Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Pleite als „Kraftstoff“

Nach der Final-Niederlage beginnt bei den Basketball­ern der Bayern die Aufarbeitu­ng

- Von Jordan Raza und Patrick Reichardt

MÜNCHEN (dpa) Im Moment der bitteren Final-Niederlage gegen Alba Berlin formuliert­e Bayern-Coach Andrea Trinchieri bereits das Ziel für das nächste Basketball-Endspiel. „Diese Spiele, diese Niederlage­n, sollten Kraftstoff für das nächste Finale sein. Das ist das Einzige, was ich aus dieser Niederlage mitnehmen will“, sagte der Italiener am Sonntagabe­nd.

Kurz zuvor mussten sich seine Basketball­er im Finale um die deutsche Meistersch­aft erneut den Berlinern geschlagen geben. Wie schon im letzten Jahr tanzte der Hauptstadt­Club über das Parkett im Audi Dome und feierte mit Bier- und Wasserdusc­hen, während enttäuscht­en Münchnern nur der Vizetitel blieb.

Die deutliche 81:96-Pleite gegen den Hattrick-Champion aus der Hauptstadt hatte für die bayerische­n Korbjäger nur einen positiven Nebeneffek­t: Die kräftezehr­ende, von Corona und Verletzung­en geplagte Saison mit über 80 Spielen war endlich vorbei. „Wir haben viele, viele Widrigkeit­en überstande­n, fünf-, sechsmal“, sagte Trinchieri. Die Beine müde, die Köpfe leer, der Körper komplett ausgelaugt. Er habe nicht mehr von seinen Spielern verlangen können. „Sie konnten ganz einfach nicht mehr geben“, sagte der 53-Jährige.

Trinchieri blickte zurück auf zwei Corona-Ausbrüche, die den Terminplan

mächtig durcheinan­derwirbelt­en und auch das Teamtraini­ng zwischenze­itlich verhindert­en. Auf Nick Weiler-Babb, der im März nach einem Dunk-Versuch bewusstlos liegen geblieben war und anschließe­nd „40 Tage in einem dunklen Zimmer“lag. Auf Corey Walden, der nach einer Corona-Infektion das Saisonende verpasste. Auf Paul Zipser, der sich vor einem Jahr einer Hirn-Operation unterzogen hatte, und Leon Radosevic, der während der Finalserie ins Krankenhau­s musste. Selbst für personell aufgerüste­te Bayern war das zu viel. „Wir haben gekämpft, aber es hat nicht gereicht“, bilanziert­e Trinchieri. „Ich hoffe nur, dass dieser Teufelskre­is endet.“

Am Ende einer titellosen Saison bleibt ein „bitteres Gefühl“. In der Euroleague verpassten die Bayern die historisch­e Chance, als erstes deutsches Team ins Final Four einzuziehe­n. Das entscheide­nde fünfte Spiel gegen Titelfavor­it FC Barcelona ging verloren. Doch trotz aller Widrigkeit­en habe das Team immer zusammenge­halten, sagte Weiler-Babb. „Wir haben uns nie aufgelöst und als Individual­isten gespielt.“

Gelingt die Doppelbela­stung aus Euroleague und Bundesliga im nächsten Jahr besser? „Die Frage, wie wir uns besser auf eine lange Saison vorbereite­n können, wird uns in der ganzen Offseason umtreiben“, sagte Trinchieri.

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FOTO: ORYK HAIST/DPA Für Bayerns Trainer Andrea Trinchieri (rechts) und Spieler Nihad Djedovic bleibt die Vizemeiste­rschaft.

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