Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tatendrang und Titelhunger
Neues Trainer-Trio startet ins Bundesliga-Abenteuer – „Enno“Maaßen will Augsburger Zitterpartie beenden
WOLFSBURG/BERLIN/AUGSBURG (SID/dpa) - Ein wenig neidisch dürften sie in der Hauptstadt am Montag nach Wolfsburg gelugt haben. Während Sandro Schwarz den x-ten Neuanfang bei Hertha BSC mit reichlich Demut moderierte, ließ es Niko Kovac in der 200 Kilometer entfernten Autostadt mal so richtig krachen.
„Wir von unserer Seite, von Clubseite und von Trainerseite, wollen Titel holen“, sagte Kovac zum Start seiner Trainermission beim VfL Wolfsburg. Ob dies auch möglich ist, fügte der neue Ober-Wolf bei seiner Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne mit einem breiten Grinsen an, „werden wir am Ende der Saison hoffentlich wieder besprechen“.
Nach zweieinhalb Jahren im Exil brennt der gebürtige Berliner darauf, den so böse abgestürzten Werksclub wieder auf Kurs zu bringen. Tabellenplatz zwölf wie in der vergangenen Saison, das betonte der Kroate bei seiner offiziellen Vorstellung am Montag, habe „niemanden in Wolfsburg glücklich gemacht. Champions League und Europa League – das ist das, was die Leute hier möchten und was wir möchten.“Überhaupt: Titel zu gewinnen, sei „das Schönste“.
Allein an solche Dinge zu denken, geschweige denn über sie öffentlich zu sprechen, steht bei der Hertha momentan auf dem Index. Nach der Rettung in der Relegation ist die Zeit der Träumereien vorbei, selbst der Europokal scheint nach dem Klassenerhalt im Nachsitzen Lichtjahre entfernt. Und so sprach Schwarz an seinem ersten Arbeitstag lieber von „Fleiß“und „Ordnung“statt von hochtrabenden Zielen.
„Es ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, sagte Schwarz. Der 43-Jährige, der beim FSV Mainz 05 Bundesliga-Erfahrung sammelte und zuletzt bei Dynamo Moskau tätig war, geht die Aufgabe mit einer klaren Spielidee an. Er wolle wie bei seinen vorherigen Stationen „sehr aktiv“spielen lassen, eine „gute Struktur gegen den Ball“etablieren und „mutig und zielstrebig nach vorne spielen“.
Einen offensiven Spielstil möchte auch Enrico „Enno“Maaßen an neuer Wirkungsstätte beim FC Augsburg prägen. Maaßen, der bislang die U23 von Borussia Dortmund in der 3. Liga trainierte, wurde ebenfalls am Montag im Amt begrüßt, er will als Chefcoach beim FCA eine neue „Identität kreieren, etwas, wofür Augsburg steht“. Der Talente-Entwickler soll bei den Schwaben nach dem krachenden Ende einer erneuten Zittersaison für Kontinuität auf dem Trainerposten sorgen. Der 38 Jahre alte Bundesliga-Rookie steht künftig an der Seite von Geschäftsführer Stefan Reuter.
„Dass wir Enrico Maaßen mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet haben, ist ein klares Zeichen, wie überzeugt wir von ihm sind und, dass wir da natürlich eine Kontinuität anstreben“, sagte Reuter. Seit Manuel Baum, der von Dezember 2016 bis April 2019 arbeitete, gab es beim FCA Trainerwechsel im Jahrestakt. Martin Schmidt, Heiko Herrlich und zuletzt Weinzierl – keiner war zuletzt viel länger als zwölf Monate im Amt.
Der neue Hoffnungsträger berichtete von seinen ersten Tagen mit dem Schnuppern von „ein bisschen FCALuft“, vielen guten Gesprächen, bewertete den Kader als „sehr gut“und „sehr entwicklungsfähig“. Den Inhalt seiner „Wunschliste“für neue Profis verriet er nicht, aber einen Spieler für die Breite des Kaders brauche man sicher nicht. „Offensiv würde uns ein guter Transfer, der ein bisschen Quote bringt, guttun“, stellte Maaßen jedoch fest.
Das mit dem Zittern war zuletzt auch in Wolfsburg so eine Sache. Das Ergebnis in der abgelaufenen Saison war ernüchternd: Noch vor Weihnachten schied der Club unter Mark van Bommel und später dann Florian Kohfeldt als Gruppenletzter sangund klanglos aus.
Doch mit Kovac soll nun vieles besser werden. „Ich bin davon überzeugt, dass wir hier alles Nötige haben, um erfolgreich zu sein“, sagte Kovac, der als Nachfolger des am Saisonende entlassenen Kohfeldt einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat. Nach dem Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt 2018 und dem Double mit Bayern München im Jahr darauf will Kovac es nun auch bei seiner dritten Trainerstation in der Bundesliga allen beweisen - für frischen Wind hat Kovac mit seinem forschen Auftritt am Montag schon einmal gesorgt.