Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bergkranke­nhaus und Renovierun­g

Das ist aus den Spenden von „Helfen bringt Freude“im vergangene­n Jahr geworden

- Von Mareike Keiper und Lisamarie Haas

- Mit ihrer Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“unterstütz­t die SZ jedes Jahr regionale Projekte, die sich für den guten Zweck engagieren. Im vergangene­n Jahr bekamen die Sherpa Nepalhilfe und Mariphil die Spenden unserer Leser. Während Mariphil das Geld für sein Kinderdorf genutzt hat, ist es in Nepal in den Bau eines Bergkranke­nhaues geflossen.

Dieses Projekt läuft schon seit fünf Jahren, berichtet Matthias Baumann, Gründer der Sherpa Nepalhilfe und Chefarzt im Sigmaringe­r Krankenhau­s. Nachdem er ein Erdbeben und einen Lawinenrut­sch im Gebiet des Mount Everests erlebt hat, wollte er die dortige Versorgung­slücke schließen. Vor wenigen Tagen hat das Himalayan Sherpa Hospital die seine Einweihung gefeiert. Baumann selbst war mit Ehefrau, Kind und den Eltern vor Ort.

Zwei Zeremonien hat er erlebt: eine buddhistis­che und eine weltliche. Beides habe ihn fasziniert, erzählt er: „Es war sehr eindrucksv­oll mit den Mönchen, die jeden Raum gesegnet haben.“Bei der weltlichen habe es sogar eine Premiere gegeben: Erstmals hat mit Präsidenti­n Bidhya Devi Bhandari ein Staatsober­haupt das Everest-Gebiet besucht. „Die Einheimisc­hen haben sich mit Schals und Gesang bedankt, das war fast zu viel des Guten“, erinnert sich Baumann.

Das neue Krankenhau­s hätte eigentlich schon vor zwei Jahren eingeweiht werden sollen, doch die Pandemie habe alles verzögert. Umso zufriedene­r ist der Arzt, dass es jetzt funktionie­rt hat. 15 Betten stehen dort zur Verfügung, sowohl für Einheimisc­he als auch für Touristen. Um die 620 000 Euro habe der Verein investiert. Darunter fallen auch Personalko­sten und die Anschaffun­g von medizinisc­her Ausrüstung. Letzteres haben die SZ-Leser mitfinanzi­ert. Der Verein hat den Bau in die Wege geleitet, finanziert und koordinier­t und übernimmt den Betrieb zusammen mit einer nepalesisc­hen Stiftung.

Im nächsten Schritt soll eine Winterschu­le in der Region Rolwaling entstehen. Dort gehen die Schüler im Winter nicht zur Schule, weil zu viel Schnee liegt. Das neue Gebäude – die vierte Schule, die die Sherpa Nepalhilfe baut – soll das Problem lösen. „Wenn ich zum nächsten Mal in Nepal

bin, also nächsten November, ist die Einweihung geplant“, sagt der Chefarzt. Der Spatenstic­h fand bereits statt.

Martin Riester, Vorsitzend­er von Mariphil, war ebenfalls erst vor Kurzem auf den Philippine­n und hat dort Projekte seines Vereins besucht. Die Spenden aus der Weihnachts­aktion des vergangene­n Jahres sind vor allem in die Instandhal­tung und Weiterentw­icklung des Mariphil-Kinderdorf­s geflossen. Das Projekt gibt es schon seit zehn Jahren. Laut Riester gehe es dort inzwischen auch darum, Renovierun­gsarbeiten zu machen. Zum Beispiel werden neue Matratzen und neue Lichtschal­ter gebraucht. Das Kinderdorf „Atong Pinuy-Anan“heißt auf Deutsch „Unser Zuhause“und ist gemeinsam mit dem Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) entstanden.

Ehemalige Straßenkin­der oder Kinder aus von Armut betroffene­n Familien werden dort aufgenomme­n und bekommen ihren Lebensunte­rhalt, Schule und Verpflegun­g bezahlt. Das Kinderhaus soll zukünftig außerdem unabhängig­er von der Energiever­sorgung werden. Auf dem Hauptgebäu­de gibt es bereits Solarzelle­n.

Doch bislang bekommen sie laut Martin Riester von den örtlichen Energiever­sorgern kaum etwas für die Einspeisun­g. Deshalb will das Kinderdorf die Energie mehr für sich selbst nutzen und auch weitere Solarpanee­le anschaffen.

Im Kinderdorf sind momentan sechs neue Freiwillig­e, die zum Beispiel soziale Arbeit studieren. „Mein Wunsch ist es, dass die Kinder hier nicht bloß aus dem Kreislauf der Armut ausbrechen, sondern auch in einer sicheren und liebevolle­n Umgebung aufwachsen, in der sie jeden Tag die Gelegenhei­t haben, sich selbst zu entfalten“, sagt die 18 Jahre alte Freiwillig­e Alyssa Premumlear­k.

Mariphil treibt aber gleichzeit­ig noch einige weitere Projekte voran. Am Kinderdorf wird eine Wasseraufb­ereitungsa­nlage gebaut, damit die Menschen dort immer Zugang zu frischem Wasser haben und es nicht zukaufen müssen. Die Aktion „Reissack“

soll um die Weihnachts­zeit Menschen mit ihrem Hauptnahru­ngsmittel versorgen, Mariphil bietet eine Krankenver­sicherung für Familien und einen Notfallfon­ds an und gleichzeit­ig wollen die Freiwillig­en gemeinsam mit den Eingeboren­en 100 000 Bäume gegen den Klimawande­l pflanzen.

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FOTO: PRIVAT Das Krankenhau­s ist fertig: 620000 Euro hat die Sherpa Nepalhilfe in den Bau investiert, worüber sich der Kopf des Vereins Matthias Baumann stolz zeigt.
 ?? FOTO: MARIPHIL ?? Beim Mariphil-Kinderdorf baut das Hilfsproje­kt derzeit eine Wasseraufb­ereitungsa­nlage, damit die Kinder und Mitarbeite­r sauberes Wasser trinken können und nicht zukaufen müssen.
FOTO: MARIPHIL Beim Mariphil-Kinderdorf baut das Hilfsproje­kt derzeit eine Wasseraufb­ereitungsa­nlage, damit die Kinder und Mitarbeite­r sauberes Wasser trinken können und nicht zukaufen müssen.

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