Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schloss präsentiert sich tierisch und familiär
Erlebnistag in Sigmaringen lockt viele Kinder an – Falkner bringt seine Greifvögel mit
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SIGMARINGEN - Zum landesweiten Schlosserlebnistag hat am Sonntag auch das Hohenzollernschloss in seine ehrwürdigen Mauern eingeladen. Trotz der fast lähmenden Hitze nutzten zahlreiche Einheimische und auch Auswärtige gern die Gelegenheit, zu basteln, zu flanieren, zu lauschen und zu staunen. Besonders für Familien war ein facettenreiches Programm geboten, das in diesem Jahr unter dem Motto „tierisch gut“stattfand.
Wallende Gewänder, Gold und Glitzer, opulente Gemälde, eingebettet in Historisches, mit Efeu und Rosen umrankeltes Gemäuer – Burgen und Schlösser faszinieren seit jeher die Menschheit. Sei es das Interesse an der Geschichte, das Eintauchen in pompösen Luxus oder einfach nur die unerschöpfliche Neugier, wie der Adel einst und heute so residiert. So genossen auch die Besucher den Tag im Schloss.
Das Besondere: Es wurde tierisch gut. Die Greifvögel von Falkner Franz Ruchlak waren bis in die Innenstadt zu hören. Er war unter anderem mit Uhu und Adler angereist und gab allerlei Wissenswertes weiter. Teils auch zum „Entsetzen“der Zuhörer. „Muss ein Uhu sich und seine Kinder ernähren, jagt er durchaus auch Katzen.“
In den kühlen Schlossmauern hatte sich das Team um Nina von Kunhardt und Rita Knupfer einiges einfallen lassen. So war in der Hubertushalle allerhand über die frühzeitliche Nutzung der Tiere und ihre 100-prozentige Verwertung zu erfahren. Dass Fleisch und Haut genutzt wurden, ist nichts Neues, aber dass aus Knochen Kämme und Nadeln gemacht wurden, war vor allem für die kleineren Besucher spannend. Nebenan in der portugiesischen Galerie gab es klassische Musik mit Violine und Klavier, zelebriert von Viktoria Elisabeth Kaunzner und Ulrich Roman Murtfeld. Sie „imitierten“mit ihren Instrumenten Geräusche, welche die Kinder im Publikum dem entsprechenden Tier zuordnen mussten – keine ganz leichte, aber spaßige Aufgabe.
„Muss ein Uhu sich und seine Kinder ernähren, jagt er durchaus auch Katzen.“Falkner Franz Ruchlak gab allerlei Wissenswertes weiter
Auch nicht ganz leicht und Geschick und Geduld erfordernd war das Arbeiten in der Goldwerkstatt. Hier wurden Esel, Hirsch oder Bär „vergoldet“. Mit jeder Menge Kleber und Schlagmetall nahmen die Kinder, manchmal auch Mama oder Papa, die Herausforderung an. So wie auch die zehnjährigen Janosch und Constantin. Sie hatten sich einen goldenen Hirsch „erarbeitet“, beim Feinschliff benötigten sie etwas Hilfe. Anders als in der Jagdkammer, beim Armbrust-Schießen auf Reh und Dachs lief es wie am Schnürchen.
Auch in den Salons wussten die edlen Damen so allerlei Tierisches.
So wurden zu früherer Zeit der Panzer der Schildkröte für Kämme, das Hühnerei – mit Cognac vermischt als ein wunderbares Haarpflegemittel und die Fischbeine des Wals für die Streben des Korsetts genutzt. Letzteres, so plauderte die Zofe bei Hofe, trug nicht nur die Damenwelt. Auch Männer schnürten sich durchaus ihren Bauch etwas schöner. Echte Felle gab es zu bestaunen, wobei auch hier wie im kompletten Schloss an diesem Erlebnistag das „Anfassen ausdrücklich erlaubt“war.
Das tierische Vergnügen rundete „Valpinos Brautfahrt“ab. Geschrieben 1896 von Antonia Fürstin von Hohenzollern, erzählt dieser liebevoll illustrierte Comic die Geschichte eines Hundes, der Auszog, die Liebe zu finden - so wie einst die in Lissabon geborene Antonia ihre Liebe in Sigmaringen fand.