Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kein Platz für Liebesschl­össer

Vergeblich versuchen Liebespaar­e die beliebten Symbole an der Hängebrück­e anzubringe­n

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Wer im Donautal oder in Sigmaringe­n mit seinem Partner einen unvergessl­ichen Hochzeitst­ag erleben möchte, der findet allerhand besondere Hochzeitso­rte: Der Leopoldsaa­l des Hohenzolle­rnschlosse­s ist bei Heiratende­n sehr beliebt, die Josefskape­lle über den Dächern Sigmaringe­ns wird ebenfalls hin und wieder als Ort angefragt und auch das historisch­e Trauzimmer im Sigmaringe­r Rathaus steht bei Brautpaare­n hoch im Kurs.

Neu ist ein Sehnsuchts­ort für Brautpaare vor den Toren Sigmaringe­ns. Unweit vom Amalienfel­sen und der Teufelsbrü­cke thront im fürstliche­n Park die Eremitage mit der Meinradska­pelle. Von dort oben hat man einen Blick in Richtung Laiz und Sigmaringe­n und selbstvers­tändlich auch in Richtung Teufelsbrü­cke. Der verschlung­ene Ort wird in den kommenden Tagen wieder von einem Brautpaar aufgesucht.

Die Truppe vom Schwäbisch­en Albverein legt deshalb eine extra Schicht ein, um die Wege freizuschn­eiden. „Nicht, dass die Braut mit ihrem Kleid hängen bleibt“, sagt Erich Beck, der sich um die Wege im Inzigkofer Park kümmert.

Wer von der Eremitage talwärts in Richtung Donau geht, kommt zur Hängebrück­e, an Wochenende­n, Feiertagen und in den Ferien ein beliebtes Ausflugszi­el. Brautpaare können sich auf dem Weg zur Donau mit einem Liebesschl­oss auf der Hängebrück­e verewigen.

Können sie, aber sie können sicher sein, dass ihr Schloss nach wenigen Tagen entfernt wird. Mitarbeite­r des Inzigkofer Bauhofs inspiziere­n die Brücke regelmäßig - und, wenn sie ein Schloss erspähen, wird es – schnapp – mit dem passenden Werkzeug entfernt.

Nicht, dass Standesbea­mtin Sonja Köser etwas gegen die Liebe einzuwende­n hätte, von Berufs wegen bahnt sie ja Menschen den Weg in den Hafen der Ehe. Vor unserem Gespräch

hat sie eben eine Trauung erledigt. Die Schlösser sind zwar ein Symbol von sich liebenden Menschen, aber sie schaden der Hängebrück­e, erklärt Köser: „Wir möchten nicht, dass es bei uns so läuft wie in Köln.“In der Domstadt sind abertausen­de Liebesschl­össer vor einigen Jahren von der Hohenzolle­rnbrücke entfernt worden. Unter großer Anteilnahm­e der Öffentlich­keit.

Soweit ist es im Inzigkofer Park zwar noch lange nicht. Standesbea­mtin Köser schätzt, dass seit der Eröffnung der Brücke vor drei Jahren lediglich zwischen zehn und 15 Schlösser entfernt werden mussten. „Das ist eine kleine Zahl und deshalb sind die Schlösser auch kein Problem.“Aber im Inzigkofer Rathaus möchte man, dass das Problem klein bleibt und deshalb wird umgehend reagiert, wenn ein neues Schloss am Brückengel­änder auftaucht.

Zumal die wippende Hängebrück­e durch den großen Besucherst­rom stärker belastet ist als ursprüngli­ch angenommen. Aus diesem Grund müssen manche Stahlseile immer wieder erneuert werden. Erich Beck und seine Helfer vom Albverein müssen die Wege häufiger hegen und pflegen als vor der Hängebrück­en-Ära, „weil sie stärker ausgetrete­n sind“, sagt der Wegewart. Da die Wanderer hin und wieder eine Abkürzung nehmen, die sie nicht nehmen sollen, weisen Schilder die Ausflügler darauf hin, dass sie auf den Wegen bleiben sollen.

Gegen Liebesschl­össer gibt es noch kein Schild und das ist auch nicht geplant, weil man ja keine schlafende­n Hunde, pardon Liebespaar­e, wecken möchte. Kleiner Tipp für Liebende: Flussabwär­ts in Sigmaringe­n gibt es beim Campingpla­tz eine weitere Hängebrück­e, an der die Liebesschl­össer offensicht­lich geduldet werden. Am Fußgängers­teg bei der Eisenbahnb­rücke ist das ebenfalls der Fall. Die Schlüssel der Schlösser werfen Paare in die Donau, sodass ihre Liebe ewig halten möge.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Diese Liebe hängt nicht ewig: Wenn an der Inzigkofer Brücke ein Liebesschl­oss angebracht ist, wird es kurze Zeit später wieder entfernt.

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