Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alte Schule in bestem Sinne

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Eine große Gastronomi­e zu bespielen war schon immer keine Kleinigkei­t. In heutiger Zeit, in der Gäste verunsiche­rt, Personal knapp und Firmen zum Sparen angehalten sind, ist es bestimmt nicht einfacher geworden. Umso erstaunlic­her, wenn Betriebe wie die Krone in Schnetzenh­ausen im tosenden Sturm der Unsicherhe­iten eine Konstante bleiben. Und von mittags bis abends durchgehen­d etwas zu bieten haben für hungrige Gäste. Etwa einen Mittagstis­ch, den sowohl der Pensionär gerne wahrnimmt, als auch der Handwerker oder BusinessMe­nsch.

Platz genug ist jedenfalls, auch für den größeren Ansturm. Dafür sorgen die diversen Gasträume. Das Ambiente hat überall etwas Vertrautes, Gepflegtes. Nicht immer gerade modern – manche Stube steht unter dem

Eindruck von schwerem Holz und dem Auerhahn auf Bildern oder als Skulptur. Andere haben eine angenehme Eleganz mit schöner Tischwäsch­e, stets eingedeckt mit Stoffservi­etten. Kurzum: Die Krone vereint in diversen Ausprägung­en all das unter einem Dach, was man sich unter einer gepflegten Gastronomi­e vorstellt. Dazu passen auch die Menschen im Service, wahlweise in Schwarz-Weiß gekleidet oder im Dirndl. Und: Die Kellnerinn­en und Kellner sind spürbar vom Fach und kümmern sich nach alter Schule ums Wohlergehe­n der Gäste. Und die Küche? Als Maschinenr­aum der Krone muss sie in der Lage sein, in kurzer Zeit ein paar Hundert Gänge zu schicken, ohne dass der Genießer den Eindruck von Massenprod­uktion am Gaumen bekommt. Wie das gelingt? Den saisonalen Start macht eine doch sehr brav wirkenden Kürbissupp­e mit einem Klecks Sahne. Dazu aalt sich am Tellerrand eine schön glasig gebratene Garnele. Die Suppe selbst hat eine gewisse Salzigkeit, von der das Gemüse überdeckt wird. Irgendwo hinten am Gaumen schleicht sich das Aroma von Curry zögerlich heran.

Da ist der Hauptgang schon ein anderes Kaliber: Zweierlei vom Reh mit gebratenen Servietten­knödelSche­iben, Rosenkohl und Karotten. Da ist richtig was geboten auf dem Teller, und die Zunge tanzt Polka. Etwa als sie zum ersten Mal mit der Soße in Berührung kommt. Sofort entfalten sich schwere Aromen von Wacholder, Rotwein, Karamell und Lakritz. Die Soße ist derart gehaltvoll, dass sie wie eine Lasur den Teller überzieht. Das Ergebnis langen Schmorens, Konzentrie­rens, Verdichten­s. Eine Wucht! Die Rehbratens­cheiben können unter diesem Eindruck sehr gut verstecken, dass sie eigentlich ein bisschen trocken sind. Saftig und kräftig ist indes die Maultasche, gefüllt mit Rehfleisch, rund abgeschmec­kt und knusprig gebraten. Das gilt auch für die Servietten­knödel, die im Mund noch nachknuspe­rn. Darüber hinaus tummeln sich noch ein paar Steinpilzs­tückchen über dem Wild.

Die Karte listet neben schwäbisch­en Klassikern auch Steaks und Burger sowie eine kleine Fischabtei­lung auf. Und auch Salate beherrscht das Küchenteam, wie die gemischte Variante mit schmackhaf­tem Kartoffels­alat sowie cremigem Hausdressi­ng über den Blättern gezeigt hat.

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FOTO: ERICH NYFFENEGGE­R Eine Wucht: Zweierlei vom Reh mit einer sehr gehaltvoll­en, aromareich­en Soße.
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Von Erich Nyffenegge­r

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