Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
IG Metall fordert Lohnplus
Beschäftigte sollen sieben bis acht Prozent mehr erhalten
FRANKFURT (dpa) - Die IG Metall will angesichts der rekordverdächtigen Inflation in der Tarifrunde für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie sieben bis acht Prozent mehr Geld fordern. Eine entsprechende Empfehlung beschloss der Gewerkschaftsvorstand am Montag, wie IG-Metall-Chef Jörg Hofmann in Frankfurt sagte. Es gehe dabei auch darum, die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger für den privaten Konsum zu erhalten. Breche der private Konsum ein, könnte eine Rezession drohen.
Die Empfehlung ist noch nicht die endgültige Forderung. Diese wird am 30. Juni in den regionalen Tarifkommissionen diskutiert. Dabei gehe es um eine konkrete Zahl innerhalb der Bandbreite von sieben bis acht Prozent, sagte Hofmann. Am 11. Juli will der IG-Metall-Vorstand über die endgültige Forderung entscheiden.
●
FRANKFURT - Die IG Metall geht mit einer deutlichen Lohnforderung in die anstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie: Der Vorstand empfehle den regionalen Tarifkommissionen, „zwischen sieben und acht Prozent“mehr Geld zu fordern, teilte die Gewerkschaft am Montag mit.
Die Tarifkommissionen sollen nun diskutieren, welche konkrete Zahl sie für angemessen halten, das habe man bisher noch nicht ausreichend getan, begründete IG-MetallChef Jörg Hofmann diese Spanne. Nach den Jahren der Krise seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besser als erwartet. „Den Unternehmen geht es gut“, begründete Hofmann die Forderung.
Nach einem Einbruch im vergangenen März seien die Erwartungen der Unternehmen mit Blick auf Produktion, Beschäftigung und Export im Vergleich zum Zeitraum davor gestiegen und stabil. Eine „ordentliche Erhöhung“sei angesichts der guten Auftrags- und Ertragslage in der Branche geboten, fuhr Hofmann fort. In der deutschen Metall- und Elektroindustrie arbeiten etwa 3,8 Millionen Menschen.
Sollte die Lage sich verändern, etwa wegen des Kriegs in der Ukraine, sei die Gewerkschaft wie in der Vergangenheit bereit, die „Tarifrunde neu zu justieren“.
Dass man damit die Inflation weiter anheize, verneinte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann. Vielmehr verhindere man, dass auch der private Konsum sich abschwäche und damit Deutschland in eine Rezession abgleite.
Der Tarifvertrag in der Metallindustrie läuft im September aus.
Dann wird es spannend für die vier Millionen Beschäftigten der Branche.
Viele leiden jetzt schon unter den hohen Lebensmittel- und Energiepreisen. „Nicht gut geht es den Beschäftigten beim Blick auf Supermarktund Energierechnungen“, sagte Hofmann. Dafür möchte die IG Metall einen Ausgleich erreichen, sie sieht sich da jedoch nicht allein in der Verantwortung, sondern fordert von der Politik weitere Entlastungen. Klar aber sei: Mit Einmalzahlungen werde sie sich nicht abspeisen lassen. Denn strukturell werde man realistisch betrachtet nicht mehr von dem durch die Teuerungsrate erhöhten Preisniveau herunterkommen, sagte Hofmann: „Der Kern der Frage ist: Um wie viel Prozent haben sich die Tabellen am Ende der Laufzeit erhöht? Daran wird Erfolg oder Nichterfolg gemessen.“
Diese Forderungsempfehlung sei zu hoch, ist – wenig verwunderlich – der erste Reflex der Arbeitgeber. „Die Lage in der Metall- und Elektroindustrie schönzureden, ist verantwortungslos“, sagte Gesamtmetall-Präsident
Stefan Wolf. Die Unternehmen der Branche produzierten heute 15 Prozent weniger als noch 2018. Lieferengpässe und die unabsehbaren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs lasteten auf den Betrieben, jeder zweite müsse Investitionen reduzieren oder verschieben, zeigt eine Umfrage des Verbands. Die IG Metall kommt nach einer Betriebsrätebefragung bei mehr als 2400 Betrieben jedoch zu einem anderen Bild: Danach beurteilten etwa 84 Prozent ihre Auftragslage als „gut“oder „eher gut“, nur 2,6 Prozent als „schlecht“. Dass es nicht allen Unternehmen gleich gut gehe, weiß auch die Gewerkschaft. Deshalb sollen die Kommissionen in den nächsten Wochen nochmals detailliert ihre Forderungen diskutieren, dabei aber auch berücksichtigen, dass diese durchsetzbar blieben, sagte Hofmann: „Jeder der sich in dem Korridor nach oben wie nach unten bewegt, wird auch diesen Punkt mit reflektieren müssen.“
Eine konkrete Zahl für die Forderung will der Vorstand der Gewerkschaft dann am 11. Juli beschließen.