Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Aufregung um vermeintlichen Angriff mit K.O.-Tropfen
Mindestens sieben Besucher des Gammertinger Narrentreffens lassen sich ärztlich behandeln
- Die Schnittmenge zwischen dem, was sich Menschen erzählen, und den von offizieller Seite bestätigten Informationen ist oft nicht besonders groß. So auch nach dem Ringtreffen, das die Gammertinger Horig-Zunft am vergangenen Wochenende ausrichtete. In einem Festzelt sollen am Freitag K.-O.-Tropfen als Pulver versprüht, mindestens zwei Menschen sollen auf der Intensivstation behandelt worden sein, eine ganze Kolonne von Krankenwagen soll die Opfer in Krankenhäuser gebracht haben, und, und, und. Soweit die Gerüchte.
Die Verantwortlichen der Narrenzunft Horig sowie die Vertreter von Rotem Kreuz und Polizei stellen die Lage weniger dramatisch dar. Die Polizei spricht von einem „ruhig verlaufenen Narrentreffen“. Der Gammertinger DRK-Bereitschaftsleiter Thomas Hipp, der am Freitagabend selbst vor Ort war, geht nicht davon aus, „dass K.O.-Tropfen im Einsatz waren“.
Fakt ist aber, dass sich im Anschluss an den freitäglichen Dämmerungsumzug bei der Party im Festzelt wegen vermeintlicher K.O.Symptome eine Reihe von Besuchern im Lagezentrum des Roten Kreuzes behandeln ließ. Die Polizei beziffert ihre Zahl auf sieben, die Narrenzunft auf neun. Nach einer Häufung der Fälle gegen 22.20 Uhr und einer Warnung der Sicherheitskräfte entschieden sich die Verantwortlichen zu einer Durchsage an die Besucher über den DJ.
Zunftchef Harry Vojta geht davon aus, dass „bestimmte Mittel im Umlauf waren“. Die Sicherheitskräfte hätten eine bestimmte Ecke des 1800 Menschen fassenden Zelts unter Verdacht gehabt, doch ein Verdächtiger wurde bislang nicht ermittelt.
DRK-Bereitschaftsleiter Hipp sagt: „Manche Besucher haben den Flattermann bekommen, andere Herzrasen.“Ein Gast sei mit Atemnot behandelt worden. Sie alle seien zum Teil erheblich betrunken gewesen, wie die Polizei ausführt. Niemand
verlor jedoch das Bewusstsein. Alle mindestens neun „Patienten“wurden im Lagezentrum behandelt. Als sich ihr Kreislauf stabilisiert hatte und sie sich besser fühlten, konnten sie wieder gehen. Mit Ausnahme eines Besuchers, der nach eigenen Angaben Ecstasy genommen und getrunken hatte und deshalb mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht wurde.
Bei keinem Besucher konnten die K.O.-Tropfen laut Polizei und DRK nachgewiesen werden. In zwei Fällen wandten sich Betroffene an die Polizei. Beide Personen waren mit Alkoholwerten zwischen 1,4 und 1,8 Promille deutlich alkoholisiert, in einem
der Fälle wurde zusätzlich Betäubungsmittel im Blut nachgewiesen, wie die Pressestelle auf Anfrage mitteilt.
Insgesamt spricht DRK-Bereitschaftsleiter Hipp von einem unauffälligen Narrentreffen. Zwar protokollierten die Rettungskräfte sechs Fahrten in Krankenhäuser, doch bei Tausenden Besuchern sei dies ein normaler Schnitt.
Allein in den beiden Festzelten zählte die Horig-Zunft am Freitagabend mindestens 2500 Besucher. Diese Zahl hat die Zunft überrascht, weshalb am Samstag und Sonntag die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht wurde. „Unser Treffen war von der Resonanz und Organisation hervorragend“,
sagt der Zunftchef, „ich würde unserem Ringtreffen 98 von
100 Punkten geben“. Die Vertreter der Blaulichtfraktionen widersprechen ihm in dieser Einschätzung nicht.