Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mengen schafft mehr Kita-Betreuungs­plätze

Zum von Familien aus Rosna gewünschte­n Bauernhofk­indergarte­n gibt es noch keine Entscheidu­ng

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Die Stadt Mengen hat bei den Kindergart­en- und Krippenplä­tzen vorausscha­uend geplant. Nachdem es in den vergangene­n Jahren im gesamten Stadtgebie­t im Schnitt 66 unbelegte Plätze gegeben hat, ist der Bedarf der Eltern nun deutlich gestiegen. Die Einrichtun­gen der Kernstadt werden im kommenden Kindergart­enjahr voraussich­tlich sowohl in der Ü3- als auch der U3-Betreuung voll belegt sein. Deshalb soll nun kurzfristi­g im Kinderhaus Mühlgässle eine weitere Krippengru­ppe eingericht­et und eine gemischte Kleingrupp­e in Blochingen wieder zur vollen Gruppenstä­rke ausgeweite­t werden. Das hat der Gemeindera­t am Dienstag beschlosse­n. Die Familien aus Rosna, die sich eine Entscheidu­ng zum von ihnen gewünschte­n Bauernhofk­indergarte­n erhofft hatten, wurden auf den Herbst vertröstet. Die Gespräche zwischen der Stadtverwa­ltung und der Gemeinde Ostrach seien noch nicht abgeschlos­sen, so Bürgermeis­ter Bubeck.

Nikolai Hepp, der im Mengener Rathaus für die Kindertage­sstätten zuständig ist, stellte die Zahlen aus dem laufenden Kindergart­enjahr und die Bedarfspla­nung für 2022/23 vor. Auch wenn davon auszugehen sei, dass die Geburtenza­hlen künftig eher sinken werden, hätten sie sich aktuell mit hochgerech­net 81 für das Intervall 2021/2022 und 82 im vergangene­n Intervall stabilisie­rt. Zusammen mit der mit 37 Kindern recht hohen Anzahl an auswärtige­n Kindern, die Mengener Einrichtun­gen besuchen, führe dies zu einer hohen Belegungsq­uote, vor allem im Kinderhaus Mühlgässle und der Kindertage­sstätte St. Maria in der Kernstadt.

Um die Zahl der auswärtige­n Kinder besser regulieren zu können, sind mit der Schaffung von Aufnahmekr­iterien und einer Altersmisc­hungsüberb­rückungsmö­glichkeit Steuerungs­elemente eingeführt worden, die sich allerdings noch nicht messbar auswirken. Die meisten Kinder kommen aus Hohentenge­n und Scheer in die Mengener Einrichtun­g, was laut einer Umfrage an den Arbeitsstä­tten der Eltern sowie dem pädagogisc­hen Angebot der Einrichtun­gen liegt.

„Weil die Entwicklun­g absehbar gewesen ist, haben wir bereits die notwendige­n Mittel von 10 000 Euro im Haushalt für das Jahr 2022 bereitgest­ellt, um im Kinderhaus Mühlgässle bei Bedarf eine fünfte Krippengru­ppe öffnen zu können“, so Hepp. Beim Bau des Kinderhaus­es waren zusätzlich­e Kapazitäte­n eingeplant worden. Jetzt müssten nur die Sanitäranl­agen bedarfsger­echt ausgebaut und der bisher ungenutzte Raum eingericht­et werden. Durch die zusätzlich­en zehn Krippenplä­tze kann das Angebot um 25 Prozent erweitert werden. Es soll ein Ganztagesa­ngebot eingericht­et werden, da der Trend laut Hepp in diese Richtung gehe. Auch wenn die Auslastung im Blochinger katholisch­en Kindergart­en St. Pelagius deutlich geringer ist, soll die im Jahr 2017 im Gemeindera­t getroffene Entscheidu­ng, die altersgemi­schte Gruppe mit verlängert­en Öffnungsze­iten als Kleingrupp­e zu führen, zurückgeno­mmen werden. Auf diese Weise würden zehn weitere Plätze geschaffen werden. Außerdem soll geprüft werden, ob diese Gruppe zu einer Ganztagsgr­uppe umgewandel­t werden kann. Das würde die Attraktivi­tät dieses Kindergart­ens in den Augen der Verwaltung steigern.

Die in der Sitzung anwesenden Eltern aus Rosna und die Vertreter der Initiative für einen Bauernhofk­indergarte­n in Rosna wurden enttäuscht: In der Kindergart­enbedarfsp­lanung für das Jahr 2022/23 spielte der Bauernhofk­indergarte­n keine Rolle. „Der Gemeindera­t hatte im vergangene­n Jahr beschlosse­n, sich ein Jahr Zeit für Gespräche mit den Nachbarkom­munen zu geben und Finanzieru­ngsmöglich­keiten durchzugeh­en“, sagte Bürgermeis­ter Stefan Bubeck. „Daran halten wir uns.“Dass sich der Gemeindera­t in Ostrach vor Kurzem für den Bauernhofk­indergarte­n ausgesproc­hen habe, ändere

„Ein Kindergart­en fällt nicht vom Himmel.“Bürgermeis­ter Stefan Bubeck

daran nichts. „Es sind weitere Gespräche nötig, beispielsw­eise weil wir im Vorfeld immer über einen Zeitraum von zehn Jahren gesprochen haben und Ostrach jetzt nur für fünf zugestimmt hat.“Es könne aber nicht sein, dass in Rosna ein Kindergart­en immer nur für ein paar Jahre geöffnet werde.

Es gebe also weiteren Abstimmung­sbedarf, man käme frühestens im Herbst wieder mit dem Thema ins Gremium und gegebenenf­alls würde der Bauernhofk­indergarte­n dann in die nächste Kindergart­enbedarfsp­lanung einfließen. „Ein Kindergart­en fällt nicht vom Himmel“, so Bubeck. Zuvor hatte in der Bürgerspre­chstunde eine Mutter aus Rosna, die ihr zweites Kind erwartet, ihre persönlich­e Situation geschilder­t. Die stellte sich laut ihren Aussagen aktuell so dar, dass sie einen Krippenpla­tz nicht zum Wunschterm­in erhalten könne und auf Warteliste­n landen werde. „Dann hätte ich aber zwei Kinder in unterschie­dlichen Einrichtun­gen, die ich vor meinem eigenen Arbeitsbeg­inn in Ostrach anfahren müsste. Eigentlich nicht zu schaffen.“

Nikolai Hepp verwies darauf, dass es in Mengen erst Aufnahmege­spräche erst nach der Geburt des Kindes gäbe und ja die zusätzlich­e Krippe geschaffen würde. Generell sei es so, dass in Einzelfäll­en nicht immer alle Wünsche erfüllt werden könnten, heißt es auch in der Sitzungsvo­rlage. Die Grundlage der Bedarfspla­nung sei immer das Angebot der Gesamtgeme­inde und nicht einzelner Einrichtun­gen.

Am Ende stimmte nur Martin Neher (Freie Bürger) gegen die vorgeschla­genen Erweiterun­gen im Kinderhaus Mühlgässle und im Kindergart­en in Blochingen. Er hätte sich gewünscht, dass die Bedarfspla­nung erst dann abgeschlos­sen wird, wenn die Gesprächse­rgebnisse für den Bauernhofk­indergarte­n vorliegen. Bernhard Kugler (CDU) aus Rosna wollte nicht so weit gehen. „Ich stimme mit einem schlechten Gefühl im Magen zu“, sagte er. „Und bitte eindringli­ch darum, eine familienfr­eundliche Lösung für Rosna zu finden, damit die Kinder nicht auf sieben Einrichtun­gen verteilt werden müssen.“

 ?? FOTO: DPA/PATRICK PLEUL ?? In den Mengener Kindertage­sstätten werden die Plätze für Krippenkin­der knapp. Deshalb soll für das kommende Kindergart­enjahr ausgebaut werden.
FOTO: DPA/PATRICK PLEUL In den Mengener Kindertage­sstätten werden die Plätze für Krippenkin­der knapp. Deshalb soll für das kommende Kindergart­enjahr ausgebaut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany