Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Pläne für Ringzug nehmen Form an

Land und Kommunen bekennen sich mit Absichtser­klärung zu Ringzug – Ausbau soll bis 2030 abgeschlos­sen sein

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) und Vertreter aus der Region haben am Montag in Stuttgart eine Absichtser­klärung für den Ausbau des Bahnverkeh­rs im Bereich Bodensee, Oberschwab­en und Allgäu unterzeich­net. Damit bekennt sich auch das Land zum Projekt Ringzug – einer Zugverbind­ung zwischen Lindau, Leutkirch, Aulendorf, Ravensburg, Friedrichs­hafen und zurück nach Lindau möglichst ohne Umstiege. Einen Zeitplan hat Hermann auch schon genannt.

STUTTGART - Eine Art S-Bahn-Netz, das den Bodensee mit Oberschwab­en und dem Allgäu verbindet? Diesen Traum eines Ringzugs gibt es in der Region lange schon. Nun träumt auch Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) mit. Gemeinsam mit Vertretern der betroffene­n Kommunen hat er am Montag eine Absichtser­kärung unterzeich­net und sich damit dazu bekannt, das Projekt voranzutre­iben. Sogar einen Zeitplan hat er genannt.

Wer mit dem Zug etwa von Wangen oder Leutkirch Richtung Ravensburg und weiter nach Friedrichs­hafen fahren möchte, muss in Aulendorf umsteigen. Bahn-Experten wissen aber: Umstiege sind einer der Hauptgründ­e dafür, dass Pendler ungern den Zug nutzen. Die Landkreise Ravensburg, Bodensee und Lindau machen sich deshalb stark für einen Zug, der im Kreis fährt – ganz ohne Umstiege. Ein Problem dabei: Das Teilstück zwischen Aulendorf und Kißlegg steht nicht unter Strom. Ob hier Oberleitun­gen gebaut werden, ist eine der Fragen, die eine Machbarkei­tsstudie klären soll. Diese sei nun zentral, betonte Hermann am Montag in Stuttgart am Rande der Unterzeich­nung der Absichtser­klärung. „Wir wollen herausfind­en, was ist machbar, was wird es wohl kosten, wie lange werden wir wohl brauchen.“

In 18 Monaten sollen die Ergebnisse der Studie vorliegen, an deren Kosten sich das Land mit 50 Prozent und maximal 75 000 Euro beteiligt. Für Harald Sievers (CDU), Landrat des Kreises Ravensburg, ist das akzeptabel – auch wenn eigentlich das Land für den Schienenve­rkehr zuständig ist. Sievers ist Vorsitzend­er des Interessen­verbands Bodo-Ringzug, der sich im März gegründet hat und dem neben den drei betroffene­n Landkreise­n auch Städte und Gemeinden entlang der Bahnstreck­en, der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en und die IHK angehören. „Wir knüpfen an Vorbilder an“, sagte Sievers mit Verweis auf den Ausbau der Südbahn zwischen Ulm und Bodensee. Auch da sei die Region in der ersten Phase mit eigenem Geld eingestieg­en. „Das war damals das Erfolgsrez­ept.“Wenn es dann an die Umsetzung gehe, etwa an Gleisarbei­ten oder an den Bau von Oberleitun­gen zwischen Kißlegg und Aulendorf, müssten die Kosten andere übernehmen – nämlich Land und vor allem der Bund, wie Hermann betonte.

Doch das ist Zukunftsmu­sik. Noch ist völlig unklar, ob zwischen Kißlegg und Aulendorf Oberleitun­gen gebaut werden, oder vielleicht Loks zum Einsatz kommen, die ihre Batterien auf den Strecken mit Oberleitun­g aufladen und diese Energie auf dem Stück ohne Oberleitun­g nutzen, erklärte Hermann und verwies auf ein entspreche­ndes Modellproj­ekt in der Ortenau. All das solle die Machbarkei­tsstudie erörtern. Und sie soll prüfen, ob denn überhaupt eine Zugverbind­ung im Ring oder eher im Hufeisen fahren solle. Wolfgang Heine, Direktor des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, hatte jüngst betont, dass die Strecke zwischen Lindau und Wangen nach der Elektrifiz­ierung der Allgäubahn extrem belastet sei und kaum Kapazitäte­n für weitere Züge bestünden. Die Studie soll aber nochmal das gesamte Netz „vorbehaltl­os“betrachten, „also den kompletten Ring“, so Heine. Und nicht nur den – auch angrenzend­e Zuglinien sollen mit beachtet werden, damit die Takte aufeinande­r abgestimmt sind, so Hermann. Das betreffe etwa die Bodenseegü­rtelbahn und die Planungen zur Regio-S-Bahn Donau-Iller.

Apropos Takt: Es ist nicht die erste Studie dieser Art. Die drei Landkreise hatten vorgelegt und selbst eine von einem Verkehrsex­perten anfertigen lassen. Eine Erkenntnis laut Sievers: „Wir müssen den Blick noch mal auf die Infrastruk­tur weiten.“Ein passender Takt eines Ringzugs zur Südbahn auf der einen und der Allgäubahn auf der anderen Seite sei nur möglich, wenn die Höchstgesc­hwindigkei­t auf der Strecke Kißlegg-Aulendorf erhöht werden könnte. Klar sei, so Sievers: „Eisenbahnp­rojekte sind keine Sprints, sondern Dauerläufe. Wir brauchen einen langen Atem – das haben wir bei der Südbahn gelernt.“

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA ?? Ob mit Oberleitun­g wie hier auf der Südbahn oder mit Batterie: Klar ist, dass die Strecke Aulendorf-Kißlegg kein „Dieselloch“bleiben soll.
FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Ob mit Oberleitun­g wie hier auf der Südbahn oder mit Batterie: Klar ist, dass die Strecke Aulendorf-Kißlegg kein „Dieselloch“bleiben soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany