Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das geheimnisvolle Leben vom „Hitlermühlen“-Erfinder
Fritz Menzer erfand für die Wehrmacht das „Schlüsselgerät 41“– Doch was geschah mit Menzer nach Kriegsende?
(dpa) - Fritz Menzer war mit seiner Erfindung des „Schlüsselgerät 41“eine zentrale Figur in der Chiffrierabteilung der Wehrmacht. Dennoch blieb seine bedeutende Rolle im Zweiten Weltkrieg lange Zeit ein Geheimnis, das selbst seine Familie und Bekannte nicht kannten.
Eine neue Filmreihe des Deutschen Museums schaut nun auch auf Menzers Leben nach Kriegsende – auf seine Zeit in sowjetischer Haft, seinen Kontakt zum amerikanischen Geheimdienst und seine leitende Position in der Lochkartenstelle der Bundesschuldenverwaltung, für die ihm 1973 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.
In den sieben Episoden der Filmreihe wird dabei deutlich, dass Menzer das Ausmaß seiner Tätigkeit im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit selbst vor seinem engsten Umfeld geheim hielt. „Ich wusste davon überhaupt nichts“, sagte Menzers Tochter, Gudrun Jackson, bei einem Pressetermin am Dienstag.
Zu Hause habe ihr Vater, der 2005 verstarb, nichts von seiner Erfindung erzählt. „Ich kann es heute noch immer nicht fassen“, sagte Jackson.
Menzer habe für die Nazis nicht nur das „Schlüsselgerät 41“, das auch als „Hitlermühle“bekannt ist, erfunden, sagte Carola Dahlke, Kryptologie-Kuratorin
des Deutschen Museums. „Er hat quasi jedes Jahr eine neue Erfindung gemacht.“Für jeden Buchstaben einer Nachricht, die verschlüsselt werden soll, generiert das Gerät eine pseudo-zufällige Zahl. Im Vergleich zu der bekannten EnigmaMaschine sei Fritz Menzers System „in der Berechnung dieser Pseudozufallszahl viel komplizierter und dadurch auch viel schwieriger zu brechen“, sagte Dahlke. Erst im vergangenen Jahr sei der Funktionsmechanismus des Gerätes zum ersten Mal öffentlich publiziert worden.
Hobby-Schatzsucher hatten 2017 eine der beiden „Hitlermühlen“, die heute zur Ausstellung des Deutschen Museums gehören, in einem Wald südöstlich von München entdeckt. Es entstand die Idee für ein Filmprojekt, das die Entstehung der Maschine und das Leben ihres Erfinders beleuchten soll. Dabei sei wichtig, das Thema aufzubereiten „ohne es zu verklären, aber auch ohne es geheim zu halten“, sagte Dahlke.
Einige Fragen, etwa zu einer möglichen Zusammenarbeit zwischen Menzel und dem US-Nachrichtendienst, blieben noch offen. Diese könnten sich aber klären, wenn in den kommenden Jahren weiter deutsche, amerikanische und sowjetische Geheimakten offengelegt werden.