Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eine Aktivistin spaltet die Ampel
Die Publizistin Ferda Ataman soll neue Antidiskriminierungsbeauftragte werden
BERLIN - Sie hat nichts gegen die Bezeichnung „Kartoffel“für weiße Deutsche und hadert mit dem Begriff „Heimat“: Die Publizistin und Aktivistin für mehr Vielfalt in der Gesellschaft, Ferda Ataman, soll neue Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung werden. Ob der Bundestag dem bereits vom Ampel-Kabinett akzeptierten Vorschlag aus dem grün geführten Familienministerium zustimmt, ist noch nicht ganz klar. Vor allem bei den Liberalen gibt es Vorbehalte. „Ein Vorschlag, dem ich meine Stimme nicht geben kann“, twitterte die FDP-Abgeordnete Linda Teuteberg.
Familienministerin Lisa Paus, die die 43-Jährige nominiert hat, hofft, dass diese „all denjenigen eine starke Stimme verleihen wird, die in Deutschland eine Diskriminierung erfahren“. Ataman ist in Stuttgart geboren und wuchs in Nürnberg als Kind türkischer Einwanderer auf. Die diplomierte Politikwissenschaftlerin war Redenschreiberin für den damaligen NRW-Integrationsminister und späteren CDU-Vorsitzenden Armin Laschet. Später arbeitete sie unter anderem als Journalistin und gründete den Verein „Neue deutsche Medienmacher“.
Kontroversen löste Ataman gleich mehrfach aus – zum einen, als sie 2020 öffentlich erklärte, die Bezeichnung „Kartoffel“für Deutsche ohne Migrationshintergrund sei nicht anstößig; der von ihrem Verein vergebene Negativpreis heißt „Goldene Kartoffel“. Außerdem hielt sie dem damaligen Bundesminister des
Inneren, für Bau und Heimat, Horst Seehofer (CSU) vor, mit dem Begriff „Heimat“eine „Antwort auf die grassierende Fremdenangst“geben zu wollen. Ein Heimatministerium zu schaffen, sei Symbolpolitik für rechte Wähler und erinnere an „Blut und Boden“. Seehofer griff Ataman scharf an und verwahrte sich dagegen, „mit dem Heimat-Begriff der Nationalsozialisten in Verbindung“gebracht zu werden.
Weitere möglicherweise kontroverse Äußerungen Atamans lassen sich zum großen Teil nicht mehr nachprüfen. Denn offenbar im Zusammenhang mit der geplanten Ernennung zur Antidiskriminierungsbeauftragten sind sämtliche Tweets gelöscht worden, die die Aktivistin vor Juni 2022 bei Twitter veröffentlicht hat.