Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hitze-Wochenende in Deutschlan­d

Temperatur­en von mehr als 39 Grad – 100 Hektar Wald brennt in Brandenbur­g

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OFFENBACH/STUTTGART (dpa) Das sonnige Wetter trieb am Wochenende zahlreiche Menschen ans Meer, zu Seen und in Freibäder. Wegen Trockenhei­t herrscht in vielen Teilen Deutschlan­ds jedoch hohe Waldbrandg­efahr.

Die heißesten Orte Deutschlan­ds lagen am Samstag in Baden-Württember­g sowie in Rheinland-Pfalz. An der Station Waghäusel-Kirrlach im Kreis Karlsruhe sowie in Bad Kreuznach verzeichne­te der Deutsche Wetterdien­st (DWD) 37,1 Grad Celsius. In Cottbus wurden am Sonntag sogar 39,2 Grad gemessen.

Aufgrund der großen Trockenhei­t kam es landesweit zu mehreren kleinen Bränden. Einsatzkrä­fte der Feuerwehr rückten am Samstag zu mehreren Flächenbrä­nden im Landkreis Karlsruhe aus. Am Epplesee in Rheinstett­en geriet aus bislang ungeklärte­r Ursache ein Feld in Brand, wie die Feuerwehr mitteilte. Passanten versuchten, das Feuer zu löschen, allerdings fachte der Wind die Flammen weiter an.

Fast zeitgleich kam es in Malsch zum Brand eines Kornfeldes. Im Bereich des Modellflug­platzes brannte laut Feuerwehr ein etwa zwei Hektar großes Stoppelfel­d. Später kam es in Kraichtal ebenfalls zu einem Flächenbra­nd. Menschen wurden bei den Bränden, deren Auslöser unklar waren, nicht verletzt.

Wegen der drohenden Gefahr durch einen Waldbrand im brandenbur­gischen Treuenbrie­tzen südwestlic­h von Berlin ist die Evakuierun­g mehrerer Ortsteile angeordnet worden. Betroffen sind die Ortsteile Frohnsdorf und Tiefenbrun­nen sowie Klausdorf. Weil im Boden auf dem Gelände – ein ehemaliger Spreng- und Übungsplat­z – Munition und Kampfmitte­ln liegen, kommen die Feuerwehrl­eute nicht direkt an den Brand heran. Die vom Waldbrand betroffene Fläche hatte sich in der Nacht zum Sonntag auf etwa 100 bis 110 Hektar ausgedehnt, sagte ein Feuerwehrs­precher. Zunehmende Winde verschlech­terten am Sonntag die Lage. 2018 waren bei einem Waldbrand in Treuenbrie­tzen rund 400 Hektar Wald zerstört worden.

Viele Menschen suchten angesichts der Hitze Abkühlung im Wasser. Für einen 50-Jährigen in Stuttgart endete der Sprung in den Neckar am Samstag tödlich. Er wurde nach einer halben Stunde aus dem Wasser geborgen und starb nach einer erfolglose­n Reanimatio­n im Krankenhau­s, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Nach Zeugenauss­agen hatte er sich mit einem Bekannten getroffen, um Alkohol zu trinken und war unvermitte­lt in den Fluss gesprungen.

Die Bahn meldete volle Züge in Richtung Küsten. Das Neun-Euro-Ticket sei beliebt und mehr Menschen seien mit Bus und Bahn unterwegs, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die mit 37,1 Grad nach DWDAngaben zunächst höchsten Werte dieses Jahres wurden am späten Samstagnac­hmittag an den Messstatio­nen Waghäusel-Kirrlach (Baden

Württember­g) und in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) registrier­t. Auch für Sonntag warnte der DWD teils vor einer hohen Wärmebelas­tung. Ein DWD-Sprecher riet zu „kühlen Getränken und Schatten“– auch wegen der hohen UV-Strahlung.

Der Vorstand der Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, forderte, alle alten Menschen in Heimen vor der Hitze zu schützen. Es fehle eine ministerie­lle Vorschrift, um die Hitze in den Räumen der Seniorenhe­ime zu begrenzen, bemängelte er. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach mahnte, auf ältere Menschen zu achten. Auf Twitter schrieb der SPD-Politiker: „Bitte achten Sie darauf, dass gerade ältere Menschen heute genug trinken. Sie empfinden oft weniger Durst als für ihren Körper gut wäre. Hitze und wenig Flüssigkei­t können für Ältere tödliche Folgen haben.“

In Italien spitzt sich die Lage wegen der anhaltende­n Dürre weiter zu. In diversen Gegenden des Mittelmeer­landes hat es seit rund vier Monaten nicht mehr geregnet, der Fluss Po weist den niedrigste­n Pegelstand seit 70 Jahren auf. Der Agrarverba­nd Coldiretti berichtete, dass in manchen Gegenden des Landes die landwirtsc­haftlichen Erträge um die Hälfte zurückgega­ngen seien. Kühe geben weniger Milch. In einigen Gemeinden darf Wasser nur zum Trinken oder für andere wichtige Bereiche des Alltags verwendet werden.

Die Spanier konnten am Sonntag dagegen erstmals wieder etwas aufatmen. Die Temperatur­en fielen nach einer ungewöhnli­ch heftigen tagelangen Hitzewelle in vielen Landesteil­en wieder auf unter 40 Grad. Die in den vergangene­n Tagen ausgebroch­enen Waldbrände wüteten aber zum Teil noch weiter.

Ein großer Waldbrand im Westen der Insel Euböa hielt die griechisch­e Feuerwehr in der Nacht zum Sonntag in Atem. Wegen starker Winde breiteten sich die Flammen rasend aus. Am Morgen waren fünf Löschflugz­euge und -hubschraub­er sowie 150 Feuerwehrl­eute mit 32 Löschzügen im Einsatz. Ein Dorf wurde evakuiert, berichtete die Nachrichte­nagentur ANA.

An der französisc­hen Atlantikkü­ste waren dagegen nach Unwettern Seenotrett­er seit Samstagabe­nd im Dauereinsa­tz, um havarierte­n Booten und den Besatzunge­n zu helfen. Mehr als 80-mal rückten Kräfte mit Schiffen, Hubschraub­ern und Flugzeugen sowie Unterstütz­ung der Armee und des Zivilschut­zes aus, teilte die maritime Präfektur in Brest mit.

Auf eine Hitzewelle mit bis zu 43 Grad folgte zunächst im Westen Frankreich­s ein Wetterumsc­hwung mit örtlich heftigen Unwettern.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Auf dem Weg zur Abkühlung: In München trägt ein Mann einen aufblasbar­en Flamingo über den Isarkies zum Wasser.
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FOTO: THOMAS SCHULZ/DPA Ein Wasserwerf­er der Polizei ist in einem Waldstück bei einem Waldbrand im Einsatz.

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