Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kein Platz für Liebesschlösser
Vergeblich versuchen Liebespaare die beliebten Symbole an der Hängebrücke anzubringen
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SIGMARINGEN - Wer im Donautal oder in Sigmaringen mit seinem Partner einen unvergesslichen Hochzeitstag erleben möchte, der findet allerhand besondere Hochzeitsorte: Der Leopoldsaal des Hohenzollernschlosses ist bei Heiratenden sehr beliebt, die Josefskapelle über den Dächern Sigmaringens wird ebenfalls hin und wieder als Ort angefragt und auch das historische Trauzimmer im Sigmaringer Rathaus steht bei Brautpaaren hoch im Kurs.
Neu ist ein Sehnsuchtsort für Brautpaare vor den Toren Sigmaringens. Unweit vom Amalienfelsen und der Teufelsbrücke thront im fürstlichen Park die Eremitage mit der Meinradskapelle. Von dort oben hat man einen Blick in Richtung Laiz und Sigmaringen und selbstverständlich auch in Richtung Teufelsbrücke. Der verschlungene Ort wird in den kommenden Tagen wieder von einem Brautpaar aufgesucht.
Die Truppe vom Schwäbischen Albverein legt deshalb eine extra Schicht ein, um die Wege freizuschneiden. „Nicht, dass die Braut mit ihrem Kleid hängen bleibt“, sagt Erich Beck, der sich um die Wege im Inzigkofer Park kümmert.
Wer von der Eremitage talwärts in Richtung Donau geht, kommt zur Hängebrücke, an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien ein beliebtes Ausflugsziel. Brautpaare können sich auf dem Weg zur Donau mit einem Liebesschloss auf der Hängebrücke verewigen.
Können sie, aber sie können sicher sein, dass ihr Schloss nach wenigen Tagen entfernt wird. Mitarbeiter des Inzigkofer Bauhofs inspizieren die Brücke regelmäßig - und, wenn sie ein Schloss erspähen, wird es – schnapp – mit dem passenden Werkzeug entfernt.
Nicht, dass Standesbeamtin Sonja Köser etwas gegen die Liebe einzuwenden hätte, von Berufs wegen bahnt sie ja Menschen den Weg in den Hafen der Ehe. Vor unserem Gespräch
hat sie eben eine Trauung erledigt. Die Schlösser sind zwar ein Symbol von sich liebenden Menschen, aber sie schaden der Hängebrücke, erklärt Köser: „Wir möchten nicht, dass es bei uns so läuft wie in Köln.“In der Domstadt sind abertausende Liebesschlösser vor einigen Jahren von der Hohenzollernbrücke entfernt worden. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit.
Soweit ist es im Inzigkofer Park zwar noch lange nicht. Standesbeamtin Köser schätzt, dass seit der Eröffnung der Brücke vor drei Jahren lediglich zwischen zehn und 15 Schlösser entfernt werden mussten. „Das ist eine kleine Zahl und deshalb sind die Schlösser auch kein Problem.“Aber im Inzigkofer Rathaus möchte man, dass das Problem klein bleibt und deshalb wird umgehend reagiert, wenn ein neues Schloss am Brückengeländer auftaucht.
Zumal die wippende Hängebrücke durch den großen Besucherstrom stärker belastet ist als ursprünglich angenommen. Aus diesem Grund müssen manche Stahlseile immer wieder erneuert werden. Erich Beck und seine Helfer vom Albverein müssen die Wege häufiger hegen und pflegen als vor der Hängebrücken-Ära, „weil sie stärker ausgetreten sind“, sagt der Wegewart. Da die Wanderer hin und wieder eine Abkürzung nehmen, die sie nicht nehmen sollen, weisen Schilder die Ausflügler darauf hin, dass sie auf den Wegen bleiben sollen.
Gegen Liebesschlösser gibt es noch kein Schild und das ist auch nicht geplant, weil man ja keine schlafenden Hunde, pardon Liebespaare, wecken möchte. Kleiner Tipp für Liebende: Flussabwärts in Sigmaringen gibt es beim Campingplatz eine weitere Hängebrücke, an der die Liebesschlösser offensichtlich geduldet werden. Am Fußgängersteg bei der Eisenbahnbrücke ist das ebenfalls der Fall. Die Schlüssel der Schlösser werfen Paare in die Donau, sodass ihre Liebe ewig halten möge.