Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In der „Räuberhöhle“darf Wurst gegrillt werden
Die angehenden Forstwirte der Stadt Mengen haben bei der Einrichtung der Trekking Camps wichtige Aufgaben übernommen
- Versteckt im Mengener Stadtwald liegt die Räuberhöhle. Bis zu neun Personen können hier drei Zelte aufschlagen und in der Natur übernachten. Die Räuberhöhle ist eins von zwei Trekking-Camps, die die Stadt Mengen zusammen mit dem Naturpark Obere Donau eingerichtet hat. Insgesamt gibt es im Kreisgebiet fünf solcher Camps, deren Plätze Interessierte über ein passendes Internetportal für 15 Euro die Nacht buchen können.
Die Ausstattung ist bewusst spartanisch und in allen Camps gleich. Neben den Flächen, in denen die Camper ihre Zelte aufstellen können, gibt es eine Feuerstelle, Sitzgelegenheiten mit Tisch und eine Kompost-Toilette. „Als der Naturpark Obere Donau mit dieser Idee des sanften Tourismus auf uns zugekommen ist, haben wir gleich zugesagt“, erzählt Bürgermeister Stefan Bubeck bei einem kleinen Eröffnungstermin. Für wenig Geld könnten Wanderer oder Touristen auf dem Donauradweg ganz legal mitten im Wald übernachten und Einheimische ihre Region noch einmal neu entdecken. Etwas unterschätzt
haben die Beteiligten allerdings die Herausforderungen, im eigenen Stadtwald geeignete Standorte zu finden. Nicht mitten im Biotop, am besten mit Handyempfang und mit Anbindung an Wanderwege. „Nicht alle Jagdpächter sind von solchen Nutzungen im Wald begeistert“, sagt Revierförster Stefan Vollmer. Dementsprechend habe es mehrere Anläufe gegeben, bis das Landratsamt die
forstrechtliche Genehmigung erteilen konnte.
Nach den Vorgaben des Naturparks Obere Donau geplant und dann eingerichtet wurde das Camp von der Abteilung Forst der Stadt Mengen und dem Bauhof. Die Kosten von insgesamt 10.000 Euro teilen sich Stadt und Naturpark. „Wir haben das Camp mit Hackschnitzeln ausgelegt und der Bauhof hat den Bereich um die Feuerstelle ausgeschottert, um die Gefahr eines Waldbrandes zu minimieren“, sagt Forstwirtschaftsmeister Felix Bartels. Außerdem habe man sich im Unterschied zu Gammertingen und Sigmaringen entschieden, dass die beiden Mengener Camps für die Betreuer und zur Leerung der Toilette auch mit Fahrzeugen erreichbar sind. Dazu haben die Bauhofmitarbeiter eine Zufahrt gebaut.
Leider können die Tanks der Kompost-Toilette nicht über die städtische Kläranlage entsorgt werden, weil die Anlage das verwendete Streu nicht verarbeiten kann. „Wir hoffen, dass wir da noch eine bessere Lösung finden“, so Bubeck.
Für die beiden Auszubildenden Fabian Kern und Isabella Kuchelmeister ist das Camp zu einem besonderen Projekt geworden. Die beiden angehenden Forstwirte waren in die Planungen und Arbeiten besonders intensiv eingebunden und haben den Bau von zwei Picknicktischen mit Sitzbänken (einen für jedes Mengener Camp) übernommen. „Der Baum, von dem das Holz für die Sitzgruppe stammt, ist schon vor Jahren im Stadtwald geschlagen worden“, sagt Fabian Kern. „Wir haben dann die Balken und Bretter nach Maß zugeschnitten und miteinander verbunden.“Die Teile der Tischplatte seien acht Zentimeter dick und so schwer, dass sie für den Transport ins Camp noch einmal vom Rest der Sitzgruppe getrennt werden mussten. „Es besteht keine Gefahr, dass jemand die Tische einfach wegträgt“, sagt Fabian Kern lachend.
Mit Marc Lehleiter hat die Stadt Mengen außerdem einen Camp-Betreuer gefunden, der für Gäste im Notfall telefonisch erreichbar ist und der immer wieder mal nach dem Rechten schaut. „Wenn jemand das Camp über die GPS-Daten nicht findet oder es andere Probleme gibt, kann ich weiterhelfen“, sagt er. Trotz des eher bescheidenen Wetters seien die Camps bereits einige Male gebucht worden.