Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ärztin sieht freie Kapazitäten für Gammertinger Patienten
Dr. Barbara Ege arbeitet in Winterlingen und Sigmaringen – Stadt sucht Nachfolger für Norbert Kurz
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WINTERLINGEN - Nach der Schließung von Norbert Kurz’ Arztpraxis in Gammertingen gibt es für seine Patienten eine gute Nachricht: Die Gemeinschaftspraxis Fazekas und Ullwer mit Sitz in Sigmaringen und Winterlingen sieht genug Kapazitäten, um einige von ihnen aufzunehmen – vor allem, weil Internistin Dr. Barbara Ege ihre Sprechstundenzeiten erweitert hat. Währenddessen suchen die Stadt Gammertingen und Ärzteberater Roman Hadjio weiter nach einem Nachfolger für Kurz’ Praxis.
Dass sie Ärztin werden möchte, das stand für Barbara Ege schon zu ihrer Schulzeit in Polen fest. „Bereits in der sechsten Klasse wusste ich: Ich will Medizin studieren“, sagt sie. Um diesem Wunsch möglichst schnell möglichst nahe zu kommen, machte sie Chemie, Biologie und Physik zu ihren Schwerpunktfächern. Nach dem Abitur kam sie nach Deutschland, studierte in Ulm zunächst Chemie – um den Alltag an der Uni kennenzulernen und ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
Anschließend wechselte sie ins Medizinstudium. Auf ihrem Weg zur Fachärztin für innere Medizin lernte sie in den Krankenhäusern der Oberschwabenklinik
in Ravensburg und Wangen auch verschiedene andere Fachrichtungen kennen: von der Radiologie und der Kardiologie über die Gastroenterologie und die Intensivmedizin bis hin zu Neurologie und Geriatrie. Als Eges Tochter zur Welt kam, legte die Ärztin für die Elternzeit eine Pause ein. Im Mai vergangenen Jahres zog sie aus familiären Gründen nach Inzigkofen.
Zunächst pendelte Ege von dort weiterhin zur Arbeit im Krankenhaus in Ravensburg – bis es plötzlich überraschend an der Tür klopfte. „Offenbar hatte sich im Ort schnell herumgesprochen, dass eine Ärztin hergezogen ist“, sagt die 42-Jährige.
Daraufhin habe sich jemand aus der Gemeinschaftspraxis Fazekas und Ullwer kurzerhand auf den Weg zu ihr gemacht. Und sie auf eine Idee gebracht. Denn Barbara Ege selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht über eine berufliche Veränderung nachgedacht. Dann aber kam sie ins Grübeln. „Ich habe gedacht:
Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um mich umzuorientieren“, sagt sie. Nicht nur, weil sich Nachtund Wochenenddienste schlecht mit dem Familienleben kombinieren lassen. Sondern auch, weil Ege in der hausärztlichen Versorgung eine wichtige Aufgabe sieht. Den engen Kontakt zu den Menschen möge sie an ihrem Beruf sowieso, sagt sie. „Und als Hausärztin kann man seine Patienten, ihre Familien und vielleicht auch ihre häusliche Umgebung noch intensiver kennenlernen.“
Für die meisten Patienten ist der Hausarzt außerdem die erste Anlaufstelle. Und Barbara Eges Fachkenntnisse als Internistin sind bei ihrer neuen Aufgabe ebenfalls gefragt. Also wechselte sie im September vergangenen Jahres in die Gemeinschaftspraxis. Weil ihr die Arbeit dort so gut gefällt, stockte sie ihre Sprechstundenzeiten nach und nach auf.
Inzwischen arbeitet sie zwei Tage pro Woche in Winterlingen und zwei Tage pro Woche in Sigmaringen. „In beiden Praxen haben wir noch Kapazitäten,
um neue Patienten aufzunehmen“, sagt die Ärztin, die damit gezielt auch die bisherigen Patienten von Norbert Kurz ansprechen will. „Soweit ich weiß, hat sich von denen bislang nämlich noch niemand bei uns gemeldet.“
Kurz’ Praxis selbst zu übernehmen, das wäre für Barbara Ege hingegen keine Option. „Dafür arbeite ich einfach zu gerne in der Gemeinschaft“, sagt sie. In einer Gemeinschaftspraxis kämen zudem noch andere Vorteile hinzu, etwa die leichter zur organisierende Urlaubsvertretung.
Derweil sucht die Stadt Gammertingen weiterhin nach einem Nachfolger für Kurz’ Praxis an der Sigmaringer Straße. „Ärzteberater Roman Hadjio steht weiter in Kontakt mit mehreren möglichen Interessenten“, sagt Bürgermeister Holger Jerg. Kurz’ Praxis sei modern eingerichtet und gut strukturiert. Auch deshalb sei er zuversichtlich, doch noch einen neuen Arzt für Gammertingen gewinnen zu können. „Etwas Konkretes hat sich bislang aber leider noch nicht ergeben.“
„Bereits in der sechsten Klasse wusste ich: Ich will Medizin studieren.“Internistin Dr. Barbara Ege