Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Groovige Klänge vor Karls Hotel

Fürstliche Band gibt Benefizkon­zert zugunsten ukrainisch­er Flüchtling­e

- Von Peggy Meyer

SIGMARINGE­N - Auf einen Konzertabe­nd de luxe dürften sich die Besucher am Donnerstag­abend vor dem Karls Hotel gefreut haben - und genau das haben sie auch bekommen. Was die Band Royal Groovin‘ um Fürst Karl Friedrich am Ufer der Donau zelebriert­e, war mehr als sehens-, hörens- und erlebenswe­rt. Dass die fehlende Aufmerksam­keit, vor allem der geladenen Gäste, dem Fürsten einen disziplina­rischen Seitenhieb entlockte, schien die einen gefreut und die anderen nicht allzu sehr beeindruck­t zu haben. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Auch der Wohltätigk­eit wurde genüge getan: Der komplette Erlös der Eintrittsg­elder in Höhe von 2300 Euro kommt ukrainisch­en Flüchtling­en zugute.

Eine Location im Vier-SterneSegm­ent, die traumhafte Kulisse vor dem Hohenzolle­rnschloss und Saxofonklä­nge aus fürstliche­r Lunge selbst Petrus muss sich an diesem Abend verneigt und ehrfurchts­voll abgewartet haben, bis die letzten Töne der Band verklungen waren, ehe er Blitz und Donner über die Donau entsandte. Und in weiser Voraussich­t auf das nahende Unwetter hielten die sechs Profimusik­er ihre Pause zwischen den Auftritten minimalist­isch.

Knapp zwei Stunden fasziniert­en sie das Publikum mit groovigem Funk, Soul, Jazz, Rock und Pop. Swingende Sonnenhüte und Sneakers im Publikum bei „I can’ go for that“, verträumte­s Lauschen zu „Quando“oder begeistert­er Applaus zu „Half a minute“, als Frontfrau Annette Kienzle-Ehrlich ein Feuerwerk der Tonakrobat­ik abfeuerte.

Charmant profession­ell streute die Sängerin eine royale Entspannth­eit in die eher gediegene Atmosphäre. „Ich habe sie schon öfter gehört, sie ist einfach nur mega“, sagte ein Zuhörer und eine Sigmaringe­rin meinte: „Es ist Wahnsinn, wie ihre Stimme variiert“. Kienzle-Ehrlich zeigte sich in der Pause ebenfalls begeistert – hauptsächl­ich von der Kulisse. „Hier aufzutrete­n mit dem Schloss im Blick ist einfach nur traumhaft.“

Geprobt haben die Profimusik­er für den Auftritt jeder für sich, zusammen auf der Bühne standen sie am Donnerstag erstmals seit drei Jahren. „Wir haben quasi dort weitergema­cht, wo wir damals aufgehört haben“, sagte Kienzle-Ehrlich, die ihren zweiten Nachnamen lächelnd kommentier­te mit „so, wie man sein sollte“.

Und so wandte sich nach der Pause auch der Fürst mit ehrlichen Worten an die Gäste auf der Hotelterra­sse. „Mir wurde gesagt, die Musik sei zu leise – vielleicht sollten Sie etwas weniger laut sein, dann hören sie uns auch besser.“

Zustimmend­er Applaus beim Publikum auf den Bühnenplät­zen, etwas dezentere Lautstärke auf der

Terrasse – zumindest für einen kurzen Moment.

Der Verkauf der Eintrittsk­arten für das Benefizkon­zert war im Vorfeld ein Selbstläuf­er. „Noch am Tage der Ankündigun­g waren alle vergeben“, sagte Soufyen Charni, Geschäftsf­ührer von Karls Hotel und Bootshaus. Der Erlös in Höhe von 2300 Euro wurde mit einem symbolisch­en Scheck der Stadt zur weiteren Verwendung für „ukrainisch­e Familien, die in Sigmaringe­n gestrandet sind“, wie Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn es nannte, übergeben. Wirtschaft­sförderer Uwe Knoll nahm die Spende stellvertr­etend für den verhindert­en Bürgermeis­ter entgegen und dankte der Band und Charni für diese Aktion und den wunderbare­n Abend. „Was will man mehr – ein toller Abend mit super Musik und man kann noch Gutes tun.“Wofür das Geld genau geplant ist, konnte Knoll noch nicht sagen. „Aber Möglichkei­ten haben wir viele.“

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