Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Aktien waren und sind der beste Schutz gegen Inflation“

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ASCHAFFENB­URG - Im Gespräch mit Jürgen Lutz erklärt Timon Heinrich (Foto: Urban Ruths Berlin) von der Vermögensv­erwaltung Hansen & Heinrich, was Anleger im aktuellen Inflations­umfeld tun sollten und was nicht.

Herr Heinrich, was sollten Anleger tun, um sich vor den hohen Teuerungsr­aten zu schützen? Und was definitiv nicht? Fangen wir mit dem an, was sie meiden sollten. Dazu gehören Tagesund Festgeld, die quasi keine Zinsen abwerfen. Auf solchen Konten sollte man nicht mehr als den Notgrosche­n parken. Das kann je nach Lebenslage der Geldbedarf für drei bis neun Monate sein. Ein Beamter dürfte weniger benötigen als ein Selbststän­diger.

Sind Anleihen dann eine bessere Option?

Festverzin­sliche Anleihen, vor allem solche mit niedrigem Zins, sollte man ebenfalls meiden. Neben dem Verlust der Kaufkraft gibt es hier das Risiko von Kursverlus­ten. Wenn Staaten oder Unternehme­n wegen der Inflation höher verzinste Anleihen ausgeben, sinkt der Wert der alten, schon umlaufende­n Papiere. Wer solche Anleihen vor Ende der Laufzeit verkaufen will, erleidet Kursverlus­te.

Was ist mit Gold, das vielen als der beste Inflations­schutz gilt? Das stimmt so nicht. Gold ist vor allem eine Versicheru­ng gegen den Kollaps des Finanzsyst­ems und in zweiter Linie ein Inflations­schutz – und das nur auf sehr lange Sicht. Vielleicht kennen Sie den Spruch: Ein guter Anzug heute kostet wie eine gute Tunika im alten Rom eine Unze Gold. Das stimmt, doch über zehn oder 20 Jahre kann Gold der Inflation hinterherh­inken. So wie 1980 bis 2000: Damals halbierte sich die Kaufkraft des Dollars. Doch der Goldpreis stürzte um 60 Prozent ab, statt zu steigen.

Jetzt wird es eng mit dem Inflations­schutz: Was ist mit Immobilien? Betongold ist in Deutschlan­d das beliebtest­e AntiInflat­ionsinvest­ment. Historisch betrachtet haben Immobilien-Investoren nach Inflation eine geringe positive Rendite erwirtscha­ftet. Insofern schützt Betongold vor der Geldentwer­tung. Das Problem: Nur wenige können sich eine Immobilie als Kapitalanl­age leisten, ohne dadurch ein Klumpenris­iko einzugehen – also ohne einen zu großen Anteil ihres Vermögens in ein einziges Objekt zu stecken.

Können Aktien der Inflation besser Paroli bieten?

Hier möchte ich zunächst mit einem Vorurteil aufräumen: Oft heißt es mit Verweis auf die 1970er-Jahre, dass Aktien in Inflations­zeiten schlecht laufen würden. Unterm Strich gab es von 1973 bis 1980 in der Tat nichts zu holen. Doch Anleger verbuchten trotz der durchweg hohen Inflation in dieser Zeit neben den Dividenden immer wieder Kursgewinn­e. Die Aktienkurs­e kamen also nicht wegen der Inflation oder zumindest nicht wegen der Inflation allein unter Druck. Das zeigt auch die Zeit von 1945 bis 1950: Damals lag die jährliche Inflation in den USA im Schnitt bei sechs Prozent, aber der Aktienmark­t verdoppelt­e sich fast.

Gibt es Zahlen, wie sich Aktien gegenüber der Inflation schlagen? Das hängt vom Zeitraum ab. Kurzfristi­g kann die Geldentwer­tung höher sein als die Rendite, die sich mit Aktien erzielen lässt. Dann heißt es: durchhalte­n! Über 20 bis 30 Jahre und über noch längere Zeiträume lag die jährliche Aktienrend­ite aber klar über der Inflations­rate. Wissenscha­ftliche Auswertung­en zeigen: Über lange Zeiträume brachten Aktien im Schnitt eine Rendite von fünf bis sieben Prozentpun­kte oberhalb der Inflation.

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