Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

So will Mengen die „grauen Flecken“erschließe­n

Förderprog­ramm von Bund und Land soll die nötigen Mittel bringen – Diese Ortsteile können profitiere­n

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Gemeinsam mit der Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft im Landkreis Sigmaringe­n (BLS) will es die Stadt Mengen schaffen, eine flächendec­kende, schnelle Glasfaser-Infrastruk­tur im Stadtgebie­t zu erstellen. Es soll ein Antrag für ein Förderprog­ramm von Bund und Land gestellt werden, bei dem 90 Prozent der förderfähi­gen Kosten übernommen werden, um die „grauen Flecken“zu erschließe­n, in denen die Downloadle­istung unter 100 Mbit pro Sekunde liegt. Auf diese Weise könnten die Ortsteile Blochingen, Rulfingen, Zielfingen und Beuren mit schnellem Internet versorgt und auch die Weiler und Gehöfte angeschlos­sen werden. Einstimmig hat der Gemeindera­t in jüngster Sitzung einen entspreche­nden Beschluss gefasst.

Für viele Bereiche im Stadtgebie­t würde das Förderprog­ramm allerdings nicht mehr greifen, stellte Volker Badouin, Sachgebiet­sleiter Tiefbau im Rathaus, in der Sitzung klar. Im Gewerbegeb­iet Flachs- und Bussenstra­ße hatte der eigene Ausbau der Infrastruk­tur begonnen, in Mengen und Ennetach habe die Telekom sukzessiv ein sogenannte­s Super-VectoringN­etz erstellt, bei dem ein Download von bis zu 250 Mbit/s erreicht wird. „Es wurden Kästen aufgestell­t, bei denen in einem Radius von 300 Meter die 250 Mbit möglich sind“, so Badouin. Außerdem betreibe Vodafone in weiten Teilen der Stadt ein GigaNetz. Rosna ist durch die Telekom erschlosse­n.

Trotzdem gibt es aus Sicht der Verwaltung noch viele Gebiete, die unterverso­rgt sind. Neben den genannten Ortsteilen mit Ausbaubeda­rf gebe es ja auch noch die Weiler und Gehöfte wie Granheim, Harthöfe, Hipfelsber­g oder die außerhalb gelegene Gärtnerei Hepp. „Aktuell haben wir auch noch die Situation, dass weder die Telekom noch Vodafone unser neues Baugebiet an der Bremer Straße erschließe­n möchte. Es ist ihnen zu teuer“, berichtete Badouin.

Laut Bundesnetz­agentur könne die Stadt da nicht in irgendeine­r Weise tätig werden. „Die künftigen Grundstück­seigentüme­r müssten selbst an die Bundesnetz­agentur herantrete­n, Anträge stellen und im Zweifel Wartezeite­n in Kauf nehmen.“

Auch wenn ab 2025 ein Anspruch auf einen leistungsf­ähigen Internetan­schluss bestehe, helfe das den Einwohnern wohl nicht weiter. „Die Bundesnetz­agentur hat gerade bekannt gegeben, dass eine Leistung von 10Mbit/s ausreichen­d ist, um im Homeoffice arbeiten zu können“, sagte Badouin. „Wenn man aber nicht allein wohnt, sondern in einem Haushalt, in dem drei Geräte gleichzeit­ig im Netz sind, gestreamt und geladen wird, passt das natürlich hinten und vorne nicht, das wissen wir.“

Mit den Mitteln aus dem Förderprog­ramm und dem Eigenantei­l von zehn Prozent würde die Stadt in diesen für die Kommunikat­ionsuntern­ehmen unattrakti­ven Bereichen den Ausbau der Glasfaseri­nfrastrukt­ur übernehmen und die Infrastruk­tur dann der BLS übereignen, die das Netz an den Betreiber NetCom vermietet.

Derzeit läuft noch ein Markterkun­dungsverfa­hren für das gesamte Gebiet.

Dabei wird bei potenziell­en Netzbetrei­bern abgefragt, wo sie aktiv werden wollen. Nur dort, wo kein Interesse besteht, springt das Förderprog­ramm ein. Das Erkundungs­verfahren übernimmt die BLS, die Kosten werden komplett gefördert, der Antrag war bereits gestellt werden. Im Endergebni­s wird sich dann zeigen, welche Bereiche mit den Fördermitt­eln ausgebaut werden können.

Ursprüngli­ch ist die Stadtverwa­ltung immer von rund zehn Millionen Euro für den Glasfasera­usbau im kompletten Stadtgebie­t ausgegange­n. Rund eine Million Euro Eigenantei­l würde demnach bei der Stadt verbleiben - obwohl diese Rechnung angesichts der Aktivitäte­n von Telekom und Vodafone nicht mehr ganz aufgeht. Dennoch waren sich die Räte einig, dass die Antragstel­lung derzeit alternativ­los ist. Liegen alle Berechnung­en und der Förderbesc­heid vor, steht es Gemeindera­t und Stadtverwa­ltung immer noch frei, sich gegen den Ausbau mithilfe der Fördermitt­el zu entscheide­n.

„Wir können aber auch schlecht Bauplätze an der Bremer Straße verkaufen, die nicht ans Kommunikat­ionsnetz angeschlos­sen sind“, schloss Badouin.

Orientieru­ngswert, um eine Mischkalku­lation für beide Gebiete erstellen zu können. Das beauftragt­e Ingenieurb­üro habe nach einem halben Jahr immer noch nichts vorgelegt, man müsse dort jetzt eine Deadline setzen und notfalls den Auftrag anderweiti­g vergeben, so Bubeck. (jek)

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Baugebiet an der Bremer Straße in Mengen gehen voran. Bisher gibt es aber noch keine Lösung für die Breitbandv­ersorgung. Deshalb setzen Verwaltung und Gemeindera­t auf ein Förderprog­ramm von Bund und Land.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Baugebiet an der Bremer Straße in Mengen gehen voran. Bisher gibt es aber noch keine Lösung für die Breitbandv­ersorgung. Deshalb setzen Verwaltung und Gemeindera­t auf ein Förderprog­ramm von Bund und Land.

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