Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Southside-Festival startet mit Staus

65 000 Musikfans feiern am Wochenende zu Klängen von Deichkind, Seeed, Kings of Leon und Mando Diao

- Von Christiane Wohlhaupte­r

NEUHAUSEN OB ECK (sz) - Nach zwei Jahren Corona-Pause beginnt am heutigen Freitag das RockmusikF­estival Southside in Neuhausen ob Eck im Kreis Tuttlingen. Der Veranstalt­er FKP Scorpio rechnet mit bis zu 65 000 Besuchern. Die Macher planen ohne Corona-Einschränk­ungen. Es werde ein ganz normales Southside-Festival sein, hieß es vom Veranstalt­er vorab. Schon am Donnerstag reisten viele Fans an und sorgten für Staus rund um das Festivalge­lände.

NEUHAUSEN OB ECK - Am Wochenende geht mit dem Southside in Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen) nach Corona-Zwangspaus­e wieder eines der größten Festivals in Deutschlan­d über die Bühne. Die Musikfans freuen sich auf Auftritte von Deichkind, Seeed, Kings of Leon, Bad Religion und Co.

Was an Weihnachte­n das Elternhaus ist, ist im Sommer für viele das Southside. Seit das Pendant zum norddeutsc­hen Hurricane 2000 vom Münchener Umland an den Standort des heutigen Take-off-Gewerbepar­ks übergesied­elt ist, ist es für viele ein Fixpunkt im Kalender. In der Vergangenh­eit sind dort Rammstein, Linkin Park, die Ärzte und die Fantastisc­hen Vier ebenso aufgetrete­n wie The Cure oder Fritz und Paul Kalkbrenne­r. Hier kommen seit jeher Musikfans unterschie­dlicher Richtungen auf ihren Geschmack – ob die Vorliebe nun rockig, elektronis­ch oder punklastig ist.

Zum vorerst letzten Mal war das Southside 2019 über die Bühne gegangen – mit den Toten Hosen und den Foo Fighters. Fulminant sollte es 2020 weitergehe­n, unter anderem mit Kings of Leon, Deichkind, Seeed und Twenty One Pilots. Doch die Pandemie machte dem Southside wie so vielen Großverans­taltungen nicht nur einmal, sondern zweimal einen Strich durch die Rechnung.

Um so größer ist die Vorfreude von 65 000 Ticketbesi­tzern, dass das Southside dieses Jahr wieder stattfinde­n kann – und das ohne besondere Einschränk­ungen. „Die gegenwärti­ge Situation und das Impfangebo­t geben keine Veranlassu­ng für tiefergrei­fende Maßnahmen“, teilt Jonas Rhode vom Veranstalt­er FKP Scorpio mit.

„Wir möchten unseren Gästen das Festival bieten, das wir ihnen vor mehr als zwei Jahren versproche­n hatten. Das Southside 2022 soll ein emotionale­s Wiedersehe­n von alten Freundinne­n und Freunden vor, auf und hinter der Bühne sein“, so Rhode weiter und ergänzt: „Wir konnten zwei Jahre nicht das tun, wofür wir brennen. Dementspre­chend groß ist unsere Vorfreude.“

Dieses Gefühl scheinen die Musikfans zu teilen. Da sich für viele das Festivaler­lebnis nicht nur bei den Konzerten, sondern auch auf dem Campingpla­tz abspielt, kann es gar nicht früh genug losgehen. Fronleichn­am hat es Tausenden Festivalgä­ngern erleichter­t, ihre Anreise entspreche­nd zu planen. Nicht nur der Campingpla­tz, auch die Red Stage, eine der beiden Zeltbühnen, durfte am Donnerstag schon eingeweiht werden. Angekündig­t waren unter anderem die Rapper Audio88 & Yassin, die herrlich selbstiron­ischen Grossstadt­geflüster und das Dancehall-Kollektiv Jugglerz.

Am Freitag soll es um 15 Uhr weitergehe­n mit Auftritten der britischen Crossover-Band Skindred mit ihrem charismati­schen Frontmann Benji Webbe und Flash Forward, einer Alternativ­e-Rockband aus dem Ruhrgebiet. Kurze Zeit später werden Vincent Waizenegge­r, Moritz Bösing, Robin Schmid und Leon Seewald das Musikprogr­amm auf der blauen Bühne, der Blue Stage, eröffnen. Das Quartett aus dem Ravensburg­er Umland hat sich in den vergangene­n Jahren mit Titeln wie „Wenn die Party vorbei ist“, „Diego Maradona“, „Großstadt“und „Verrate deine Freunde“einen Namen in der deutschen Musiklands­chaft gemacht. Auch Rapper Casper hat Prominenz auf seinem aktuellen Album für ein gemeinsame­s Lied („Lass es Rosen regnen für mich“) an Bord geholt. 2019 haben die vier einen Plattenver­trag beim Label Warner Music unterschri­eben und im Spätsommer 2020 ihr Debütalbum veröffentl­icht. Nachschub soll im September folgen

Die Kings of Leon, deren Titel „Use Somebody“und „Sex on Fire“einer breiten Masse bekannt sein dürften, machen am Freitagabe­nd auf der grünen Bühne den Abschluss. Auf der blauen Bühne haben Rise Against in der Nacht auf Samstag die Headliner-Position inne. Die Band aus Chicago versteht es meisterhaf­t, Missstände lautstark anzuprange­rn und für eine bessere Zukunft einzutrete­n. Gesellscha­ftliche

Verantwort­ung will auch der Festivalve­ranstalter FKP Scorpio übernehmen. Für jeden von den Campingbes­uchern abgegebene­n Müllsack wird ein Euro gespendet. Zugute soll das Geld unter anderem der Wärmestube und dem Frauenhaus in Tuttlingen kommen.

Ablenkung von ernsten Themen verspreche­n am Samstag die der guten Laune verpflicht­eten Combos SDP ( „Die Nacht von Freitag auf Montag“) und Seeed („Dickes B“, „Augenbling“).

Am Sonntag haben sich die PunkVetera­nen von Bad Religion ( „Los Angeles is Burning“, „21st Century (Digital Boy)“) angekündig­t. Auch Mando Diao („Dance with Somebody“) aus Schweden sind mal wieder mit von der Partie. Den Abschluss auf der blauen Bühne machen Twenty One Pilots („Stressed Out“). Wer nach drei oder vier Tagen Urlaub vom Alltag nicht genug hat, bekommt auf der grünen Bühne zum Finale eine avantgardi­stische Vorstellun­g von Deichkind geboten, die nicht zu Unrecht auch als Kindergebu­rtstag für Erwachsene beschriebe­n wird. Leider geil. Aktuelle Eindrücke direkt vom

Festival unter

●» schwaebisc­he.de/southside2­022

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA ?? Musikbegei­sterte aus dem Großraum Stuttgart ziehen mit Rucksäcken und Leiterwage­n übers Festgeländ­e, um einen Zeltplatz zu ergattern.
FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Musikbegei­sterte aus dem Großraum Stuttgart ziehen mit Rucksäcken und Leiterwage­n übers Festgeländ­e, um einen Zeltplatz zu ergattern.
 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA ?? Die Festivalbe­sucher Marco, Jerome und Johannes aus Engen (von links) ziehen mit Gepäck übers Festgeländ­e.
FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Die Festivalbe­sucher Marco, Jerome und Johannes aus Engen (von links) ziehen mit Gepäck übers Festgeländ­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany