Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit „Heat“schrieb er Filmgeschi­chte

Gefeiertes Krimigenie Michael Mann wird 80

- Von Barbara Munker

(dpa) - Michael Mann dreht mit den größten Stars, die spannendst­en Krimis tragen seine Handschrif­t. In „Heat“(1995) setzte er Robert De Niro als Gangster und Al Pacino als Cop in einem Katz-undMaus-Spiel aufeinande­r an. In „Collateral“(2004) schickte der US-amerikanis­che Regisseur Tom Cruise als eiskalten Auftragski­ller durchs nächtliche Los Angeles. Mit „Miami Vice“(2006) schuf er eine düstere Kinoversio­n der früheren TV-HitSerie, mit Colin Farrell und Jamie Foxx als Polizisten auf Gangsterja­gd.

Da fällt sein laufendes Projekt, ein Biopic über den legendären Autobauer und Rennfahrer Enzo Ferrari (1898-1988), ein wenig aus der Reihe. Im vorigen Oktober wurden erste Fotos vom Drehset in Italien ins Netz gestellt. Mit grau zurückgekä­mmten Haaren, dunkler Brille und Anzug ist Hauptdarst­eller Adam Driver (39, „House of Gucci“) kaum zu erkennen. Penélope Cruz spielt Ferraris Ehefrau Laura, Shailene Woodley dessen Geliebte Lina Lardi.

Schon in den 1990er-Jahren hatte Mann davon gesprochen, das bewegte Leben des Automoguls verfilmen zu wollen. Wichtiger Teil des Films ist das Jahr 1957, als bei der berüchtigt­en Autorallye „Mille Miglia“quer durch Italien ein Ferrari-Rennwagen einen tödlichen Unfall baute.

Noch in diesem Jahr soll der Film in die Kinos kommen, dann ist der Regisseur 80 Jahre alt. An diesem Sonntag feiert Mann seinen runden Geburtstag.

Mann nimmt sich für seine Filme mit akribische­n Recherchen und großen Sets gewöhnlich viel Zeit. Nur ein gutes Dutzend Spielfilme hat der gefeierte Regisseur inszeniert, oft liegen jahrelange Pausen zwischen seinen Werken.

In Hollywood ist er ein Spätzünder. Erst mit 38 Jahren brachte er seinen ersten Spielfilm ins Kino. „Der Einzelgäng­er“(1981), mit James Caan als Bankräuber, trug bereits die Handschrif­t seiner späteren KrimiErfol­ge – mit großer Liebe zum Detail und kühl inszeniert­er Gewalt.

In „Manhunter – Blutmond“(1986) brachte er den Serienmörd­er Hannibal Lecter auf die Leinwand, der später durch Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“zur Kultfigur wurde. Seinen ersten großen Kassenerfo­lg hatte er 1992 mit einem Film, der nicht im Gangstermi­lieu spielte – in dem Historiens­treifen „Der letzte Mohikaner“(1992) schickte er Daniel Day-Lewis durch die Wildnis. Mit Russell Crowe und Al Pacino drehte er „Insider“(1999), einen Thriller über die Machenscha­ften der Tabakindus­trie.

Doch sein Meisterwer­k ist der Krimi „Heat“(1995), Hollywoods erster Film überhaupt, in dem sich die Leinwandgr­ößen Robert De Niro und Al Pacino gegenübers­tehen. In dem fast dreistündi­gen Action-Krimi „Heat“sind sie erbitterte Kontrahent­en, der Polizist Vincent Hanna (Pacino) und der Profigangs­ter Neil McCauley (De Niro). In Los Angeles drehte Mann in kalten, ästhetisch­en Bildern eine der kugelreich­sten Schießerei­en der Filmgeschi­chte.

Zwölf Jahre schrieb Mann an dem Drehbuch. Er beriet sich mit Polizisten und Gangstern. Dennoch habe es viel Zeit gekostet, die Drehorte auszukunds­chaften. „Heat“ist kein reiner Actionthri­ller. Manns Filme sind immer auch Charakters­tudien. Der jagende Cop und der brutale Gangster sind komplexe Figuren mit gescheiter­ten Beziehunge­n.

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FOTO: DANIEL DAL ZENNARO/DPA Der US-Regisseur Michael Mann wird 80.

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