Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bingen/Hitzkofen ist endlich mal dran
Nach Topplatzierungen in den vergangenen Jahren gelingt der Aufstieg in die Kreisliga A 2
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BAD SAULGAU/BINGEN - Eindrucksvoll haben die Fußballer des SV Bingen/Hitzkofen den Meistertitel in der Kreisliga B 3 geholt und den Aufstieg in die Kreisliga A 2 geschafft. 28 Spiele, 24 Siege, vier Unentschieden, keine Niederlage - die Mannschaft um Trainer Markus Bednarek hat eine nahezu perfekte Saison gespielt.
„Geglaubt haben wir immer an uns“, sagt der Trainer, „aber nach dem 3:1Sieg gegen den SV Bronnen haben wir gewusst, dass wir es schaffen können. Auch wenn der Weg zu diesem Zeitpunkt noch weit war, noch zwölf oder 13 Spiele anstanden und der Vorsprung noch nicht groß war.“
Die Meisterschaft des SV Bingen/ Hitzkofen, nach zahlreichen Platzierungen zwischen zwei (u.a. ohne Relegation im Abbruchjahr 19/20) und fünf in den vergangenen sechs Spielzeiten untermauert mal wieder eine These. Ein Angriff gewinnt ein Spiel, eine gute Abwehr den Titel. Gleich 17-mal spielte der SV Bingen-Hitzkofen zu null, nur zweimal kassierte die Mannschaft zwei Gegentore (in der Vorrunde gegen Blochingen (5:2) und in der Rückrunde gegen Rulfingen/Weithart (2:2)), Insgesamt musste das Team nur 13 Gegentore hinnehmen. „Und wenn man dann bedenkt, dass fünf Gegentore nach Elfmetern fielen...“, sagt Bednarek.
„Ich habe schon vor der Runde zur Mannschaft gesagt: Wir haben keine überragenden Goalgetter wie der SV Bronnen, deshalb müssen wir mehr Wert auf die Abwehrarbeit legen, um zu null zu spielen. Und ein, zwei Tore, das habe ich gewusst, schießen wir immer“, erinnert sich Bednarek. „Aber vielleicht sind wir deshalb auch nicht so leicht ausrechenbar.“Bester Torschütze war Bednareks Sohn Robin (15 Tore), dahinter folgen sechs Spieler mit sechs bis elf Toren.
Eine Vorentscheidung im Titelkampf führte das Team um Kapitän Tim Käppeler dann bereits am zweiten Spieltag der Rückrunde, beim 3:1Sieg gegen den SV Bronnen herbei. Bei Punktgleichheit hätte am Ende der direkte Vergleich gezählt. „Das war mir während des Spiels so noch
„Das Kollektiv ist mir wichtig“, sagt Markus Bednarek, Trainer des SV Bingen/Hitzkofen
nicht bewusst. Bronnen glich nach 80 Minuten aus und hat plötzlich voll auf Sieg gespielt“, erinnert sich Bednarek.
Es folgte die Aufklärung und zwei Tore der Bingener und Hitzkofener, die nun ihre Räume nutzten. Nach dem Remis in der Hinrunde hatte Bingen/Hitzkofen auch den direkten Vergleich für sich entschieden. „Natürlich hatten wir in der zweiten Saisonhälfte auch ein bisschen Glück. Unsere Gegner sind oft tief gestanden. Gegen Mengen II stand es beispielsweise lange 0:0 und wir haben in der 88. Minute noch getroffen.“Den Titel klar machte die Mannschaft dann beim 1:1 zu Hause gegen Neufra. „Da waren wir schon ein bisschen nervös.“So richtig herausheben will Bednarek aus seiner Mannschaft keinen. „Das Kollektiv ist mir wichtig.“Man habe eine funktionierende Mannschaft, 18 Spieler gehören zum Kader.
Bestes Beispiel sind für Bednarek die drei Torhüter Nico Bardon, Gabriel Götz und Paul Kofler. „Alle haben ihre Spiele bekommen“, sagt Bednarek. Stammtorwart Bardon absolvierte mit 22 die meisten, es folgten Götz (5) und Kofler (1).
„Natürlich fragt bei einem 18Mann-Kader schon mal einer, warum er nicht spielt. In einer Woche hatten wir mal den Fall, dass keiner gespielt hat, der nicht mindestens zwei Trainingseinheiten hatte“, beschreibt Bednarek den Einsatz seines Teams auch im Training. In diesem Zusammenhang kritisiert Bednarek auch, dass bei den Amateuren nur vier statt wie bei den Profis fünf Wechsel erlaubt sind. „Das verstehe ich nicht.“
Nicht nur die Abwehr war in der Saison gefordert. In der zweiten Saisonhälfte sah sich die Mannschaft oft neuen Herausforderungen gegenüber. „Unsere Gegner standen tief. Das hat die Schwierigkeiten erhöht. Auch weil wir noch nicht so gut darin sind, eine solche Abwehr auszuhebeln. Vorne haben die Gegner oft vorsichtig, mit nur einer Spitze gespielt“, sagt Bednarek.
Auch danach richtet Bednarek seine Taktik aus. „Wir spielen mal mit Viererkette, im 4-2-3-1, oder mit Dreierkette, im 3-4-1-2. Wir können das auch während des Spiels verändern“, sagt Bednarek. Ziel solle es aber sein, mit zwei Stürmern zu spielen. Schließlich will man für die Saison in der A-Liga gerüstet sein.
„Im Vorjahr haben wir im Mai, als es wieder ging, zügig angefangen. Das kam uns am Ende zugute“, sagt Bednarek. Genauso will er Coronainfektionen kein Risiko eingehen, will die Betroffenen lieber länger schonen.
„Wir sind alle dreifach geimpft, aber auch wir hatten Infizierte. Zwei hat es vergangenes Jahr stärker erwischt.“Die habe man lange geschont, dass sie sich auskurieren konnten. „Denn mit Corona ist nicht zu spaßen“, sagt der Trainer.
Als eine Baustelle im Verein empfindet Bednarek, der auch im Vorstand des Vereins sitzt, die Jugendarbeit. Immer wieder hatte der Verein Spieler in den älteren Jahrgängen A und B in Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen, wie bis vor zwei Jahren in der SGM Schmeien. „Doch bei bis zu fünf, sechs Vereinen ist das
Die meisten sind um die 25, 26, kommen erst langsam ins beste Fußballeralter“, sagt Bednrekt zur Zukunft der Mannschaft
nicht immer einfach“, sagt der Trainer. „Wir hatten auch Spieler in einer SGM mit Ebingen. Die kamen dann aber wieder. Hier in Bingen/Hitzkofen nehme ich sie seit zwei Jahren immer wieder ins Training der ersten Mannschaft. Einmal pro Woche mit der Ersten, einmal mit der AH. Auch da lernen sie etwas.“
Spielpraxis holen sich die Jungen dann in internen Testspielen der Reserve untereinander, oft als Vorspiel zur ersten Mannschaft ausgetragen. Denn auch der Reservespielbetrieb verläuft in der Kreisliga B 3 nicht nach Wunsch. „Die zweiten Mannschaften haben keine Reserve, andere Spiele fallen oft aus. Dann hast du gefühlt sechs Spiele im Halbjahr, wochenlang keines“, beschreibt Bednarek die Lage.
Am Mittwoch in einer Woche startet der SV Bingen/Hitzkofen in seine Saisonvorbereitung. Neben den Trainingseinheiten steht die Teilnahme am Alb-Lauchert-Cup und am Späh-Cup in Scheer im Mittelpunkt. Dazu kommen Testspiele wie gegen B-Ligist SV Ölkofen, mit dem sich inzwischen eine echte Freundschaft entwickelt hat und gegen die Sportfreunde Hundersingen. „Ich teste gerne gegen höherklassige Mannschaften“, sagt Bednarek, denn so könnten die Spieler etwas lernen. „Das hat man auch im Pokalspiel gegen Altshausen gesehen, als wir erst im Elfmeterschießen verloren haben.“
Denn lernen soll die Mannschaft noch so einiges. „Im Großen und Ganzen haben wir noch eine junge Mannschaft. Bis auf wenige Ausnahmen wie Stefan Senfle, Michel Kemnitz oder Markus Andrej, einige sind noch aus der Zeit „übrig“, die die unteren Regionen der Kreisliga B kennengelernt haben, ein Gutteil war bereits beim verlorenen Relegationsspiel 2017 dabei (2:4 n.E. gegen Fulgenstadt). „Trotzdem: Die meisten sind um die 25, 26, kommen erst langsam ins beste Fußballeralter“, sagt Bednarek, der für die kommende Saison natürlich erst mal das Ziel Klassenerhalt ausgegeben hat. Und so lautet das Ziel, sich in der neuen Liga erst mal zu etablieren. 105 Minuten den vorzeitigen Spielabbruch aufgrund der Überlegenheitsregel zu Gunsten der Royals. Mit dem 17:2-Erfolg festigen die Royals den vierten Tabellenplatz in der Verbandsliga. Am kommenden Sonntag geht die Reise nach Göppingen zu den Green Sox.
Für Gammertingen punkteten: Christoph Dieminger, Daniel Haule, Arthur Müller, Michael Rädle (alle 3), Sebastian Dieminger, Maikel Müller (je 2) sowie Marco Schanz.