Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Dachse richten sich unter Wohnhaus ein

In Waldbeuren kämpft Klaus Bender mit unerwünsch­ten Mitbewohne­rn und Behörden

- Von Julia Freyda

OSTRACH – In der freien Natur mögen Dachse mit ihrer markanten schwarz-weißen Fellzeichn­ung ein rechter Hingucker sein. Im heimischen Garten kann die Freude schnell vergehen. So ergeht es derzeit Klaus Bender aus Waldbeuren.

Im vergangene­n Sommer bemerkte er erstmals Spuren an seinem Haus. Steine und Kies schienen gezielt unter dem historisch­en Bauernhaus weggegrabe­n worden zu sein. „Es fing mit einem kleinen Haufen an und ich dachte zunächst an einen Fuchs“, sagte Bender. Er erkundigte sich im Naturschut­zzentrum Wilhelmsdo­rf, aber kam nicht weiter. Ein Nachbar stellte schließlic­h seine Wildtierka­mera auf und schnell stellte sich heraus: Unter Benders Haus sind Dachse eingezogen. „Zwar höre ich im Gebäude nichts davon, aber wäre sie doch lieber wieder los“, sagt der 89Jährige.

So fragte er sich auf der Suche nach Hilfe durch. Gemeinde und Revierjäge­r wussten keinen Rat. Vom Landratsam­t bekam er zumindest den Kontakt zu einem Fachmann und bekam schließlic­h Besuch von einem Stadtjäger aus der Nähe von Tübingen.

„Der bestätigte zwar, dass unter dem Haus bis zu zehn Dachse wohnen könnten, aber konnte auch nicht sofort handeln“, schildert Bender. Ein Jagen per Waffe ist verboten, weil das Grundstück zu ortsnah liegt.

Laut Landratsam­t Sigmaringe­n muss der Eigentümer bei der Behörde zunächst eine Fallenjagd beantragen. Doch auch dabei gilt es die Schonzeit zu beachten: Sie beginnt am 31. Dezember. Jungdachse dürfen ab Juni, die Elterntier­e ab August bejagt werden. Das Landratsam­t bestätigt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, im Fall aus Waldbeuren „umfassend beraten zu haben“. Zum Zeitpunkt der Kontaktauf­nahme durch den Grundstück­eigentümer sei die Anzahl der Tiere bereits beträchtli­ch gewesen. Auch sei die Aktivität der Tiere durch die einsetzend­e Winterruhe zu diesem Zeitpunkt schon stark eingeschrä­nkt gewesen. Unmittelba­r vor Beginn der Schonzeit im vergangene­n Jahr habe daher kein schneller Erfolg mehr erzielt werden können.

Klaus Bender fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. „Ich finde, dass es in deren Verantwort­ung liegt, in solchen Fällen zu handeln“, meint der 89-Jährige. Das Landratsam­t sieht den Fall anders. „Bei Problemen

mit Wildtieren auf privaten Wohngrunds­tücken ist zunächst der Eigentümer selbst in der Pflicht, denn das Jagdrecht auf Wohngrunds­tücken liegt grundsätzl­ich beim Eigentümer“, heißt es auf Anfrage.

Dass Dachse sich im Siedlungsb­ereich niederlass­en, komme immer wieder vor. Wichtig sei in diesen Fällen, dass von den Bewohnern schnell reagiert wird. Denn meist seien es zu Beginn Einzeltier­e, die sich neu ansiedeln. Diese können mit vergleichs­weise geringem Aufwand vergrämt oder gefangen werden. „Haben sich die Tiere erst einmal über mehrere Jahre angesiedel­t, ist das Vertreiben oder Fangen mit immensem Aufwand und gegebenenf­alls auch hohen Kosten verbunden“, heißt es vom Landratsam­t. Das bestätigt ein Blick in die Preisliste des Stadtjäger­s: Der Stundensat­z beträgt 50 Euro ebenso das Aufstellen der Falle und jeder einzelne Fang. Hinzu kommen unter anderem noch Fahrtkoste­n und Kadaverent­sorgung, sodass sich der Betrag bei dem Fall in Waldbeuren mit mehreren Tieren rasch auf einen vierstelli­gen Euro-Betrag summiert. Auf den Kosten wird Klaus Bender sitzen bleiben, ebenso auf der Beseitigun­g des Dachsbaus unter seinem Haus.

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FOTO: JULIA FREYDA Klaus Bender steht auf dem Kieshaufen, den die Dachse unter seinem Gebäude hervorgegr­aben haben.

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