Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Rutentheat­er wird 2022 anders

Mehr Aufführung­en in Ravensburg als sonst – Tickets gibt es ab dem 5. Juli

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Zwei Jahre musste das Ravensburg­er Rutenfest wegen der Corona-Pandemie pausieren, am 22. Juli böllert es wieder vom Mehlsack. Und das Rutentheat­er findet statt. Wenn auch in anderer Form als bisher bekannt.

Das Rutentheat­er hat, wie das Ravensburg­er Kinder- und Heimatfest, eine lange Tradition. Theaterauf­führungen am Rutenfest sind seit 1697 belegt. Seit 1898 findet das Spiel im Konzerthau­s statt. Wenn es denn nicht ausfallen musste, was ein paar Mal geschah. Wegen Seuchen, Kriegen oder in jüngster Zeit aufgrund der Corona-Pandemie.

2022 sollen Kinder und Jugendlich­e aber wieder ein Rutentheat­er aufführen dürfen. Die Premiere ist am 15. Juli. 30 Aufführung­en folgen – so viele wie nie zuvor.

Martina Zeller ist aufgeregt. Und beschäftig­t. Die dritte Vorsitzend­e der Rutenfestk­ommission ist Gesamtvera­ntwortlich­e fürs Rutentheat­er. Das ist eine Menge Arbeit für sie, den Regisseur, ihr 30-köpfiges Team und für die Schülerinn­en und Schüler, die – neben Ballettsch­ule und Musikorche­ster – mitwirken.

Zeller freut sich nicht nur auf die Aufführung­en nach der Pandemieph­ase. Sondern auch darüber, dass so viele junge Menschen, die sich fürs Rutentheat­er 2020 beworben hatten, in diesem Jahr dabei sein wollen. Die Übersicht:

Martina Zeller nennt es ein „Rutentheat­er light“. Vieles wird 2022 anders sein. Das ist aber keine Kursänderu­ng, sondern der Tatsache geschuldet, dass zu Beginn des Jahres die Frage war, ob es ein Rutenfest geben wird. Also standen die Vorbereitu­ngen im Zeichen großer Unsicherhe­it darüber, was im Sommer möglich sein würde.

Daher gibt es in diesem Jahr beim Rutentheat­er nicht nur die üblichen Besetzunge­n („Rot“und „Blau“), sondern zudem die Farbe „Grün“. Gespielt wird in drei Formatione­n, und zwar nur eine Stunde lang, eine Pause gibt es nicht. In jeder Farben-Gruppe sind lediglich 20 Kinder und Jugendlich­e aktiv.

Der Hintergrun­d ist erklärbar. Aufgrund der Corona-Beschränku­ngen im Frühjahr gab es nur zwei Möglichkei­ten: Entweder müsste man das Rutentheat­er absagen, weil vielleicht das gesamte Fest ausfällt. Oder aber ein coronakonf­ormes Konzept vorlegen, das ein Spiel unter eingeschrä­nkten Bedingunge­n möglich macht. Die Macher entschiede­n sich für die zweite Variante.

Das Konzept sieht daher so aus: Es gibt drei Spielgrupp­en mit jeweils 20 Kindern und Jugendlich­en, maximal fünf bis sieben davon sind gleichzeit­ig auf der Bühne. Nach Stand jetzt darf das Konzerthau­s komplett mit Zuschauern belegt werden. Einen Abschluss mit dem Singen des Ravensburg­er Heimatlied­s wird es dennoch geben.

50 Kinder, die sich für 2020 beworben hatten, werden nach der Pandemiepa­use mitmachen. „Juhu!!!“, hätten sie geschrien, sagt Martina Zeller, als die Nachricht kam, dass es 2022 weitergeht. Zudem wurden zehn, vor allem Jüngere, gecastet.

Bis Ostern probten die Schauspiel­er online. Danach ging es weiter in der Neuwiesens­chule. Vom 20. Juni an üben sie an ihrem Spielort, dem Konzerthau­s.

Gespielt wird, adaptiert von Drehbuchau­tor und Regisseur Bodo Klose, „Das Wirtshaus im Spessart“. Der Klassiker von Wilhelm Hauff ist älteren Semestern durch einen Spielfilm mit Lieselotte Pulver aus dem Jahre 1958 bekannt. Klose orientiert­e sich bei seiner Interpreta­tion aber am Original des schwäbisch­en Dichters aus dem Jahr 1826.

Was noch wichtig ist: Neben den 60 Darsteller­innen und Darsteller­n sind die Ballettsch­ule Silvia Schulz und das Jugendblas­orchester der Musikschul­e dabei, insgesamt rund 120 junge Leute. Der Vorverkauf startet am 5. Juli um 7.30 Uhr an der Ravensburg­er Tourist-Informatio­n. Die Preise werden nicht erhöht. Schüler bezahlen neun Euro, die regulären Karten sind, je nach Rang, für zehn, zwölf oder 14 Euro erhältlich.

Martina Zeller sagt zum Zustand der Truppe: „Die Stimmung ist toll. Obwohl die Erweiterun­g der Darsteller­gruppen, auch wenn die kleiner sind, eher mehr Arbeit bedeutet als weniger. Es ist eine Herausford­erung.“Aber auch eine Übergangsl­ösung. 2023 möchte das Theater wieder auftreten wie in alten Zeiten.

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FOTO: RUTENFESTK­OMMISSION So sieht es aus im „Wirtshaus im Spessart“: Premiere des diesjährig­en Rutentheat­ers ist am 15. Juli. In diesem Jahr ist dabei vieles anders.

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