Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bratwurst und Pommes auf katarisch
Zur Fußball-WM bieten sich vor dem Fernseher landestypische Snacks an
DOHA (dpa) - Shams Al Qassabi weiß, was gut als „Take away“, also als Essen zum Mitnehmen läuft. Sie war die erste Frau, die im Suk Wakif, der Altstadt von Doha, ein Geschäft eröffnete. In ihrem „Shay Al Shoomos“sind die Regags der Verkaufsschlager. Das sind Röllchen aus dünnem Teig, quasi die Crêpes der Kataris. Sie sind gefüllt mit Frischkäse und/oder Ei, je nach Wunsch auch mit Pilzen, Tomaten, Gemüse oder Hähnchen. Und bei ihr auch mit Safran.
Gegenüber gibt es die Regags süß mit Schokocreme. Dort bauen Frauen kurz vor Sonnenuntergang am Rande des Suks ihre Tafeln mit riesigen Töpfen auf und verkaufen dort selbst gemachte traditionelle Gerichte nach Familienrezept.
Einige Frauen rücken mit mobilen runden Herdplatten an. Darauf streichen sie auf Bestellung mit wenigen Handgriffen ganz dünn ihren mitgebrachten Teig. Ist er fertiggebacken, kommt Schokocreme obenauf. Dann wird der Fladen nicht gerollt, sondern zweimal zu einem Viertel zusammengeklappt. Fertig ist der süße Regag to go, dessen Teig laut der Verkäuferin nur aus Weizenmehl und Wasser besteht.
Ähnlich dünn sieht der Fladen bei „Chapati und Karak“an der Strandpromenade im Stadtteil Katara aus. Endlich ein Foodtruck! Er steht gegenüber des Amphitheaters. Chapati ist ein dünnes Fladenbrot indischen Ursprungs und besteht aus einer Vollkornmischung aus Gerste, Hirse und Weizen. Es wird mit Zucker, Salz, Wasser und Maisöl zubereitet und ohne Fett in der Pfanne gebraten. Entweder der Fladen bleibt pur und wird ein wenig mit Ghee (ähnlich Butterschmalz) eingepinselt, oder er wird mit Frischkäse, Schokocreme oder Hack gefüllt. Und wird der Wagen zur WM in die Nähe eines der acht Stadien ziehen? „Nein, wir stehen immer hier“, sagt der Verkäufer. Wenn es dunkel wird, hat sein Wagen Hochkonjunktur.
Das fällt auch auf der anderen Seite des Amphitheaters auf. Dort ist die „Tasty Street“mit rund 30 Minibuden aufgebaut. Das Ambiente erinnert an deutsche Weihnachtsmärkte. Einziger Schönheitsfehler: Nirgendwo stehen Menschen an. Stattdessen fahren sie in Autos vor und lassen sich Essen durch die Fensterscheibe reichen.
Gut läuft das Geschäft an der Bude „Sheel W Mashi“, deren Name Reiseführerin Naima Ettahi zum Schmunzeln bringt. „Das ist die Lautschrift für drei arabische Wörter und heißt: Nimm und Geh“, sagt sie. Der Hit im „Nimm und Geh“ist Hühnchen-Schawarma. Den Geschmack dürften deutsche Großstädter von Imbissen kennen, oder?
Mustafa widerspricht. „Die katarische Schawarma ist ganz anders“, sagt der Chefkoch des arabischen Restaurants „Al Bisana“, das gleich gegenüber liegt – und das ebenfalls Schawarma zum Mitnehmen anbietet. „Während Türken Tomatenpaste verwenden, nehmen wir Chilipaste“, erklärt er. „Die macht die Marinade für das gegrillte Hähnchen viel würziger.“
Nachdem der Restaurantchef sein Okay gegeben hat, verrät er, was noch drin ist: Kardamom, Ingwer, weißer Pfeffer, Paprika, Salz, frische Zitrone, Sonnenblumenöl, weißer Essig und Wasser.
In der benachbarten Snan Food Hall von Katara neben der Galeries Lafayette werden Snacks angeboten, die zumindest nach Ansicht ihres Verkäufers Soufiane das Zeug zum Verkaufsschlager für Fußballfans hätten: lauter gefüllte Teigtaschen namens Samosa und Samboosa.
Er zählt auf, was er im Sortiment hat: „Meat Sfiha mit Beef und Gewürzen wie Kümmel, Ingwer, Salz und Sellerie. Meat Sambousek und Fried Kebbe mit Beef, Spinach Fatayer mit Spinat, Knoblauch, Salz und Ingwer sowie Cheese Rolls.“Da kann man nach dem Probieren nur zustimmen: Lecker und genial für unterwegs auf die Hand.