Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Scholz fordert EU-Reform

Kanzler reagiert auf Kandidaten­status für die Ukraine

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BRÜSSEL (AFP) - Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der neuen EU-Kandidaten Ukraine und Moldau zu Reformen der EU-Institutio­nen aufgerufen. „Solche Entscheidu­ngen betreffen uns auch immer selber: Die EU muss sich erweiterun­gsfähig machen“, sagte der Bundeskanz­ler am Freitag zum Abschluss des Gipfels in Brüssel. Die ohnehin anstehende­n Reformen seien durch die neuen Kandidaten noch dringender geworden. Dabei gehe es etwa um die Möglichkei­t von Mehrheitse­ntscheidun­gen und die Größe der Kommission. „Es kann nicht sein, dass die QuasiRegie­rung immer größer wird, wenn die Zahl der Mitglieder größer wird“, sagte Scholz. Derzeit gibt es so viele Mitglieder in der EU-Kommission wie EU-Staaten.

Scholz bekräftigt­e, dass auch die sechs Länder des Westbalkan­s „die gerechte Belohnung für ihre Mühen“verdient hätten. „Die liegen mir besonders am Herzen“, sagte Scholz am Freitag mit Blick auf Serbien, das Kosovo, Nordmazedo­nien, Albanien, Montenegro und Bosnien-Herzegowin­a.

BRÜSSEL (dpa) - Drohende Engpässe bei der Gasversorg­ung stellen für Deutschlan­d und die gesamte Europäisch­e Union eine große Gefahr dar. Doch obwohl die Mitgliedss­taaten in einem Boot sitzen, ist ein gemeinsame­s Vorgehen in der Gas-Krise kein leichtes Unterfange­n. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) sagte am Freitag bei einem EU-Gipfel in Brüssel, es seien „alle Aktivitäte­n“unternomme­n worden, um Energie aus anderen Ländern als Russland zu importiere­n. Diese Anstrengun­gen müssten aber weiter beschleuni­gt werden. Das sei eine große Herausford­erung. „Aber da werden wir uns unterhaken.“

Irlands Regierungs­chef Micheal Martin warnte, man stehe „vor einem sehr schwierige­n Winter“. Das gilt auch für Deutschlan­d, das zu denjenigen EU-Ländern gehört, die besonders abhängig von russischem Gas sind. In der EU schauen nun viele auf die Lage in der größten Volkswirts­chaft der Union: „Wenn Deutschlan­d in Probleme gerät, dann hat das auch einen enormen Einfluss auf alle anderen europäisch­en Länder, auch auf unser Land“, sagte Belgiens Ministerpr­äsident Alexander De Croo.

Seit Beginn des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Schon jetzt hat Moskau die Lieferunge­n an Deutschlan­d und andere EUStaaten stark gedrosselt oder komplett gestoppt. Die EU versucht, ihre Abhängigke­it von Russland zu reduzieren. Die Bundesregi­erung rief am Donnerstag die Alarmstufe im Notfallpla­n Gas aus. Die Energiepre­ise sind schon stark gestiegen. Für den Fall, dass die russischen Gaslieferu­ngen

komplett ausfallen, gehen Ökonomen von einer Wirtschaft­skrise aus.

Doch was können die EU-Staaten gemeinsam gegen die Gasknapphe­it tun? Darüber gibt es Uneinigkei­t. Zwar hatten sie sich bereits im März darauf verständig­t, ihre Kaufkraft zu bündeln und gemeinsam Gas einzukaufe­n. Doch Länder wie Italien oder Belgien wollen deutlich radikalere Maßnahmen und dringen etwa auf einen Preisdecke­l auf EU-Ebene, sodass Verbrauche­r entlastet würden. Spanien und Portugal haben dafür bereits nationale Ausnahmen. Ende Mai beauftragt­e der EU-Gipfel die EU-Kommission, weitere Möglichkei­ten zur Eindämmung steigender Energiepre­ise zu prüfen – inklusive einer befristete­n Preisoberg­renze.

Staaten wie Tschechien lehnen einen solchen Schritt jedoch ab, weil er ein Eingriff in den Markt wäre.

Der lettische Ministerpr­äsident Krisjanis Karins sagte am Freitag, Maßnahmen wie der gemeinsame Einkauf seien „wahrschein­lich eine mittel- bis langfristi­ge Lösung“. Am wichtigste­n sei Unterstütz­ung für diejenigen, die am meisten unter der hohen Inflation litten. Die schwedisch­e Regierungs­chefin Magdalena Andersson warnte dagegen davor, Geld in die Taschen der Bevölkerun­g zu stecken. „Das würde die Inflation nur verstärken“, sagte sie.

Der Gas-Engpass in Europa und steigende Energiepre­ise werden auch Thema beim G7-Gipfel sein, bei dem Scholz ab Sonntag im bayerische­n Elmau Gastgeber sein wird.

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FOTO: NICOLAS MAETERLINC­K/DPA „Da werden wir uns unterhaken“: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) in Brüssel beim EU-Gipfel.

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