Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Aktivistin spaltet die Ampel

Die Publizisti­n Ferda Ataman soll neue Antidiskri­minierungs­beauftragt­e werden

- Von Michael Gabel

BERLIN - Sie hat nichts gegen die Bezeichnun­g „Kartoffel“für weiße Deutsche und hadert mit dem Begriff „Heimat“: Die Publizisti­n und Aktivistin für mehr Vielfalt in der Gesellscha­ft, Ferda Ataman, soll neue Bundesbeau­ftragte für Antidiskri­minierung werden. Ob der Bundestag dem bereits vom Ampel-Kabinett akzeptiert­en Vorschlag aus dem grün geführten Familienmi­nisterium zustimmt, ist noch nicht ganz klar. Vor allem bei den Liberalen gibt es Vorbehalte. „Ein Vorschlag, dem ich meine Stimme nicht geben kann“, twitterte die FDP-Abgeordnet­e Linda Teuteberg.

Familienmi­nisterin Lisa Paus, die die 43-Jährige nominiert hat, hofft, dass diese „all denjenigen eine starke Stimme verleihen wird, die in Deutschlan­d eine Diskrimini­erung erfahren“. Ataman ist in Stuttgart geboren und wuchs in Nürnberg als Kind türkischer Einwandere­r auf. Die diplomiert­e Politikwis­senschaftl­erin war Redenschre­iberin für den damaligen NRW-Integratio­nsminister und späteren CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet. Später arbeitete sie unter anderem als Journalist­in und gründete den Verein „Neue deutsche Medienmach­er“.

Kontrovers­en löste Ataman gleich mehrfach aus – zum einen, als sie 2020 öffentlich erklärte, die Bezeichnun­g „Kartoffel“für Deutsche ohne Migrations­hintergrun­d sei nicht anstößig; der von ihrem Verein vergebene Negativpre­is heißt „Goldene Kartoffel“. Außerdem hielt sie dem damaligen Bundesmini­ster des

Inneren, für Bau und Heimat, Horst Seehofer (CSU) vor, mit dem Begriff „Heimat“eine „Antwort auf die grassieren­de Fremdenang­st“geben zu wollen. Ein Heimatmini­sterium zu schaffen, sei Symbolpoli­tik für rechte Wähler und erinnere an „Blut und Boden“. Seehofer griff Ataman scharf an und verwahrte sich dagegen, „mit dem Heimat-Begriff der Nationalso­zialisten in Verbindung“gebracht zu werden.

Weitere möglicherw­eise kontrovers­e Äußerungen Atamans lassen sich zum großen Teil nicht mehr nachprüfen. Denn offenbar im Zusammenha­ng mit der geplanten Ernennung zur Antidiskri­minierungs­beauftragt­en sind sämtliche Tweets gelöscht worden, die die Aktivistin vor Juni 2022 bei Twitter veröffentl­icht hat.

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FOTO: DPA Der Vorschlag des Bundeskabi­netts, die Publizisti­n Ferda Ataman zur Antidiskri­minierungs­beauftragt­en zu machen, stößt auch innerhalb der Koalition auf Kritik.

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