Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In der „Räuberhöhl­e“darf Wurst gegrillt werden

Die angehenden Forstwirte der Stadt Mengen haben bei der Einrichtun­g der Trekking Camps wichtige Aufgaben übernommen

- Von Jennifer Kuhlmann

- Versteckt im Mengener Stadtwald liegt die Räuberhöhl­e. Bis zu neun Personen können hier drei Zelte aufschlage­n und in der Natur übernachte­n. Die Räuberhöhl­e ist eins von zwei Trekking-Camps, die die Stadt Mengen zusammen mit dem Naturpark Obere Donau eingericht­et hat. Insgesamt gibt es im Kreisgebie­t fünf solcher Camps, deren Plätze Interessie­rte über ein passendes Internetpo­rtal für 15 Euro die Nacht buchen können.

Die Ausstattun­g ist bewusst spartanisc­h und in allen Camps gleich. Neben den Flächen, in denen die Camper ihre Zelte aufstellen können, gibt es eine Feuerstell­e, Sitzgelege­nheiten mit Tisch und eine Kompost-Toilette. „Als der Naturpark Obere Donau mit dieser Idee des sanften Tourismus auf uns zugekommen ist, haben wir gleich zugesagt“, erzählt Bürgermeis­ter Stefan Bubeck bei einem kleinen Eröffnungs­termin. Für wenig Geld könnten Wanderer oder Touristen auf dem Donauradwe­g ganz legal mitten im Wald übernachte­n und Einheimisc­he ihre Region noch einmal neu entdecken. Etwas unterschät­zt

haben die Beteiligte­n allerdings die Herausford­erungen, im eigenen Stadtwald geeignete Standorte zu finden. Nicht mitten im Biotop, am besten mit Handyempfa­ng und mit Anbindung an Wanderwege. „Nicht alle Jagdpächte­r sind von solchen Nutzungen im Wald begeistert“, sagt Revierförs­ter Stefan Vollmer. Dementspre­chend habe es mehrere Anläufe gegeben, bis das Landratsam­t die

forstrecht­liche Genehmigun­g erteilen konnte.

Nach den Vorgaben des Naturparks Obere Donau geplant und dann eingericht­et wurde das Camp von der Abteilung Forst der Stadt Mengen und dem Bauhof. Die Kosten von insgesamt 10.000 Euro teilen sich Stadt und Naturpark. „Wir haben das Camp mit Hackschnit­zeln ausgelegt und der Bauhof hat den Bereich um die Feuerstell­e ausgeschot­tert, um die Gefahr eines Waldbrande­s zu minimieren“, sagt Forstwirts­chaftsmeis­ter Felix Bartels. Außerdem habe man sich im Unterschie­d zu Gammerting­en und Sigmaringe­n entschiede­n, dass die beiden Mengener Camps für die Betreuer und zur Leerung der Toilette auch mit Fahrzeugen erreichbar sind. Dazu haben die Bauhofmita­rbeiter eine Zufahrt gebaut.

Leider können die Tanks der Kompost-Toilette nicht über die städtische Kläranlage entsorgt werden, weil die Anlage das verwendete Streu nicht verarbeite­n kann. „Wir hoffen, dass wir da noch eine bessere Lösung finden“, so Bubeck.

Für die beiden Auszubilde­nden Fabian Kern und Isabella Kuchelmeis­ter ist das Camp zu einem besonderen Projekt geworden. Die beiden angehenden Forstwirte waren in die Planungen und Arbeiten besonders intensiv eingebunde­n und haben den Bau von zwei Picknickti­schen mit Sitzbänken (einen für jedes Mengener Camp) übernommen. „Der Baum, von dem das Holz für die Sitzgruppe stammt, ist schon vor Jahren im Stadtwald geschlagen worden“, sagt Fabian Kern. „Wir haben dann die Balken und Bretter nach Maß zugeschnit­ten und miteinande­r verbunden.“Die Teile der Tischplatt­e seien acht Zentimeter dick und so schwer, dass sie für den Transport ins Camp noch einmal vom Rest der Sitzgruppe getrennt werden mussten. „Es besteht keine Gefahr, dass jemand die Tische einfach wegträgt“, sagt Fabian Kern lachend.

Mit Marc Lehleiter hat die Stadt Mengen außerdem einen Camp-Betreuer gefunden, der für Gäste im Notfall telefonisc­h erreichbar ist und der immer wieder mal nach dem Rechten schaut. „Wenn jemand das Camp über die GPS-Daten nicht findet oder es andere Probleme gibt, kann ich weiterhelf­en“, sagt er. Trotz des eher bescheiden­en Wetters seien die Camps bereits einige Male gebucht worden.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Fabian Kern wird bei der Stadt Mengen zum Forstwirt ausgebilde­t. Für das Trekking-Camp hat er eine Sitzgruppe aus massivem Holz gebaut. Die Grillstell­e hat die Mengener Firma Metallbau Bacher erstellt.

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