewohner, Besucher, aber auch für Bürger.

In rund einem Jahr soll die Einrichtun­g eröffnet werden. Jede der vier Wohnungen hat einen zentral gelegenen Wohn-, Ess- und Kochbereic­h, ist mit einem Kaminofen im Wohnzimmer sowie überdachte­n Balkonen und Terrassen ausgestatt­et. Das Alltagsleb­en wird von Präsenzkrä­ften gemeinsam mit den Bewohnern erledigt, hieß es beim Richtfest: zum Beispiel beim Kochen, der Wäschepfle­ge,

beim Kaminofen Bestücken. „Alte Menschen haben in ihrem Leben so viel Wissen und Können angesammel­t. Ihnen im Alter alles abzunehmen, bedeutet, ihnen nichts mehr zuzutrauen, was die Fähigkeite­n, die sie noch haben, verkümmern lässt“, sagte die Pflegefach­kraft Marion Seigel, zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t, in einem Gespräch.

Examiniert­e Fachkräfte sorgen mit Unterstütz­ung durch ambulante Dienste für die Pflege, wobei auch Angehörige hauswirtsc­haftliche Aufgaben oder Tätigkeite­n der Grundpfleg­e übernehmen könnten und dafür Pflegegeld erhielten. Die Erfahrung habe gezeigt, dass das Zusammenle­ben wie in einer WG die Individual­ität und Eigenständ­igkeit jedes einzelnen Bewohners unterstütz­t und wertschätz­t.

„Das Erleben von Zuwendung, Fürsorge und Respekt ist verbunden mit Lebensfreu­de und Spaß, die von alleine entsteht, wenn man den Alltag mit seinen Mitbewohne­rn, den Mitarbeite­rn und den Angehörige­n zusammen gestaltet“, sagte Pfister und fügt hinzu, dass dieses Hausgemein­schaftskon­zept seit 2004 in 26 bundesweit betriebene­n Pflegeeinr­ichtungen der Benevit-Gruppe funktionie­re.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Bürgermeis­terin Dagmar Kuster freut sich, dass der Bau trotz aller widriger Umstände so gut im Zeitplan liegt.

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