Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nicht die logische Lösung

- Von Thomas● Hagenbuche­r t.hagenbuche­r@schwaebisc­he.de

Es klingt logisch. Durch einen Strompreis-Rabatt soll die deutsche Industrie spürbar entlastet und somit internatio­nal wieder konkurrenz­fähig werden. Der Standort gewinnt an Wettbewerb­sfähigkeit und Hunderttau­sende Arbeitsplä­tze können gesichert werden. Da verwundert es kaum, dass die Wirtschaft eifrig Beifall klatscht.

Doch solch gut gemeinte Subvention­en bringen enorme Nachteile mit sich. Neben der Kernfrage, wer die zusätzlich­en Milliarden aufbringen soll, laden Geldgesche­nke der Politik stets zu Mitnahmeef­fekten ein – siehe Corona-Hilfen oder Strom- und Gaspreisbr­emse. Zudem weckt jede Großzügigk­eit des Staates neue Begehrlich­keiten. Wenn Großkonzer­ne günstigere­n Strom erhalten sollen, was ist dann mit den kleineren Zulieferer­n und dem Handwerk? Und warum sollen dann nicht auch Einzelhänd­ler, Landwirte und die notorisch klammen Kommunen günstigere­n Strom erhalten? Und die Privathaus­halte? Praktisch jede Art von Subvention führt unmittelba­r zu Fehlsteuer­ungen und schafft neue Ungerechti­gkeiten.

Die Politik ist hier wahrlich nicht zu beneiden. Sie muss entscheide­n, welche Subvention für wen wirklich notwendig ist, wer dabei leer ausgehen muss und wer das Ganze zu bezahlen hat. Subvention­en können durchaus Sinn ergeben – aber nicht mit der Gießkanne, sondern nur sehr gezielt zum Anschub wichtiger Zukunftste­chnologien. Allzu großzügige Gaben stellen dagegen fast immer ein Fass ohne Boden dar und verzögern nicht selten einen notwendige­n Strukturwa­ndel.

Besser als ein Industries­trompreis wäre deshalb, das Angebot an Energie konsequent auszuweite­n. Die Ampel tut bedauerlic­herweise das Gegenteil, indem sie noch voll funktionsf­ähige Kernkraftw­erke abschaltet. Ein Industries­trompreis löst unser Energiepro­blem keineswegs, er doktert lediglich an den Symptomen einer verfehlten Energiepol­itik herum. Eine logische Lösung wäre es vielmehr, den Ausbau der Wind- und Sonnenener­gie sowie der erforderli­chen Netze massiv zu beschleuni­gen und sämtliche sechs betriebsbe­reiten Kernkraftw­erke wieder ans Netz zu nehmen – zumindest so lange, wie dies noch notwendig ist.

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