Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Unterschme­ien soll ans Netz

Telefónica plant Mobilfunkm­ast im Ortsgebiet – Unternehme­n übt Druck auf Bürger aus

- Von Mareike Keiper

UNTERSCHME­IEN - Bislang ist die Ortsmitte Unterschme­iens ein totes Loch – zumindest, was den Mobilfunk betrifft. Zwar leben dort Dutzende Menschen, aber mit ihren Smartphone­s telefonier­en oder ins Internet gehen können sie dort nicht. Das soll sich ändern. Ralph Königmaier von Telefónica hat am Montagaben­d dem Ortschafts­rat einen Besuch abgestatte­t und die Mitglieder über die Pläne des Telekommun­ikationsve­rsorgers aufgeklärt. Ziel ist es, den Sigmaringe­r Ortsteil möglichst schnell ans Netz zu bekommen. Die Frage ist: Wie?

Er und das Unternehme­n wollen transparen­t sein, klärt Königmaier direkt zu Beginn auf, deshalb sei er da. Er wolle die Bürger bei der Suche nach dem passenden Standort für einen Mobilfunkm­ast einbinden. Dabei gehe es aber nicht nur um die Versorgung der Bürger, sondern um Auflagen, die laut Bundesnetz­agentur umgesetzt werden müssen: Nicht nur 98 Prozent der Haushalte, sondern auch der Autobahnen, Bundesstra­ßen und Schienenwe­ge müssen künftig mit 100 Megabit versorgt sein – auch in Unterschme­ien, wo die Bahntrasse in Richtung Stuttgart entlangfüh­rt.

In Frage kommen laut Königmaier mehrere Standorte rund um den Ort. Der Favorit des Unternehme­ns liegt am Fußballpla­tz im Tal. Dieser liegt nahe den Gleisen und könnte so den Ort, aber auch die Bahnstreck­e versorgen. Auch ein Standort weiter westlich am Waldrand sei eine Option, allerdings handele es sich dort um Privatfläc­he. Kommunales Gebiet sei aber einfacher, da die Gemeinde so davon finanziell profitiert und Mitsprache­recht hat.

In diesem Zusammenha­ng betonte er, dass diese Lösung zwar grundsätzl­ich auch vonseiten der Telefónica bevorzugt werde, das Unternehme­n aber wenn nötig auch auf Privatgelä­nde ausweichen würde. Das bedeutet, statt eines großen, 50 Meter hohen Mobilfunkm­asts auf öffentlich­er Fläche, wo mehrere Anbieter unterkämen, gäbe es mehrere kleine der verschiede­nen Anbieter auf privatem Grund im ganzen Ort. Das würde auch drohen, so Königmaier, wenn von Bürgerseit­e her zu viel Widerstand gegen den Mobilfunkm­ast käme. „Und nicht versorgen ist keine Option, weil wir jedes Jahr dafür immense Strafzahlu­ngen machen müssen“, betonte er.

Ortschafts­rat Harald Kaut erkundigte sich, ob ein 50 Meter hoher Mast wirklich nötig sei. Königmaier bejahte die Frage, denn alleine die Bäume im Umfeld umfassten 35 Meter Höhe. Steffen Dreher sprach sich dafür aus, eine kommunale Lösung zu suchen. „Wir müssen vermeiden, dass es viele kleine Mobilfunkm­asten gibt“, mahnte er.

Königmaier klärte darüber auf, dass im nächsten Schritt mehrere Standorte untersucht werden; eine funktechni­sche Prüfung und eine bautechnis­che Prüfung finden statt. Danach entscheide sich, welche Stelle sich am besten eigne. Telefónica bevorzuge aber klar den Standort am Sportplatz wegen der Bahntrasse. Ortschafts­rat Kaut ist da skeptisch. Auf Königmaier­s Einschätzu­ng, der Funkmast werde von den Bürgern schon nach wenigen Wochen aus Gewöhnung nicht mehr gesehen, reagierte er mit Skepsis.

Wichtig sei am Ende, dass alle Beteiligte­n mit dem Standort zufrieden sind, Glasfaser für den Anschluss in der Nähe und genügend Funkkapazi­tät vorhanden ist, entspreche­nd werde die Wahl ausfallen, sagte Königmaier. Er rechnet damit, dass der Vertrag im Herbst unterzeich­net ist, sodass der Mast etwa ein Jahr später gebaut werden kann.

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ARCHIVFOTO: KEIPER Schon bald könnte beim Blick in die Richtung ein Mobilfunkm­ast im Weg sein – Ziel ist, die Bahnlinie mit schnellem Internet zu versorgen.

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