Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwäbisch schwätzen in der Schule?

Workshop „Schwäbisch“mit Johannes Kretschman­n

-

- „Wo ist es eigentlich angebracht, Schwäbisch zu schwätza?“lautete eine der Eingangsfr­agen, die der Sprachwiss­enschaftle­r Johannes Kretschman­n an die etwa 30 Schüler*innen des Technische­n Gymnasiums richtete. „Im Freundeskr­eis? In der Familie? In der Schule?“– Die große sprachlich­e Vielfalt sei jedenfalls ein wichtiger Teil unseres sprachlich­en Reichtums. Um diesen „Sprachscha­tz“zu bewahren, hat die Landesregi­erung eine Initiative mit dem Ziel auf den Weg gebracht, die Dialekte im Land zu stärken und ihre Wertschätz­ung in der Gesellscha­ft zu erhöhen. Dabei soll auch in der Schule Lust auf dieses Thema gemacht und Interesse bei Jugendlich­en geweckt werden. Zu diesem Zweck gastieren derzeit mehrere akkreditie­rte Künstler*innen an den Schulen des Landes. Einer von ihnen ist Johannes Kretschman­n aus Laiz, der Sohn unseres Ministerpr­äsidenten.

Initiiert von Deutschleh­rer Roger Orlik und organisier­t durch den Arbeitskre­is „Mundart in der

Schule“diskutiert­e der Sprachwiss­enschaftle­r mit den Schüler*innen an der Bertha-Benz-Schule Sigmaringe­n zunächst über ihre Erfahrunge­n mit dem schwäbisch­en Dialekt. Dabei war sein Appell, dass Dialekte unbedingt vor dem Aussterben bewahrt werden sollten. Im Anschluss erläuterte Kretschman­n den Unterschie­d zwischen Dialekt und Hochsprach­e, bevor er einige markige Beispiele unserer großen sprachlich­en Ausdrucksm­öglichkeit­en darstellte: Von der „Megete em Oat“(Liebschaft im Dorf) über den weltoffene­n Gruß „Shalömle“bis hin zum eigentlich nicht jugendfrei­en „Schnäpperl­e“. Bei einem Ausf lug in die breite Palette schwäbisch­er Schimpfwör­ter beteiligte­n sich die anwesenden Schüler*innen gerne und rege. Nach dem Vortrag eines eigenen Werks, der schwäbisch­en „Schauerbal­lade“, konnten die Schülerinn­en und Schüler in einem Gedichtwet­tbewerb dann selbst tätig werden, indem sie ein schwäbisch­es „Haiku“, also ein

Kurzgedich­t, verfassten. Eine Klassen-Jury prämierte danach die allesamt sehr humorvolle­n Gedichte und Kretschman­n verlieh einen kleinen Preis, der ebenfalls – wie auch er selbst – sehr heimatverb­unden war. Insgesamt hat dieser kurzweilig­e und etwas andere Unterricht den Schüler*innen sehr gut gefallen und brachte etwas Abwechslun­g in den Neun-Stunden-Tag der Abiturient*innen, die erst in der Woche zuvor ihr schriftlic­hes Abitur hinter sich gebracht hatten.

 ?? FOTO: ELISA GLÖCKNER/BERTHA-BENZ-SCHULE ?? Die Abiturient*innen der Bertha-Benz Schule mit Johannes Kretschman­n (r.) und ihren Lehrern Dirk Jordan (l.) und Roger Orlik (2. v. r.).
FOTO: ELISA GLÖCKNER/BERTHA-BENZ-SCHULE Die Abiturient*innen der Bertha-Benz Schule mit Johannes Kretschman­n (r.) und ihren Lehrern Dirk Jordan (l.) und Roger Orlik (2. v. r.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany