Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
E.T.A. Hoffmann, das Universalgenie der Romantik
Vor 200 Jahren starb der berühmte Dichter Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) in seiner Wohnung am Berliner Gendarmenmarkt. Eine fortschreitende Lähmung hatte dem 46-Jährigen seit Wochen das Schreiben unmöglich gemacht. Juristische Gutachten, die er als Kammergerichtsrat damals verfasste, konnte er, wie auch seine letzte Erzählung „Des Vetters Eckfenster“, nur noch diktieren. Hoffmanns Grab auf dem Jerusalem-Friedhof in Berlin-Kreuzberg ist bis heute erhalten. Auf dem Grabstein stehen unter dem Namen und den Lebensdaten die von Freunden gewidmeten Zeilen „ausgezeichnet im Amte – als Dichter – als Tonkünstler – als Maler“.
Hoffmann (Foto: Imago) selbst hat sich zeitlebens in erster Linie als Komponist verstanden. Seinen ursprünglichen dritten Vornamen Wilhelm tauschte er, aus Verehrung für
Mozart, gegen Amadeus ein. Zu literarischem
Ruhm kam er in seinem letzten Lebensjahrzehnt eher beiläufig:
Die Nachwelt hat ihn als Tonsetzer trotz spätem Beifall für seine musikhistorisch bedeutende romantische Zauberoper „Undine“erst gründlich vergessen. Während ihm seine Erzählungen von Verlegern bald aus der Hand gerissen wurden, hatte der preußische Regierungsrat mit der Vermarktung seiner Kompositionen fast durchweg Pech.
Nach Hoffmanns Tod konnte sich deshalb das Klischee vom Dichter etablieren, der nebenher auch ein wenig komponiert hat. Dabei umfasst das Verzeichnis seiner musikalischen Werke acht Opern und Singspiele, 23 Bühnen- und Ballettmusiken, mehrere oratorische Werke, eine Sinfonie, 30 Vokalkompositonen sowie Kammer- und Klaviermusik.
Ein weiteres Klischee besagt, dass Hoffmann als Komponist ein Epigone der Klassiker gewesen sei. Diese Einschätzung ignoriert die Ungleichzeitigkeit von literarischer und musikalischer Romantik. Hoffmann ist fünf Jahre vor Beethoven gestorben und hat einen großen Teil seiner Werke komponiert, als Haydn noch lebte. Für ihn war die Musik Mozarts und Beethovens „romantisch“.