Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eine Schnurre der Evolution
Tatort Münster: „Ein Freund, ein guter Freund“(ARD, So. 20.15 Uhr) – Aufgepasst. In diesem neuen Fall aus Münster muss das TV-Publikum tatsächlich einmal wieder richtig mitdenken, um den Faden nicht zu verlieren. Die Blödeleien zwischen Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) rangieren erst an zweiter Stelle.
Zwar startet der Krimi in gewohnter Manier mit einer launigüberheblichen Rede des Rechtsmediziners auf der Abschiedsparty seines Freunds und Anwalts Friedhelm Fabian (Jan Georg Schütte), aber dann ist erst mal Schluss mit lustig.
Würde auch nicht funktionieren, denn zum einen wird Fabian entführt, und bei Boerne erwachen alte Gefühle für dessen Frau Veronika (Proschat Madani).
Wie man sich denken kann, endet dieser amouröse Ausrutscher nicht happy, sondern tief enttäuschend. Aber was soll’s – Liebe ist laut Boerne sowieso nur „eine Schnurre der Evolution“. Thiel indessen muss einen Mordfall aufklären. Der Hausadvokat
des bekannten Mafiabosses Nino Agostini (Claudio Caiolo) liegt erschossen in seiner Kanzlei.
Beim Kommissar klickert es. Er wittert die Chance, Agostini endlich hinter Gitter zu bringen. Ein Tipp von Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) verhilft der Spürnase zu weiteren Erkenntnissen, die zu Fabian führen.
Autor Benjamin Hessler hat einen kunstvoll arrangierten Krimi geschrieben, in dem letztlich viel Geld in einer Kryptowährung die Ursache des Verbrechens ist, dessen Finale aber ganz klassisch auf einem Flughafen spielt.
Und Regisseurin Janis Rebecca Rattenni, die übrigens ihre Karriere als Schauspielerin bei der RTL-Daily „Unter uns“begann, liefert ein solides Werk ab. Ihre besondere Handschrift zeigt sich in dem immer wieder einmal geteilten Bildschirm.
So gewinnt man Einblicke in zwei, mitunter drei Szenen. Das trägt zwar nicht unbedingt zur Klärung des Falles bei, sorgt aber für flotte Abwechslung.