Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Krisengipf­el im Bergidyll

Die sieben wichtigste­n Beschlüsse der G7-Staaten bei ihrem Treffen auf Schloss Elmau

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ELMAU/BERLIN (AFP) - Für Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat der G7-Gipfel vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Kriegs ein „Signal der Klarheit und Stärke“ausgesandt. Tatsächlic­h zeigten sich die G7-Staatsund Regierungs­chefs geeint im Kurs gegenüber Russland, auch wenn sie bei Sanktionen nicht in jedem Punkt sofort auf eine Linie kommen konnten. Einen Erfolg für Scholz gab es in der Klimapolit­ik. Ein Überblick zu den Gipfelbesc­hlüssen:

Unbefriste­te Unterstütz­ung für die Ukraine

Die G7-Staaten sagten der Ukraine im Krieg gegen Russland „finanziell­e, humanitäre, militärisc­he und diplomatis­che“Unterstütz­ung zu, „solange es nötig ist“. Den Staatshaus­halt der Ukraine wollen die G7 allein in diesem Jahr mit 27,9 Milliarden Euro unterstütz­en. Auch den Wiederaufb­au nach Kriegsende nahmen sie schon in den Blick. Der deutsche G7-Vorsitz will dazu eine internatio­nale Konferenz einberufen. Bundeskanz­ler Scholz sprach von einer „gigantisch­en Aufgabe“und verglich dies mit dem Marshallpl­an nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schärfere

Russland

Die G7-Gruppe will „den wirtschaft­lichen und politische­n Druck auf das Regime von Präsident Putin aufrechter­halten und verschärfe­n“, heißt es in der Abschlusse­rklärung. Der Zugang von Russlands Militärind­ustrie zu westlicher Technologi­e soll „weiter eingeschrä­nkt“werden. Zudem kündigten die G7 gezielte Sanktionen gegen Verantwort­liche von Kriegsverb­rechen an. Dem

Sanktionen

gegen von vier der G7-Staaten verkündete­n Einfuhrsto­pp für russisches Gold schloss sich die Gruppe als Ganzes noch nicht an; über das Thema soll erst noch in der EU beraten werden.

Öl-Preisdecke­l wird geprüft

In Betracht ziehen die G7 den USVorschla­g, den Preis für russisches Öl zu begrenzen, um Moskau die Finanzieru­ng des Krieges in der Ukraine zu erschweren. Dies könnte über das Verbot von Dienstleis­tungen beim Öltranspor­t oder der Versicheru­ng solcher Lieferunge­n erfolgen, wenn Öl zu höheren Preisen als festgelegt verkauft wird. Hier gibt es aber durchaus Skepsis zur Umsetzbark­eit. Scholz sagte, der Preisdecke­l

sei ein „sehr ambitionie­rtes und voraussetz­ungsvolles Vorhaben“, mit dem „noch viel Arbeit verbunden“sei.

„Klimaclub“bis Jahresende

Die G7 griffen den Vorschlag von Bundeskanz­ler Scholz auf, bis Ende des Jahres einen „Klimaclub“zu gründen. Er soll verhindern, dass Unternehme­n aus Ländern, die sich ehrgeizige Ziele beim Klimaschut­z setzen, unfaire Konkurrenz aus Staaten mit niedrigen Umweltstan­dards erhalten. Er soll aber gleichzeit­ig offen für Partner sein und insbesonde­re Schwellen- und Entwicklun­gsländer auf dem Weg zur Klimaneutr­alität unterstütz­en.

Milliarden im Kampf gegen den Hunger

Zusätzlich­e 4,25 Milliarden Euro stellen die G7 bereit, um die Ärmsten auf der Erde vor Hunger und Unterernäh­rung zu schützen. Damit steigt die Gesamtsumm­e für dieses Jahr auf mehr als 14 Milliarden Dollar. Angesichts der verschärft­en Versorgung­skrise durch den Ukraine-Krieg forderten die G7 andere Länder mit Lebensmitt­elreserven auf, diese zu fairen Konditione­n zugänglich zu machen.

600 Milliarden Entwicklun­gsländer

Mit einem 600 Milliarden Dollar (568 Milliarden Euro) umfassende­n Investitio­nsprogramm wollen die Staaten der G7 dem wachsenden Einfluss Chinas in Entwicklun­gsländern entgegentr­eten. Das Vorhaben setzt auf einem schon vergangene­s Jahr gestartete­n EU-Programm auf, das bis 2027 Investitio­nen von 300 Milliarden Euro vorsieht. Die USA steuern nun weitere 200 Milliarden Dollar bei, Japan 65 Milliarden Dollar, wobei die Gelder in allen Fällen auch zu einem wesentlich­en Teil von Privatinve­storen kommen sollen.

Warnung vor Chinas Handelspra­ktiken

Der Volksrepub­lik China warfen die G7 unfaire Praktiken im Welthandel zulasten ihrer Unternehme­n vor. Sie wollen sich nun verstärkt und zusammen mit Partnern einem Verhalten entgegenst­ellen, „das die Weltwirtsc­haft verzerrt“. Die G7 kritisiert­en China zudem für Zwangsarbe­it, die in Provinzen wie Tibet und Xinjiang eingesetzt werde.

Dollar

für

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) verkündete am Dienstag die Ergebnisse des G7-Gipfels auf Schloss Elmau.

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