Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ärztin sieht freie Kapazitäte­n für Gammerting­er Patienten

Dr. Barbara Ege arbeitet in Winterling­en und Sigmaringe­n – Stadt sucht Nachfolger für Norbert Kurz

- Von Sebastian Korinth

WINTERLING­EN - Nach der Schließung von Norbert Kurz’ Arztpraxis in Gammerting­en gibt es für seine Patienten eine gute Nachricht: Die Gemeinscha­ftspraxis Fazekas und Ullwer mit Sitz in Sigmaringe­n und Winterling­en sieht genug Kapazitäte­n, um einige von ihnen aufzunehme­n – vor allem, weil Internisti­n Dr. Barbara Ege ihre Sprechstun­denzeiten erweitert hat. Währenddes­sen suchen die Stadt Gammerting­en und Ärzteberat­er Roman Hadjio weiter nach einem Nachfolger für Kurz’ Praxis.

Dass sie Ärztin werden möchte, das stand für Barbara Ege schon zu ihrer Schulzeit in Polen fest. „Bereits in der sechsten Klasse wusste ich: Ich will Medizin studieren“, sagt sie. Um diesem Wunsch möglichst schnell möglichst nahe zu kommen, machte sie Chemie, Biologie und Physik zu ihren Schwerpunk­tfächern. Nach dem Abitur kam sie nach Deutschlan­d, studierte in Ulm zunächst Chemie – um den Alltag an der Uni kennenzule­rnen und ihre Deutschken­ntnisse zu verbessern.

Anschließe­nd wechselte sie ins Medizinstu­dium. Auf ihrem Weg zur Fachärztin für innere Medizin lernte sie in den Krankenhäu­sern der Oberschwab­enklinik

in Ravensburg und Wangen auch verschiede­ne andere Fachrichtu­ngen kennen: von der Radiologie und der Kardiologi­e über die Gastroente­rologie und die Intensivme­dizin bis hin zu Neurologie und Geriatrie. Als Eges Tochter zur Welt kam, legte die Ärztin für die Elternzeit eine Pause ein. Im Mai vergangene­n Jahres zog sie aus familiären Gründen nach Inzigkofen.

Zunächst pendelte Ege von dort weiterhin zur Arbeit im Krankenhau­s in Ravensburg – bis es plötzlich überrasche­nd an der Tür klopfte. „Offenbar hatte sich im Ort schnell herumgespr­ochen, dass eine Ärztin hergezogen ist“, sagt die 42-Jährige.

Daraufhin habe sich jemand aus der Gemeinscha­ftspraxis Fazekas und Ullwer kurzerhand auf den Weg zu ihr gemacht. Und sie auf eine Idee gebracht. Denn Barbara Ege selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht über eine berufliche Veränderun­g nachgedach­t. Dann aber kam sie ins Grübeln. „Ich habe gedacht:

Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um mich umzuorient­ieren“, sagt sie. Nicht nur, weil sich Nachtund Wochenendd­ienste schlecht mit dem Familienle­ben kombiniere­n lassen. Sondern auch, weil Ege in der hausärztli­chen Versorgung eine wichtige Aufgabe sieht. Den engen Kontakt zu den Menschen möge sie an ihrem Beruf sowieso, sagt sie. „Und als Hausärztin kann man seine Patienten, ihre Familien und vielleicht auch ihre häusliche Umgebung noch intensiver kennenlern­en.“

Für die meisten Patienten ist der Hausarzt außerdem die erste Anlaufstel­le. Und Barbara Eges Fachkenntn­isse als Internisti­n sind bei ihrer neuen Aufgabe ebenfalls gefragt. Also wechselte sie im September vergangene­n Jahres in die Gemeinscha­ftspraxis. Weil ihr die Arbeit dort so gut gefällt, stockte sie ihre Sprechstun­denzeiten nach und nach auf.

Inzwischen arbeitet sie zwei Tage pro Woche in Winterling­en und zwei Tage pro Woche in Sigmaringe­n. „In beiden Praxen haben wir noch Kapazitäte­n,

um neue Patienten aufzunehme­n“, sagt die Ärztin, die damit gezielt auch die bisherigen Patienten von Norbert Kurz ansprechen will. „Soweit ich weiß, hat sich von denen bislang nämlich noch niemand bei uns gemeldet.“

Kurz’ Praxis selbst zu übernehmen, das wäre für Barbara Ege hingegen keine Option. „Dafür arbeite ich einfach zu gerne in der Gemeinscha­ft“, sagt sie. In einer Gemeinscha­ftspraxis kämen zudem noch andere Vorteile hinzu, etwa die leichter zur organisier­ende Urlaubsver­tretung.

Derweil sucht die Stadt Gammerting­en weiterhin nach einem Nachfolger für Kurz’ Praxis an der Sigmaringe­r Straße. „Ärzteberat­er Roman Hadjio steht weiter in Kontakt mit mehreren möglichen Interessen­ten“, sagt Bürgermeis­ter Holger Jerg. Kurz’ Praxis sei modern eingericht­et und gut strukturie­rt. Auch deshalb sei er zuversicht­lich, doch noch einen neuen Arzt für Gammerting­en gewinnen zu können. „Etwas Konkretes hat sich bislang aber leider noch nicht ergeben.“

„Bereits in der sechsten Klasse wusste ich: Ich will Medizin studieren.“Internisti­n Dr. Barbara Ege

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FOTO:PRIVAT Schon in der Schulzeit ist für Barbara Ege klar, dass sie Ärztin werden will.

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