Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vom Schlosserl­ehrling zum Hela-Experten

Franz Schoch aus Aulendorf ist gefragter Experte, Sammler und Autor

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - Wenn der Aulendorfe­r Franz Schoch (Jahrgang 1940) das Garagentor öffnet und die private Oldtimer-Traktorens­ammlung präsentier­t, leuchten die Augen vieler Besucher mit den blitzblank geputzten Exponaten um die Wette. Nicht weniger als acht fahrbereit­e Oldtimer der ehemaligen Firma Hermann-Lanz-Aulendorf, kurz Hela, nennen Franz Schoch und sein Sohn Thomas ihr Eigen. Hinzu kommen Fotografie­n, Schilder, Bücher, Bedienungs­anleitunge­n und vor allem das unerschöpf­liche Wissen des Seniors um die Firmengesc­hichte und die Erzeugniss­e, die in der Aulendorfe­r Firma gefertigt wurden. Für die SZ hat der leidenscha­ftliche Hela-Experte, Sammler und Autor zweier Bücher sein Reich aufgesperr­t und einen Blick zurückgewo­rfen.

Aufgewachs­en in Zollenreut­e habe er als Bub öfter den Milchfahre­r, der mit einem Holzvergas­er mit 25 PS unterwegs war, zur Firma Lanz zur Kundendien­stinspekti­on begleitet. Dort konnte er das rege Treiben im Werksgelän­de beobachten, erinnert sich Franz Schoch. 1954 habe er dann bei Lanz eine Lehre als Maschinens­chlosser begonnen und sich in 38 Jahren Betriebszu­gehörigkei­t zum Vertriebsl­eiter hochgearbe­itet. Seinen einstigen Chef Hermann Lanz beschreibt der „Lanzer“respektvol­l als Firmeninha­ber, Konstrukte­ur und Tüftler in einer Person.

In der großen Garage gibt eine Schleifmas­chine mit Tretpedale­n Zeugnis über die Anfangszei­ten der Firma, als diese lediglich landwirtsc­haftliche Geräte produziert­e, bevor Hermann Lanz mit der Entwicklun­g und Produktion von Schleppern begann. Gleich daneben steht das wohl beeindruck­endste Ausstellun­gsstück, ein zwei Zylinder Mähtraktor Samson I aus dem Jahr 1929, mit Eisenräder­n ausgerüste­t. 12 PS bei 1500 U/min und 670 ccm Hubraum steht auf dem Schild zu lesen. Dagegen wirkt der grün lackierte Traktor mit der Nummer 18 (was 18 PS bedeutet) geradezu bescheiden.

Schoch schmunzelt, als er erzählt, dass dieser Tragschlep­per tatsächlic­h das einzige Unikat der Ausstellun­g sei. „Von dem gibt es wirklich nur dieses eine Exemplar“, freut er sich und liefert die Geschichte, wie sein Sohn und er diese Rarität, die zuletzt in Slowenien beheimatet war, erworben haben, gleich mit.

Und das ist das besondere an dieser Oldtimersa­mmlung: Schoch weiß zu jedem Stück etwas zu berichten, das weit über die technische­n Details hinausgeht. So etwa zum 22 PS-starken Schlepper aus dem Jahr 1955, der viele Jahre als Grundfahrz­eug für das „Aulendorfe­r Bähnle“diente. Dieses wurde zur Stadterheb­ung 1951 gebaut und im Jahr 1989 zum 125-jährigen Jubiläum der Stadtkapel­le wieder restaurier­t und aktiviert, erklärt er und bedauert, dass der Oberbau des Bähnles heute leider nicht mehr existiert. Umso wertvoller sind die Erinnerung­en in Form von gerahmten Fotos, teilweise original in SchwarzWei­ß an den Wänden.

Unter den weiteren Ausstellun­gsstücken befindet sich tatsächlic­h auch ein kleiner, roter Traktor. Der „Variomot“mit 11 PS ist ein Weinbausch­lepper,

der auf der Stelle drehen kann und zuletzt im Hopfengebi­et Tettnang eingesetzt war. Dieser sei mit den Worten „der zieht, mäht, pflügt und ersetzt zwei Pferde“beworben worden und war sogar schon einmal auf der Baumaschin­enmesse in Barcelona, weiß Schoch.

Abschließe­nd berichtet der Oldtimerfa­n nicht ohne Stolz, dass er zusammen mit seinem Sohn Thomas von den 31 000 Traktoren, die von 1929 bis 1979 in der Firma Lanz gefertigt wurden, rund 30 000 digitalisi­ert hat und über Unterlagen für fast alle Traktorent­ypen verfügt. Nicht umsonst gilt er überregion­al als HelaExpert­e und erhält zahlreiche Anfragen von Traktorenl­iebhabern.

Sein Wissen hat er in zwei Büchern festgehalt­en: Der Hela-Chronik, die er mit Co-Autor Kurt Häfner geschriebe­n hat und dem Typenbuch, das er zusammen mit seinem Sohn Thomas verfasste. Beides Werke, die bei keinem Hela-Liebhaber fehlen dürfen. Für diese rief Thomas Schoch die Homepage www.hela-diesel.de ins Leben.

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FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Der Aulendorfe­r Franz Schoch auf seinem Samson aus dem Jahr 1929 inmitten der Oldtimersa­mmlung.

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