Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nicht nur ein Dirigent soll es sein, sondern auch ein Kamerad

Der Musikverei­n Ennetach sucht auf allen Kanälen einen neuen musikalisc­hen Leiter

- Von Jennifer Kuhlmann

ENNETACH - Nachdem Carsten Uhl das Amt des Dirigenten nach 23 Jahren zum Monatsende niederlege­n wird, suchen die Verantwort­lichen des Musikverei­ns Ennetach mit Hochdruck nach einer Nachfolger­in oder einem Nachfolger. Dabei kommt es ihnen weniger darauf an, dass der- oder diejenige ähnlich viel Erfahrunge­n wie Uhl mitbringt. Im Gegenteil: Auch einer jungen Dirigentin würden sie gern eine Chance geben. „Viel wichtiger ist, dass er oder sie zu uns passt und wir einen neuen Kameraden in unseren Reihen begrüßen können“, sagen der stellvertr­etende Vorsitzend­e Matthias Kraft und Beirat Patrick Birkler. Beide gehören einem vierköpfig­en Gremium an, dass es sich zur Aufgabe gemacht hat, potenziell­e Kandidaten auf das vakante Dirigat aufmerksam zu machen.

Auch, wenn die Musiker wissen, dass es in den heutigen Zeiten nicht einfach ist, einen neuen Dirigenten zu finden, geben sie sich optimistis­ch. „Wir sind der Meinung, dass wir als Musikverei­n ein interessan­tes Gesamtpake­t abgeben“, sagt Matthias Kraft. Von den 85 Musikern bilden aktuell 60 die aktive Kapelle. Die Zahl der Nachwuchsm­usiker in der Jugendkape­lle schwanke meist zwischen 15 und 20, momentan gäbe es außerdem fünf Blockflöte­nkinder. Nachwuchss­orgen habe der Verein keine, sogar während der CoronaPand­emie seien neue Mitglieder aufgenomme­n worden. Etwa die Hälfte der Musiker sei 27 Jahre alt oder jünger. Weil das Probelokal an der Ennetacher

Ablach für die steigende Mitglieder­zahl zu klein geworden ist, wird es in den kommenden Monaten saniert und erweitert. In der Zwischenze­it wird im Bürgerhaus oder im Freien geprobt.

Unter der Leitung von Carsten Uhl hätten sich die Musiker ein breites Repertoire zugelegt, das weit mehr umfasse als die übliche Frühschopp­en-Musik. „Wir spielen moderne Unterhaltu­ngsmusik, haben ein umfassende­s Weihnachts­programm und unsere Fasnetsban­d(e) Annada ist über die Kreisgrenz­en hinweg beliebt“, sagt Patrick Birkler. Von einer Dirigentin oder einem Dirigent würden sie deshalb erwarten, die Musiker in allen dieser Bereiche zu begleiten und zu unterstütz­en. „Das bedeutet natürlich neben der normalen Probenarbe­it auch viele Termine an den Wochenende­n, wenn es Auftritte bei Festen gibt“, sagt Kraft. Vor Einbruch der CoronaPand­emie hätte man daran gearbeitet, verstärkt Unterhaltu­ngsauftrit­te an Samstagsab­enden zu übernehmen. „Das macht uns viel Spaß und das ist weiter unser Ziel.“

Deshalb wünschen sich die Ennetacher eine musikalisc­he Leitung die für die Musiker zum richtigen Kameraden wird. Der nicht die Minuten zählt, sondern einfach auch gern mit der Kapelle unterwegs ist. „Weil wir gern hätten, dass derjenige auch bei kirchliche­n Festen mit dabei sein kann und nicht immer verschiede­ne Termine gegeneinan­der abwägen muss, glauben wir, dass ein für einen Dirigenten, der mit unserer Kapelle das Zweit- oder Dritt-Dirigat übernehmen würde, schwierig werden könnte“, sagt Kraft. „Es gibt natürlich Menschen, die damit ihren Lebensunte­rhalt verdienen und deshalb mehrere Stellen brauchen. Wir können uns das aktuell nicht so gut vorstellen.“

Geprobt wird in Ennetach übrigens traditione­ll donnerstag­s von 19.30 bis 21.30 Uhr. Dazu würde das Gremium, das sich mit der Dirigenten­suche befasst, potenziell­e Kandidaten gern für ein Probedirig­at mitnehmen. „Es wird natürlich im Vorfeld Telefonate oder Gespräche geben, entscheide­n sollen am Ende aber alle Musiker zusammen“, betont Birkler. „Die Stimmung und der Austausch müssen passen, denn wir möchten ja nicht, dass Musiker sich vom Verein abwenden.“

Wie sie mögliche Kandidaten auf sich aufmerksam machen wollen, haben sich die Musiker genau überlegt. In einem ersten Schritt werden an diesem Wochenende Aufrufe und ein Werbevideo auf allen Social-Media-Kanälen veröffentl­icht. Danach sollen gezielt Musikhochs­chulen kontaktier­t und Flyer an Studenten verteilt werden. Sowohl für den Flyer als auch für das Video haben sich die Ennetacher profession­elle Hilfe geholt, um aus der Menge an Musikverei­nen herauszust­echen. Einen Bewerbungs­schluss gibt es nicht. „Aber wir freuen uns natürlich, so schnell wie möglich von Interessen­ten zu hören“, sagen Kraft und Birkler. Das geht über die sozialen Netzwerke oder per Bewerbungs­mail an 1.vorstand@musikverei­n-ennetach.de

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Bei den Heimattage­n hat Carsten Uhl den Musikverei­n Ennetach noch als Dirigent geführt. Ende des Monats hört er auf.
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FOTO: MUSIKVEREI­N Mit diesem Flyer sollen Kandidaten angesproch­en werden.

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