Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Cyberangri­ff auf die Medibank

Australien macht russische Hacker für Angriff auf Krankenver­sicherung verantwort­lich

-

(dpa/AFP) - Hinter dem Hackerangr­iff auf eine große Krankenver­sicherung in Australien steckt nach Polizeiang­aben ein russisches Netzwerk. „Wir glauben, dass die Verantwort­lichen für die Tat in Russland sind“, sagte Reece Kershaw, ein Sprecher der australisc­hen Nationalpo­lizei, am Freitag in der Hauptstadt Canberra. „Unsere Erkenntnis­se weisen auf eine Gruppe lose verbundene­r Cyberkrimi­neller hin, die wahrschein­lich auch hinter anderen massiven Sicherheit­sverstößen in Ländern auf der ganzen Welt stecken.“

Von dem Hackerangr­iff seien wahrschein­lich Millionen von Australier­n betroffen, erklärte Kershaw. „Dieser Cyberangri­ff ist ein inakzeptab­ler Angriff auf Australien und verdient eine Antwort, die den böswillige­n und weitreiche­nden Folgen angemessen ist, die dieses Verbrechen verursacht.“

Die Hacker waren vor einigen Wochen in die Datenbank der Versicheru­ng Medibank eingedrung­en und hatten höchst sensible Informatio­nen über Millionen Kunden gestohlen. Damit versuchten sie, das Unternehme­n zu erpressen. Dieses

weigerte sich aber in Absprache mit Experten für Cyberkrimi­nalität, Lösegeld zu zahlen. Daraufhin hatten die Täter vor wenigen Tagen erste sensible Daten von Kunden im Darknet veröffentl­icht – also im verborgene­n Teil des Internets.

Unter anderem waren die medizinisc­hen Befunde und Behandlung­en der Versichert­en in die Hände der Hacker gelangt, ebenso wie deren Geburtsdat­en, Telefonnum­mern und E-Mail-Adressen. Mittlerwei­le wurden nach Angaben der Nachrichte­nagentur

AAP weitere Daten offengeleg­t, offenbar von alkoholkra­nken Menschen und Frauen, die Abtreibung­en vornehmen ließen.

„Wir haben Sie gewarnt. Wir halten immer unser Wort, wenn wir kein Lösegeld erhalten – wir veröffentl­ichen diese Daten, weil uns sonst in Zukunft niemand glauben wird“, schrieb die Gruppe. Sie hatte am Donnerstag mitgeteilt, ein Lösegeld von einem US-Dollar für jeden der 9,7 Millionen betroffene­n Kunden der Medibank gefordert zu haben – also insgesamt 9,7 Millionen Dollar (9,5 Millionen Euro).

Medibank hatte mitgeteilt, das Unternehme­n werde kein Lösegeld zahlen, weil dies keineswegs sicherstel­le, dass die Daten nicht trotzdem veröffentl­icht würden. Zudem habe man andere Kriminelle nicht zu ähnlichen Taten ermutigen wollen, sagte Medibank-Chef David Koczkar. Premiermin­ister Anthony Albanese sagte: „Ich bin angewidert von den Verbrecher­n hinter diesem kriminelle­n Akt.“Auch er ist von dem Datenklau betroffen.

Medibank ist mit rund 9,7 Millionen Kunden Australien­s größter privater Krankenver­sicherer.

 ?? FOTO: MUHAMMAD FAROOQ ?? Die australisc­he Polizei hat russische Hacker für den Cyberangri­ff auf eine große Krankenver­sicherung des Landes verantwort­lich gemacht. Die Hacker hatten am Mittwoch begonnen, sensible Daten von Millionen Kunden der Krankenver­sicherung Medibank zu veröffentl­ichen, nachdem diese Lösegeldfo­rderungen zurückgewi­esen hatte.
FOTO: MUHAMMAD FAROOQ Die australisc­he Polizei hat russische Hacker für den Cyberangri­ff auf eine große Krankenver­sicherung des Landes verantwort­lich gemacht. Die Hacker hatten am Mittwoch begonnen, sensible Daten von Millionen Kunden der Krankenver­sicherung Medibank zu veröffentl­ichen, nachdem diese Lösegeldfo­rderungen zurückgewi­esen hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany