Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Teamgeist gegen individuelle Klasse
Fußball: Quali zur Bezirksliga-Relegation: SV Betzenweiler - SV Sigmaringen (Do., 17 Uhr)
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BAD SAULGAU - Im Qualifikationsspiel zur Relegation zur Fußball-Bezirksliga treffen am Donnerstag, 16. Juni, 17 Uhr die beiden Tabellenzweiten der Kreisligen A aufeinander. Der SV Betzenweiler und der SV Sigmaringen spielen ausgerechnet auf dem Gelände des FV Altheim aus, wer bereits drei Tage später, am Sonntag, in Unlingen gegen den FV Altheim um den letzten verbliebenen Platz in der Bezirksliga spielen darf. Das Spiel wurde wegen der zu erwartenden hochsommerlichen Temperaturen um zwei Stunden, auf 17 Uhr nach hinten verlegt.
„Angesichts der ganzen Probleme, die wir hatten, Verletzungen und Corona, bin ich mit der Runde und Platz zwei zufrieden“, sagt Helmut Ulmer, Trainer des SV Sigmaringen. „Hätten Spieler wie Daniel Abdulahad und Kevin Reuter die gesamte Saison durchspielen können, wäre sicher mehr drin gewesen, so aber müssen wir zufrieden sein“, sagt Ulmer.
Doch Helmut Ulmer wäre nicht Helmut Ulmer, wenn er seine Mannschaft nicht ganz gezielt auf ein Entscheidungsspiel vorbereiten könnte. Es ist nicht das erste in der gemeinsamen Geschichte der Mannschaft und des Trainers aus der Kreisstadt. 2016/2017 rettete sich Sigmaringen vor dem Abstieg in die Kreisliga A dank eines 2:0-Erfolges im Relegationsspiel in Ostrach gegen den SC Türkiyemspor. Dazu gewann der SV
Sigmaringen in den vergangenen fünf Jahren gleich zweimal den Pokal, 2020 im eigenen Stadion gegen die TSG Ehingen und 2017 gegen Bad Schussenried - in Betzenweiler.
„Natürlich will jeder das Spiel am Donnerstag gewinnen, das ist klar“, sagt Ulmer. „Und wir werden es trotz allem versuchen, wollen natürlich eine Runde weiterkommen.“Trotz allem - denn das Ergebnis im letzten Ligaspiel am Samstag ließ aufhorchen. Mit 2:7 unterlag der SV Sigmaringen bei der SGM Frohnstetten/ Storzingen. Ein Bluff? „Nein, unsere personelle Lage ist derzeit einfach so.“So fehlen derzeit unter anderem Christian Schlappa (Kreuzbandriss), Steffen Geigle (Achillessehne), Bernhard Henning (gesperrt) und Leon Ulmer. Abraham Kanoun ist schon seit mehreren Wochen krank, hat Sportverbot. Und zu allem Überfluss musste gegen Frohnstetten auch noch Fazale Kerim nach nicht mal einer Viertelstunde mit Verdacht auf Muskelfaserriss raus. „Aber ich glaube, es wird die Tagesform entscheiden. Tagesform und die Mannschaft, die es am Tag selbst mehr will“, ist sich Ulmer sicher. Er habe den Gegner beobachtet. „Dabei sind mir schon einige sehr starke Spieler aufgefallen. Vor allem natürlich Daniel Weber“, zollt er dem SV Betzenweiler und seinem Spielertrainer Respekt.
Und auch sein Gegenüber, Daniel Weber, scheidender Spielertrainer des SV Betzenweiler, hofft auf neue Energie im Qualifikationsspiel am
Donnerstag für seine Mannschaft. Denn natürlich habe nach dem Samstag kurzzeitig Enttäuschung geherrscht, auch weil noch am Spieltag selbst ein Fünkchen Hoffnung bestand. „Aber in der entscheidenden Phase der Saison hat uns ein wenig der Wille gefehlt. Ertingen/Binzwangen hat verdient den Titel geholt, hatte am Ende mehr Konstanz wie wir. Deshalb habe ich sofort auch Steffen (Maurer, Trainer der SG Ertingen/Binzwangen, d. Red.) gratuliert“, sagt Weber.
Jetzt richtet sich der Blick nach vorne: „Aber wir müssen und wollen positiv nach vorne schauen. Wir haben als SV Betzenweiler 70 Punkte geholt. Das ist so viel wie nie eine Mannschaft des SV Betzenweiler in der Kreisliga A zuvor.“
So sieht er seine Mannschaft, die von einem ganzen Bus voller SVBFans unterstützt wird, bereit den Weg in die Bezirksliga auf die harte Tour zu gehen.
„Wir wollen versuchen, am Donnerstag möglichst schnell in unser Powerplay hineinzukommen, um unser Ding zu spielen“, sagt Weber. Um die Qualitäten des Gegners weiß auch er, hat den Gegner sich angeschaut. „Das ist eine Mannschaft, die natürlich sehr viel individuelle Klasse hat“, sagt Weber, der natürlich Daniel Abdulahad als eine der zentralen Figuren im Sigmaringer Spiel ausgemacht hat. „Ich glaube schon, dass sie deshalb sehr viel mit diagonalen Bällen auf die Flügel operieren werden“, glaubt Weber. „Aber wir können der individuellen Klasse vielleicht unsere bessere mannschaftliche Geschlossenheit, das Kollektiv und die Mentalität entgegensetzen“, sagt Weber, der 2017 mit dem SV Uttenweiler aus der Landesliga über die Relegation nach einem 2:5 gegen die TSG Ehingen vor 3000 Fans in Neufra abstieg.
Für den SV Betzenweiler, der am Donnerstag unter anderem von einem Bus voller SVB-Fans unterstützt wird, gilt es in der Relegation den Flow, den Spielfluss der Vorrunde wiederzufinden. „Natürlich fehlt uns der etwas“, räumt Weber ein. „Aber ich glaube, dass das Spiel am Donnerstag ohnehin über die Tagesform entschieden wird. Das wird sicher kein technisch-taktischer Leckerbissen. Ich glaube, wer - auch angesichts der klimatischen Verhältnisse - das erste Tor schießt, wird einen Vorteil haben und frühzeitig die Weichen stellen“, sagt Weber, der weiß, dass er in Altheim natürlich unter spezieller Beobachtung steht.
Bei seinem Vorhaben, das Relegationsfinale ausgerechnet gegen seinen neuen Verein FV Altheim zu erreichen, wird Weber wieder auf einen breiteren Kader zählen können. In den vergangenen Wochen sind nach und nach Spieler wie Marius Rudolph, Elmar Locher und Benjamin Argo zurückgekehrt. „Sie sind zwar noch nicht bei einhundert Prozent. 90 Minuten sind wahrscheinlich noch zu lang. Aber 60 Minuten können sie sicher gehen und dann schauen wir mal.“