Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
9-Euro-Ticket lastet Busunternehmen aus
Busse, aber auch Züge sind gerade an Wochenenden immer voller – Fahrradmitnahme im Regiobus 500 nicht mehr erlaubt
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SIGMARINGEN - Schon in den vergangenen Jahren waren die Busse besonders morgens im Schulverkehr voll besetzt und nicht immer konnten alle Schülerinnen und Schüler mitgenommen werden. Jetzt hat sich die Situation noch einmal verschärft. Auch außerhalb der Schulzeiten sind die Busse sehr gefragt und das nicht nur im Sigmaringer Stadtverkehr. Der
Grund hierfür: Das 9-Euro-Ticket.
Für die Bürgerinnen und Bürger ist das Ticket eine Erleichterung im Alltag, denn sie können den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in ganz Deutschland günstig nutzen. Für Busunternehmen aber bringt es Schwierigkeiten mit sich.
Bei der Regiobus-Linie 500 Sigmaringen Überlingen sind, seitdem das Ticket verfügbar ist, mehr Bürger als sonst mit dieser Linie unterwegs.
„Die Busse sind überfüllt und teilweise konnten wir nicht alle Fahrgäste mitnehmen, weil sie nicht mehr in den Bus passten“, sagt Christine Geschwender vom Kreisverkehrsbetrieb (KVB) Sigmaringen.
Auch auf die Mitnahme von Fahrrädern soll nun bei der Fahrt mit der Regiobus-Linie 500 verzichtet werden, so das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Da die Busfahrpläne mit den Bahnfahrzeiten übereinstimmen, können die Anschlüsse zur Bahn nur erreicht werden, wenn der Bus pünktlich ankommt. Aber durch das vermehrte Mitnehmen von Fahrrädern kommt es häufiger zu Verspätungen und damit verbundenen Anschlussverlusten.
Nicht nur bei Bussen, sondern auch im Zug ist die Mitnahme von Fahrrädern mittlerweile schwer möglich. Karin Schreiner (56) aus Villingen-Schwenningen und ihr Freund Michael Enz (59) ebenfalls aus Villingen-Schwenningen sind mit ihren Fahrrädern aus ihrem Heimatort mit dem Zug nach Sigmaringen gefahren. Schreiner berichtet, dass werktags zwischen 6 und 9 Uhr in der
Früh ein Extra-Ticket für die Fahrräder gelöst werden müsse, um es in den Zug mitnehmen zu können. Voll sei es bei ihrer Anreise im Zug aber nicht gewesen. „Wenn man die Wochenenden und Feiertage weglässt, dann ist das 9-Euro-Ticket wirklich toll“, sagt sie deutlich erfreut. Auch Michael Enz ist dieser Meinung: „Die Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket funktionieren perfekt, man muss sich aber erstmal über die Regelungen in den Zügen schlau machen.“Beide nutzen das Ticket, damit sie in verschiedenen Städten Fahrradtouren machen können und sich den Weg bis dorthin sparen und die Zeit dann dort genießen können.
Naldo und die KVB berichten, dass sie vermehrt Rückfragen bezüglich des Tickets bekommen haben, wohingegen das Beck Busunternehmen aus Schwenningen kaum Auskunft darüber geben musste. Hinsichtlich des Arbeitsverkehrs erläuterte das Beck Busunternehmen, dass Pendler das Ticket nicht nutzen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen, sondern größtenteils für Freizeitaktivitäten. Den Grund dafür
war der Zug sehr voll. Und nach dem Umstieg das kurze Stück von Immendingen nach Tuttlingen auch. Der Schaffner hat aber gut vermittelt und so hatten unsere Fahrräder immer Platz“, schildert Lucia Elfgang ihre Eindrücke und vermutet, dass bei steigender Nachfrage für das Sonderangebot mehr Waggons und Züge notwendig werden würden.
Dominik Steiert ergänzt: „Wir finden das Neun-Euro-Ticket eine coole Sache. Es ist ein guter Anreiz, um den öffentlichen Personennahverkehr sieht das Busunternehmen in zwei Hürden: Einerseits sei es die Taktung des Fahrplans und dessen Inflexibilität, sodass die Busfahrzeiten mit den Arbeits- und Feierabendszeiten der Menschen nicht übereinstimmen. Andererseits seien es die immer noch unzureichenden Busverbindungen Überland, die es für die Arbeiter schwierig macent, an ihren Arbeitsplatz zu gelangen, da die Busse üblicherweise nicht in Industriegebieten halten.
verstärkt zu nutzen. Das Angebot sollte länger als drei Monate andauern und die Tickets sollten generell günstiger sein.“Außerdem findet er, dass das flächendeckende Neun-Euro-Ticket auch bei den Verantwortlichen der Verkehrsverbünde zum Nachdenken anregen soll, da man das Ticket über einen Verbund hinweg nutzen kann. Ab Tuttlingen ging für die Beiden übrigens mit dem Rad die Reise weiter zu einem Freund nach Bietingen bei Sauldorf in den Landkreis Sigmaringen. (schn)