Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Besserer Schulweg, weniger Lehrermangel
Fünf Mitglieder des Landeselternbeirats stammen aus dem Kreis Sigmaringen – Das sind ihre Ziele
- Der Elternbeirat gilt als Bindeglied zwischen Eltern und Schule. Der Landeselternbeirat wiederum übt diese Aufgabe auf höherer Ebene aus. Nach der Wahl der Vertreter des Regierungspräsidiums Tübingen steht fest, dass fünf von acht und damit ein Großteil aus dem Kreis Sigmaringen kommen. Die Übrigen stammen aus den Landkreisen Ravensburg, Reutlingen und dem Bodenseekreis. Für ihre Arbeit haben sie sich einige Themen auf die Agenda gesetzt, die besonders Schüler im ländlichen Raum betreffen.
Schulweg Was in Stuttgart und Tübingen funktioniert, hapert im ländlichen Raum: die Erreichbarkeit der Schulen. Als Beispiel nennt Jörg Vettermann, der künftig die Gymnasien vertritt, das Störck-Gymnasium in Bad Saulgau, die Modellschule für G 9. Wer sich dort anmeldet, habe unter Umständen eine Anfahrt von 45 Minuten – 90 Minuten täglich also. „Der Kreis dehnt sich, das ist nicht so einfach“, sagt er. Wichtig sei es deshalb, den Unterricht besser zu planen, um auch bessere Fahrzeiten zu erreichen. Darüber hinaus habe jede Schule einen Busbeauftragten. Auch das sieht er kritisch, denn wirke jeder nur in seinem Bereich. Außerdem seien verschiedene Verkehrsbetriebe involviert. „Vernetzung ist wichtig“, sagt Christoph Staib, Vertreter der Berufsschulen.
Im größeren Stile Einfluss nehmen wollen die Vertreter bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplan. Dafür wollen sie auch enger mit den Landkreisen kooperieren. Nicht zuletzt geht es ihnen im Optimalfall um eine unentgeltliche Schülerbeförderung, für die das Land aufkommt. „Das soll laufen wie mit der Lernmittelfreiheit“, so Vettermanns Vergleich.
Lehrermangel Durch den sogenannten Klassenteiler werden Klassen ab 30 Schülern getrennt. Ina Schultz, Vertreterin der Realschulen, wünscht sich eine Veränderung: Stattdessen soll individueller auf das Niveau der Schüler eingegangen werden. Auch hier sei der ländliche Raum benachteiligt, weil Eltern und Schüler weniger Auswahl an Schulen an einem Standort haben und daher
womöglich nicht die Förderung bekommen, die in einer größeren Stadt möglich wäre – ein Grund für mehr Personal. Besonders Real- und Gemeinschaftsschulen seien betroffen, um den einzelnen Zweigen gerecht zu werden.
Staib fordert, Quereinsteiger zu fördern. Die Latte hänge „sehr hoch“, dabei sei jede Betreuung besser als der Ausfall von Unterricht. Eine weitere Variante, um dieses Problem zu lösen, seien digitale Formate wie in der Zeit des Fernunterrichts. Allerdings, da sind sich die drei Vertreter einig, sei das nur eine Überbrückung und kein Dauerzustand.
G8 „Es gibt kein oder, sondern ein und“, sagt Staib und bezieht sich damit auf die Diskussion rund um G 8 und G 9. Wichtig sei es, entsprechende Lernbedingungen zu schaffen. „Es ist wie mit einem Kuchen: Hat man die falschen Zutaten, wird der Kuchen nicht besser, wenn man ihn länger rührt“, sagt er. Das bedeutet, Bildungspläne müssen entschlackt werden, während die Schule gleichzeitig Wert darauf legt, die Lernkompetenz der Schüler zu fördern, ergänzt Schultz. Die Schüler seien heute nicht mehr kompetent genug fürs Studium, zitiert Vettermann die
Hochschule Stuttgart, die ein Vorbereitungssemester eingeführt habe. Stattdessen sei es besser, die Reife bereits in der Schule zu vermitteln. Schultz betont aber, dass dem Landeselternbeirat da ab einem gewissen Punkt die Hände gebunden sind: „Wir dürfen beraten, aber nicht mitentscheiden, wir haben also lediglich ein Vorschlagsrecht.“
Datenschutz Eltern informieren sei für Elternbeiräte eine große Herausforderung, weil der Datenschutz die Weitergabe von E-Mails durch die Schule verbietet. Dadurch werden laut Vettermann 50 Prozent der Mütter und Väter gar nicht erreicht. Die Pandemie habe das noch einmal erschwert.
Ziel sei es also, die Kommunikation zwischen Beirat und Eltern an den Schulen zu erleichtern.