Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mengen schafft mehr Kita-Betreuungsplätze
Zum von Familien aus Rosna gewünschten Bauernhofkindergarten gibt es noch keine Entscheidung
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MENGEN - Die Stadt Mengen hat bei den Kindergarten- und Krippenplätzen vorausschauend geplant. Nachdem es in den vergangenen Jahren im gesamten Stadtgebiet im Schnitt 66 unbelegte Plätze gegeben hat, ist der Bedarf der Eltern nun deutlich gestiegen. Die Einrichtungen der Kernstadt werden im kommenden Kindergartenjahr voraussichtlich sowohl in der Ü3- als auch der U3-Betreuung voll belegt sein. Deshalb soll nun kurzfristig im Kinderhaus Mühlgässle eine weitere Krippengruppe eingerichtet und eine gemischte Kleingruppe in Blochingen wieder zur vollen Gruppenstärke ausgeweitet werden. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen. Die Familien aus Rosna, die sich eine Entscheidung zum von ihnen gewünschten Bauernhofkindergarten erhofft hatten, wurden auf den Herbst vertröstet. Die Gespräche zwischen der Stadtverwaltung und der Gemeinde Ostrach seien noch nicht abgeschlossen, so Bürgermeister Bubeck.
Nikolai Hepp, der im Mengener Rathaus für die Kindertagesstätten zuständig ist, stellte die Zahlen aus dem laufenden Kindergartenjahr und die Bedarfsplanung für 2022/23 vor. Auch wenn davon auszugehen sei, dass die Geburtenzahlen künftig eher sinken werden, hätten sie sich aktuell mit hochgerechnet 81 für das Intervall 2021/2022 und 82 im vergangenen Intervall stabilisiert. Zusammen mit der mit 37 Kindern recht hohen Anzahl an auswärtigen Kindern, die Mengener Einrichtungen besuchen, führe dies zu einer hohen Belegungsquote, vor allem im Kinderhaus Mühlgässle und der Kindertagesstätte St. Maria in der Kernstadt.
Um die Zahl der auswärtigen Kinder besser regulieren zu können, sind mit der Schaffung von Aufnahmekriterien und einer Altersmischungsüberbrückungsmöglichkeit Steuerungselemente eingeführt worden, die sich allerdings noch nicht messbar auswirken. Die meisten Kinder kommen aus Hohentengen und Scheer in die Mengener Einrichtung, was laut einer Umfrage an den Arbeitsstätten der Eltern sowie dem pädagogischen Angebot der Einrichtungen liegt.
„Weil die Entwicklung absehbar gewesen ist, haben wir bereits die notwendigen Mittel von 10 000 Euro im Haushalt für das Jahr 2022 bereitgestellt, um im Kinderhaus Mühlgässle bei Bedarf eine fünfte Krippengruppe öffnen zu können“, so Hepp. Beim Bau des Kinderhauses waren zusätzliche Kapazitäten eingeplant worden. Jetzt müssten nur die Sanitäranlagen bedarfsgerecht ausgebaut und der bisher ungenutzte Raum eingerichtet werden. Durch die zusätzlichen zehn Krippenplätze kann das Angebot um 25 Prozent erweitert werden. Es soll ein Ganztagesangebot eingerichtet werden, da der Trend laut Hepp in diese Richtung gehe. Auch wenn die Auslastung im Blochinger katholischen Kindergarten St. Pelagius deutlich geringer ist, soll die im Jahr 2017 im Gemeinderat getroffene Entscheidung, die altersgemischte Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten als Kleingruppe zu führen, zurückgenommen werden. Auf diese Weise würden zehn weitere Plätze geschaffen werden. Außerdem soll geprüft werden, ob diese Gruppe zu einer Ganztagsgruppe umgewandelt werden kann. Das würde die Attraktivität dieses Kindergartens in den Augen der Verwaltung steigern.
Die in der Sitzung anwesenden Eltern aus Rosna und die Vertreter der Initiative für einen Bauernhofkindergarten in Rosna wurden enttäuscht: In der Kindergartenbedarfsplanung für das Jahr 2022/23 spielte der Bauernhofkindergarten keine Rolle. „Der Gemeinderat hatte im vergangenen Jahr beschlossen, sich ein Jahr Zeit für Gespräche mit den Nachbarkommunen zu geben und Finanzierungsmöglichkeiten durchzugehen“, sagte Bürgermeister Stefan Bubeck. „Daran halten wir uns.“Dass sich der Gemeinderat in Ostrach vor Kurzem für den Bauernhofkindergarten ausgesprochen habe, ändere
„Ein Kindergarten fällt nicht vom Himmel.“Bürgermeister Stefan Bubeck
daran nichts. „Es sind weitere Gespräche nötig, beispielsweise weil wir im Vorfeld immer über einen Zeitraum von zehn Jahren gesprochen haben und Ostrach jetzt nur für fünf zugestimmt hat.“Es könne aber nicht sein, dass in Rosna ein Kindergarten immer nur für ein paar Jahre geöffnet werde.
Es gebe also weiteren Abstimmungsbedarf, man käme frühestens im Herbst wieder mit dem Thema ins Gremium und gegebenenfalls würde der Bauernhofkindergarten dann in die nächste Kindergartenbedarfsplanung einfließen. „Ein Kindergarten fällt nicht vom Himmel“, so Bubeck. Zuvor hatte in der Bürgersprechstunde eine Mutter aus Rosna, die ihr zweites Kind erwartet, ihre persönliche Situation geschildert. Die stellte sich laut ihren Aussagen aktuell so dar, dass sie einen Krippenplatz nicht zum Wunschtermin erhalten könne und auf Wartelisten landen werde. „Dann hätte ich aber zwei Kinder in unterschiedlichen Einrichtungen, die ich vor meinem eigenen Arbeitsbeginn in Ostrach anfahren müsste. Eigentlich nicht zu schaffen.“
Nikolai Hepp verwies darauf, dass es in Mengen erst Aufnahmegespräche erst nach der Geburt des Kindes gäbe und ja die zusätzliche Krippe geschaffen würde. Generell sei es so, dass in Einzelfällen nicht immer alle Wünsche erfüllt werden könnten, heißt es auch in der Sitzungsvorlage. Die Grundlage der Bedarfsplanung sei immer das Angebot der Gesamtgemeinde und nicht einzelner Einrichtungen.
Am Ende stimmte nur Martin Neher (Freie Bürger) gegen die vorgeschlagenen Erweiterungen im Kinderhaus Mühlgässle und im Kindergarten in Blochingen. Er hätte sich gewünscht, dass die Bedarfsplanung erst dann abgeschlossen wird, wenn die Gesprächsergebnisse für den Bauernhofkindergarten vorliegen. Bernhard Kugler (CDU) aus Rosna wollte nicht so weit gehen. „Ich stimme mit einem schlechten Gefühl im Magen zu“, sagte er. „Und bitte eindringlich darum, eine familienfreundliche Lösung für Rosna zu finden, damit die Kinder nicht auf sieben Einrichtungen verteilt werden müssen.“