Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Aufruhr um antisemtische Bilder auf documenta15
BERLIN (AFP/dpa) - Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat „antisemitische Bildsprache“bei einigen Bildelementen der Kasseler Kunstmesse documenta fifteen kritisiert. „Die Menschenwürde, der Schutz gegen Antisemitismus wie auch gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit sind die Grundlagen unseres Zusammenlebens, und hier findet auch die Kunstfreiheit ihre Grenzen“, erklärte sie am Montag in Berlin.
Die documenta müsse das „umgehend gegenüber den Kuratoren und Künstlern deutlich machen und die notwendigen Konsequenzen ziehen“, forderte Kulturstaatsministerin Roth.
Auch der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, fordert die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen. Auf dem großflächigen Banner am prominent gelegenen Kasseler Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht (Foto: Uwe Zucchi/dpa) zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“, der Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. „Das ist eine klare Grenzüberschreitung“, sagte Mendel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze“, erklärte Mendel. Das Werk müsse umgehend abgedeckt oder bestenfalls entfernt werden, forderte er.
Im zweiten Schritt brauche es einen Dialog darüber, was schiefgelaufen sei und wo die blinden Flecken dieser documenta seien.
Mendel hatte sich bislang in der schon seit Monaten schwelenden Antisemitismus-Debatte um die diesjährige documenta hinter die Weltkunstausstellung in Kassel gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber die fehlenden Positionen von jüdischen Künstlern aus Israel.