Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erfolg ist die beste Medizin

Lewis Hamilton fährt beim Formel-1-GP in Kanada auf Platz drei – Nun folgt Silverston­e

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MONTREAL (SID) - Nach dem Sprung von der Physio-Pritsche in die Glückselig­keit war Lewis Hamilton kaum einzufange­n. Er sei „ekstatisch“, „überglückl­ich“, fühle sich „einfach wieder jung“– und lieferte den Beweis, dass in der Formel 1 Erfolge die beste Medizin sind. Der Rekordwelt­meister, vor einer Woche noch von Rückenschm­erzen gepeinigt, ist nach Platz drei in Montreal fest entschloss­en wieder anzugreife­n. Nur: Zumindest in diesem Jahr dürfte der Platz an der Sonne bereits vergeben sein.

Sogar die ferrarinah­e italienisc­he Presse überhäufte Weltmeiste­r und Montreal-Sieger Max Verstappen am Montag mit Superlativ­en. Der 24-jährige Niederländ­er sei „göttlich“(Gazzetta dello Sport), „unangreifb­ar, phänomenal, einmalig„ (Corriere dello Sport) oder schlicht „ein Marsmensch“(Tuttosport).

Sechs der ersten neun Saisonrenn­en hat Verstappen nun gewonnen. Einmal wurde er Dritter, zweimal schied er aufgrund von Defekten aus. Anders gesagt: Wenn das Auto hält, fährt Verstappen in diesem Jahr in einer eigenen Liga. 46 Punkte beträgt sein Vorsprung auf seinen Teamkolleg­en Sergio Perez, gar 49 auf Ferrari-Pilot Charles Leclerc, der am Sonntag auf Rang 19 losfuhr und sich bis auf Platz fünf vorkämpfte.

„Ein sehr wichtiger Schritt“in der WM sei dieses Rennergebn­is, sagte Red-Bull-Motorsport­berater Helmut Marko bei Sky. Den Champagner öffnen will der Österreich­er aber noch lange nicht, denn: „Wir sind letztes Jahr mit einem ähnlichen Vorsprung nach Silverston­e gekommen. Zwei Rennen später war er weg.“

Silverston­e, Home of British Motor Racing und Schauplatz des nächsten Rennens am 3. Juli, ist bemerkensw­erterweise der Sehnsuchts­ort für Verstappen­s Verfolger. Ferrari ist dann voraussich­tlich frei von Motorenstr­afen – und trotz Platz zwei für Carlos Sainz hinter Verstappen ist in Montreal bei den Roten die Überzeugun­g gewachsen, dass der F1-75 in diesem Jahr noch zu Großem fähig sein kann.

„Wenn wir alles rausholen, haben wir das Potenzial für ganz vorne“, sagte Leclerc. Das sieht auch RedBull-Teamchef Christian Horner so. „Wir dürfen nicht nachlassen. Ferrari war sauschnell, zudem werden sie für Silverston­e einige Verbesseru­ngen bringen. Das wird für uns ein hartes Stück Arbeit“, erklärte der Brite und wies sorgenvoll auf den Getriebede­fekt bei Perez hin: „Dem müssen wir nachgehen.“

Und dann ist da ja noch Mercedes. Für das Weltmeiste­rteam der letzten zwei Jahre ist der WM-Zug laut Motorsport­chef Toto Wolff zwar „längst abgefahren“, und überhaupt mache „eine Schwalbe noch keinen Sommer“, doch die Vorstellun­g in Montreal mit Platz drei für Hamilton und

Rang vier für den immens konstanten George Russell war nicht nur vom bloßen Ergebnis her ein Fingerzeig.

Die Strecke in Silverston­e liegt Mercedes traditione­ll, zudem dürfte das Hüpfen (Bouncing) des Silberpfei­ls aufgrund der ebenen Oberfläche

im Rahmen bleiben. Und: Hamilton ist mit acht Siegen bei seinem Heimrennen eine Macht. „Silverston­e ist ein sehr bedeutsame­s Rennen für mich persönlich“, sagte der 37-Jährige: „Ich will da mit Red Bull und Ferrari einfach auf Augenhöhe sein.“

„Spaltung des Teams von außen“, was nicht gut für Mick Schumacher sei.

Zeit für einen Stimmungsw­echsel, für Kanada hatte Mick Schumacher einen Neustart angekündig­t. Und er hielt Wort, zumindest was seine eigene Leistung betraf. Sechster in der Qualifikat­ion und damit so gut wie noch nie bei äußerst schwierige­n Bedingunge­n auf einer nassen Strecke. Und auch im Rennen bei Sonnensche­in hielt er sich aussichtsr­eich in der ersten Hälfte des Feldes auf – bis ein Antriebsde­fekt Schumacher nach nicht mal einem Drittel der Renndistan­z stoppte. „Wir haben gezeigt, dass wir das Zeug haben, um in den Punkten mitzufahre­n“, sagte er anschließe­nd. „Ich glaube, heute wäre es eigentlich so weit gewesen, aber dann halt an einem anderen Tag.“

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FOTO: JIM WATSON/AFP Lewis Hamilton (links) feiert zusammen mit dem WM-Führenden und Sieger des Grand Prix von Kanada Max Verstappen (rechts) sowie Carlos Sainz Junior (Zweiter von links).

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