Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bernd Storek will Menschen helfen
Nach über 30 Jahren gibt es einen neuen Heimleiter im Deignis Wohnheim
- Menschen, die kurz- oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben, finden seit über 30 Jahren im Deignis Wohnheim in Engelswies einen Ort, an dem ihnen geholfen wird. Winfried Hahn war Begründer und Geschäftsführer des Wohnheims und hatte seit der Entstehung die Heimleitung inne. Nach über 30 Jahren hat er aus Altersgründen die Heimleitung an Bernd Storek abgegeben.
Hahn hat das Deignis Wohnheim zusammen mit seiner Frau aufgebaut, nachdem er sein Elternhaus in Engelswies geerbt hatte. Mittlerweile gehören sechs Gebäude zu der Einrichtung. Mitte April hat Bernd Storek die Heimleitung übernommen. Zuvor hatte er ein halbes Jahr die Stellvertretung inne. Die Leitungsebene des sozialtherapeutischen Wohnheims ist in ein Dreiergespann aufgeteilt: Winfried Hahn ist weiterhin Geschäftsführer, Bernd Storek kümmert sich um die Heimleitung und Günter Steppacher ist Verwaltungsleiter. Der 35-jährige Storek ist gelernter Sozialpädagoge, studiert berufsbegleitend Psychologie und hat jahrelang mit straffälligen jungen Erwachsenen gearbeitet.
„Ich bin bewusst hier ins Dorf gezogen. Für mich ist das auch keine Arbeitsstelle, sondern eine Berufung als Christ“, sagt Storek. Er sehe sich als Mitarbeiter in der Gemeinde Gottes. Im sozialtherapeutischen Zentrum in Engelswies leben aktuell 44 Bewohnerinnen und Bewohner in zwölf Wohngruppen. Die Menschen leiden unter Schizophrenie, Depressionen, Zwängen oder sozialen Phobien und fänden im Deignis Wohnheim „eine kleine Überlebensnische“, so Storek. „Ambulante Psychotherapien können 80 Prozent der Menschen gut helfen“, sagt er. Die restlichen 20 Prozent gelten oft als austherapiert oder nicht therapierbar. Diese Menschen fänden im Deignis Wohnheim Hilfe.
Ziel der Einrichtung und der etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei es, den Menschen die beste Betreuung anzubieten. Ihnen werden verschiedene individuelle Therapieformen angeboten
und es werde ein Wiedereinstieg in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Eines dieser Angebote ist der Kreativbereich. „Wenn man die Kontrolle über sein Leben verloren hat, braucht man Begrenzungen, zum Beispiel in einem Bild“, erzählt Storek anhand eines Mandalas. Am Anfang, sagt er, hätten viele das Bedürfnis nach Schutz und später nach Autarkie.
Die Bewohnerinnen und Bewohner kommen aus ganz Deutschland nach Engelswies – viele entscheiden sich bewusst für die Einrichtung, weil neben dem Therapieangebot auch nach christlichen Grundsätzen gearbeitet wird. Voraussetzung sei es aber nicht, einer Kirche anzugehören, so Storek. Auch Menschen anderer Glaubensrichtungen kommen nach Engelswies. „Die Bewohner dürfen so sein, wie sie sind“, erzählt Storek. Der Glaube, sagt auch Winfried
Hahn, sei wichtig bei der Therapie. „Bei religiösen Menschen kann es auch sein, dass sich ihre Wahninhalte auf religiöse Themen beziehen“, so Hahn. Deshalb
werde den Bewohnerinnen und Bewohnern neben Pädagogen, Psychotherapeuten und Pf legekräften auch Seelsorger an die Seite gestellt.