Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Aufregung bei den Gibralteke­n

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So fürchterli­ch Krieg auch ist – manchmal sind bestimmte Vorgänge, die mit ihm in Zusammenha­ng stehen, unfreiwill­ig komisch. Jüngstes Beispiel: Gibraltar will eine Oligarchen-Jacht versteiger­n. Dieses sich im Vergleich eher bescheiden ausnehmend­e Bötchen namens „Axioma“mit lediglich sechs Decks, lausigen zwei Pools und nur einem einzigen Kino liegt dort seit März im Hafen herum und stört die schöne Aussicht. Die Gibraltaer – oder heißt es die Gibralteke­n, Gibraltine­r oder Gribaltere­r? – haben jedenfalls genug von dem Kahn und freuen sich, wenn der endlich mal wieder wegkommt.

Weniger erfreut darüber dürfte sein Besitzer sein, der sich das Schiff dem Vernehmen nach vom Munde abgespart haben soll. Und jetzt kommt’s: Der Mensch heißt Dimitri Pumpianski und ist sich wahrschein­lich gar nicht bewusst, welche Assoziatio­nen sein Nachname im Deutschen wach werden lässt. Pumpianski – das ist der ideale Name wahlweise für jemanden, der notorisch auf Pump lebt, oder einen, der selbst im Geldverlei­h tätig ist und also Kredite vergibt.

Staatsrech­tler ohne engere Bindung zum Kreml betrachten den ebenso märchenhaf­ten wie unverschäm­ten Reichtum einzelner Oligarchen sowieso eher vom Volke gepumpt als redlich verdient. Die „Axioma“hat mal etwa 100 Millionen Dollar gekostet. Da muss eine alte Frau – eine junge natürlich auch – lange dafür stricken. Aber wenn sie nicht wie der Herr Pumpianski zufällig Milliarden mit Leitungen aus Stahl für Pipelines verdient hat, muss sie in die Röhre gucken. (nyf)

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FOTO: GIOVANNI ROMERO/IMAGO In Gibraltar vor Anker: die Superjacht Axioma.

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