Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Seid endlich mal gelassen, verflixt!
Mit der Gelassenheit ist es so eine Sache: Hat man sie, ist’s recht. Hat man sie nicht, ist’s schlecht. Dummerweise hängt es von äußeren Umständen ab, ob wir gelassen sind. So wie ein Papierschiff auf ruhigem Wasser stabil dahingleitet, ficht uns an wonnigen Sonntagen beim Ausschlafen wenig an. Doch wehe, wenn der Sturmwind des Alltags aufbraust! Dann schlägt unser Papierschiff im Strom des Lebens schnell leck – und rasch geht es dann auch unter.
Wie sagte schon der weise Schlaumeier Konfuzius? „Der höhere Mensch hat Seelenruhe und Gelassenheit, der gewöhnliche ist stets voller Unruhe und Aufregung.“Was all das mit der Fahrradstadt Freiburg zu tun hat? Eigentlich nur ein bisschen. Die „Badische Zeitung“berichtet: Ein mit tiefer Seelenruhe gesegneter Fahrraddieb wurde praktisch auf frischer Tat ertappt, wie er ein abgesperrtes Fahrradschloss zu knacken im Begriff war. Darauf von einem aufmerksamen Passanten angesprochen, behauptete der Mann in aller Gelassenheit, dass es sich um sein eigenes Rad handle, er lediglich den Schlüssel verloren habe. Wenig später suchte der echte Besitzer sein Fahrrad vergeblich. Er fand nur den aufmerksamen Passanten, der sich dafür entschuldigte, des Fahrraddiebs Märchen geglaubt zu haben.
Wir als ehrliche Menschen können daraus allerdings eine Lehre ziehen: dass Gelassenheit, wenn sie schon imstande ist, abgesperrte Fahrräder zu versetzen, auch eine erstrebenswerte Tugend für unsere Alltagsbelange ist. Aber wie man sie erreicht, hat selbst der weise Konfuzius nicht überliefert. (nyf )