Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
EZB bleibt entschlossen
Zentralbank hebt Zinsen an und will dies weiter tun
(dpa) - Die Euro-Währungshüter sehen sich im Kampf gegen die Teuerung auch nach der fünften Zinserhöhung in Folge noch nicht am Ziel. Die Europäische Zentralbank will die Zinssätze im März um weitere 0,5 Prozentpunkte anheben, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag sagte. Es gebe im EZB-Rat „sehr große Entschlossenheit“, diesen Schritt zu tun. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch. Zuvor hatte das oberste Entscheidungsgremium der Notenbank beschlossen, den Leitzins im Euroraum um weitere 0,5 Punkte auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Der Einlagensatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt auf 2,5 Prozent.
Sparer profitieren seit der Kurswende der EZB im Juli von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings frisst die Inflation die Zinserträge auf. Banken geben zudem höhere Zinsen traditionell bei Krediten etwa fürs Bauen schneller und in größerem Umfang an die Kundschaft weiter als bei Sparprodukten. Höhere Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt.
Gefragt nach weiteren Zinserhöhungen über März hinaus antwortete Lagarde: „Wir wissen, dass wir noch einen Weg vor uns haben. Wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind.“Sie betonte: „Unsere Entschlossenheit, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen und die Zinssätze
deutlich anzuheben, sollte nicht infrage gestellt werden.“
Im Januar schwächte sich der Preisauftrieb zwar erneut ab, dennoch lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat zufolge um 8,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. In Deutschland lag die Inflationsrate im Dezember bei 8,6 Prozent. Vor allem Energie und Lebensmittel heizen die Teuerung an. Die Januar-Zahlen für Deutschland werden für die kommende Woche erwartet.
Die EZB geht nach ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die Teuerungsrate im Euroraum erst 2025 wieder nah an ihre Zielmarke herankommen wird. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, denn sie können sich für einen Euro dann weniger leisten. Volkswirte sowie Vertreter von Bankenverbänden und Industrie in Deutschland lobten am Donnerstag den Kurs der Notenbank.