Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Skiflugschanze bleibt Technikmuseum
Vincent Gärtner belegt beim bundesweiten Wettbewerb den zweiten Platz
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BAD SAULGAU - Vincent Gärtner aus Blitzenreute ist ohne seine schwebende Skiflugschanze von der Preisverleihung in Berlin nach Hause zurückgekehrt. Sein Modell aus Holz ist bis Ende des Jahres im Deutschen Technikmuseum zu bewundern. Denn Vincent Gärtner hat beim bundesweiten Wettbewerb der Ingenieurkammern in seiner Altersstufe den zweiten Platz belegt. „Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet“, sagt der Zwölfjährige.
Vincent Gärtner hört gar nicht mehr auf mit dem Jubeln. Mitte Mai hatte ihn die Ingenieurkammer Baden-Württemberg im Europark Rust zum Sieger gekürt, wodurch er sich für das Bundesfinale in Berlin qualifizierte. Einen Monat später reiste Vincent Gärtner mit seinen Eltern und seinen vier jüngeren Geschwistern zur Entscheidung nach Berlin. Vincent Gärtner nahm zum ersten Mal an diesem Wettbewerb teil. Im Schülerforschungszentrum Bad Saulgau plante und baute er nach den strengen Vorgaben der Ingenieurkammer das 80 Zentimeter lange und 50 Zentimeter hohe Modell. Das Projekt begann mit einer Zeichnung, auf der unter anderem die Startposition und die Neigung der Anlaufspur errechnet wurden. Die Jury in Rust begründete den ersten Platz damit, dass die Proportionen der Arbeit stimmig seien und den filigranen Gesamteindruck unterstreichen würden.
Es war die einzige schwebende Skiflugschanze, weshalb ihm seine Betreuer Fritz Luib vom Schülerforschungszentrum einen vorderen Platz im Bundesfinale zutraute. Luib sollte recht behalten. Nur zwei Brüder aus Rheinland-Pfalz landeten in der Altersstufe Klasse 5 bis 8 mit ihrer Eisblitzschanze vor ihm. „Das war eine tolle Preisverleihung“, sagt Vincent Gärtner. Weil die Personenanzahl im Deutschen Technikmuseum begrenzt war, wurde Vincent von seinem Vater und seinem fünfjährigen Bruder Benedikt begleitet. Jessica Schöne vom Kinderkanal Kika moderierte die Siegerehrung.
Als sie Vincents Namen aufrief, habe er das laute Klatschen seines Vaters und seines Bruders gehört. „Ich war in diesem Moment sehr glücklich“, so Vincent Gärtner, der seine Gefühle gar nicht beschreiben konnte. Inzwischen habe er alles realisiert.
Trotz coronabedingter Einschränkungen an vielen Schulen beteiligten sich insgesamt 3164 Mädchen und Jungen mit 1397 Modellen am Wettbewerb.
Sie investierten mehr als 27 000 Arbeitsstunden. Durchschnittlich steckten in jeder Schanze knapp 20 Stunden Bauzeit.
Ingolf Kluge, Vize-Präsident der Bundesingenieurkammer, äußerte sich begeistert über den regen Zuspruch. „Wir freuen uns sehr über die erneute große Beteiligung an unserem Schülerwettbewerb. Auch, dass der Mädchenanteil weiter gestiegen ist, finden wir großartig. Das zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, junge Menschen für Ingenieurthemen zu begeistern.“Familie Gärtner war einen Tag zuvor mit dem Auto in die Hauptstadt angereist. „Die Nacht vor der Siegerehrung habe ich vor Aufregung unruhig geschlafen“, so Vincent Gärtner.
Nach der Siegerehrung folgten noch ein paar Tage Aufenthalt in Berlin und jede Menge Glückwünsche – auch von seinen Betreuern Fritz Luib, Peter Selbherr und Andreas Preaegla vom Schülerforschungszentrum Bad Saulgau. Wenn das Jahr 2022, das der Junge so schnell nicht vergessen wird, zu Ende geht, bekommt er wieder seine schwebende Skiflugschanze zurück. Das Studienkolleg St. Johann in Blönried, wo er die siebte Klasse besucht, hat schon signalisiert, für das Modell einen würdigen Platz zu finden. Die Schulleitung sollte vorausschauend denken und noch einen weiteren Platz frei halten. Denn Vincent Gärtner will nächstes Jahr wieder beim Schülerwettbewerb der Ingenieurkammer dabei sein – dieses Mal aber beim Bau von Brücken.